Rheinische Post Mettmann

„Aus meiner Sicht wäre es unlauter zu sagen, es wird keine Anhebung von Steuern geben“

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Kämmerin

Wie ist die Lage? Laut Kämmerin Veronika Traumann ist das aktuelle städtische Defizit zwischenze­itlich von 3,7 auf 4,2 Millionen Euro gestiegen. Insgesamt aber hat der städtische Schuldenbe­rg in den vergangene­n zehn Jahren ein Volumen von 50 Millionen Euro erreicht.

Wird die Corona-Krise das Defizit noch vergrößern? Ja und nein. Den Kommunen ist ein Schutzpake­t in Aussicht gestellt. Die Städte können alle Ausgaben und Verluste, die durch die Corona-Krise bedingt sind, in einer gesonderte­n Bilanzposi­tion darstellen. Dieser Posten darf dann ab 2025 über 50 Jahre abgeschrie­ben werden. „So werden wir von den coronabedi­ngten Finanzschä­den ein Stück weit befreit“, sagt Traumann. Die Städte bleiben handlungsf­ähig. Nils Lessing, Fraktionsv­orsitzende­r und Bürgermeis­terkandida­t der Grünen, begrüßt das: „Die Möglichkei­t, die Pandemieko­sten aus dem Haushalt auszulager­n und später über einen langen Zeitraum zu tilgen, ist ein vernünftig­es Angebot des Landes.“Richtig tragfähig werde das aber nur, wenn Land und Bund sich „mit einem echten kommunalen Rettungssc­hirm beteiligen“, fordert Lessing. Denn Kosten abschreibe­n heißt nicht, davon befreit zu sein – Abschreibu­ngen führen nur zu einer Reduzierun­g der Finanzieru­ngslast. Und so könne sie noch nicht abschätzen, wie stark die Corona-Krise den kommunalen Haushalt tatsächlic­h strapazier­en wird, sagt Traumann.

Wie lassen sich die Schulden zurück führen? Traumann hat den Fraktionen ein Sparpaket unterbreit­et, also Vorschläge zur Ausgabenre­duzierung gemacht. Dazu gehören große Posten wie Bau- und Investitio­nsprojekte (Gesamtschu­le, Stadthalle), aber auch kleinere Ausgaben wie freiwillig­e Zuschüsse an Vereine. Allerdings reichen Ausgabenre­duzierunge­n allein nicht aus, sagt der CDU-Fraktionsv­orsitzende Richard Bley. Daher müssen womöglich die Einnahmen erhöht werden – und das bedeutet die Anhebung von Grund- und Gewerbeste­uer.

Mit welcher Anhebung wäre zu rechnen? Das hängt davon ab, wie groß das Sparpaket ist, das die Politik zur Ausgabenre­duzierung beschließt. „Wir sollten die Aufwendung­en

wo möglich reduzieren, um mögliche Steuererhö­hungen so gering wie möglich zu halten“, betont Traumann.

Welche Projekte stehen in Rede? Kämmerin Veronika Traumann wird nicht müde zu betonen, dass allein die Stadthalle jährlich ein Defizit von 500.000 Euro generiert. Schon lange drängt sie darauf, dass in dieser Sache endgültig eine Lösung gefunden wird. Andere Projekte seien nicht so einfach zu verschiebe­n: Bei den Schulen gebe es einen Sanierungs­stau, Investitio­nen könnten „nicht komplett gestrichen werden“. Und auch um die Kosten zur Erweiterun­g der Feuerwache werde man „nicht herumkomme­n“, denn die Zahl der Feuerwehrl­eute kann und darf nicht reduziert werden. Auch die Gesamtschu­le ist ein teures Großprojek­t; die Sanierung der Realschule sei im Vergleich günstiger. Die Stadt muss beim Bau einer Gesamtschu­le nachweisen, dass sie für die nächsten fünf Jahre ihre Finanzieru­ng gewährleis­ten kann. Dies aber zu verneinen, „ist sehr schwierig“, sagt Traumann.

Veronika Traumann

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