Rheinische Post Mettmann

Unverpackt-Laden trotzt Corona-Krise und kommt ins TV

- VON VALESKA VON DOLEGA

WÜLFRATH Das Geschäft von Cristin Prehn und Anne Schemann sorgte sofort für Aufmerksam­keit. Per Crowdfound­ing realisiert, gibt es bei ihnen Waren des täglichen Bedarfs ohne Verpackung. Nudeln, Gewürze und Müsli zum Beispiel. Die Kunden befüllen ihre mitgebrach­ten Kästchen oder Gläser selbst aus den großen Behältern. „Und deshalb war bei uns Hygiene schon immer oberstes Gebot“, erklären die beiden Frauen.

In der Corona-Krise hätte das Geschäftsm­odell zum Problem werden können. Kunden könnten eher auf in Plasik verpackte Lebensmitt­el zurückgrei­fen, im Glauben, diese Variante

sei hygienisch­er als Unverpackt­es. Mit einigen Ideen hat das Duo die Sorgfalt noch einmal verschärft. „Was sich bei uns jetzt durch die Corona-Pandemie geändert hat ist: Alle Kunden müssen als erstes zum Handwaschb­ecken“, erläutert Anne Schemann das Prozedere. Mit einer Bio-Handwaschs­eife auf Pflanzen-Öl-Basis, werden dort die Finger 30 Sekunden - oder die Zeit, die es braucht, zwei Mal „Happy Birthday“zu singen – gründlich gereinigt. Außerdem geht das Unverpackt-Duo „ein paar Mal öfter als gewöhnlich“mit Desinfekti­onsmittel über die Stellagen und Tische.

Corona-tauglich wurde außerdem etwas umgestellt, wie Anne Schemann erläutert. Auf dem Tisch inmitten des Ladenlokal­s stehen neuerdings zwei Körbe: Einer mit unbenutzte­n Schippen, Schaufeln und Trichtern und einer, dessen Utensilien gerade zum Abfüllen von Kaffeebohn­en, Rohrzucker und Co. verwendet wurden – und auf dem Weg in die Spüle sind. „Und natürlich ist die Anzahl der Kunden, die sich gleichzeit­ig im Geschäft tummeln, auf drei Personen begrenzt.“

Obwohl sich durch die Furcht vor Covid-19-Erkrankung­en und die daraus resultiere­nden, oktroyiert­en Beschränku­ngen und Auflagen der Corona-Blues in der Stadt bemerkbar macht – ihrem Unverpackt-Laden bleiben die Kunden treu. Nicht bloß als Welle der Solidäritä­t, sondern weil sich das Konzept

mehr und mehr durchsetzt. Synergien werden geschlosse­n, denn Not macht erfinderis­ch und neuerdings gibt es hier an der Wilhelmstr­aße köstliches Seelenfutt­er in Form von Backwaren und Pralinen aus der Manufaktur von Cafébetrei­berin Cynthia Meiners. Für all das gab es viel Lob und Bestätigun­g von den Einkaufend­en.

Aber nicht nur von ihnen allein. Das Wülfrather Unverpackt-Geschäft wird fernsehpro­minent. Ein Team des ZDF fand sich für Dreharbeit­en ein, die am 3. Mai im Format „plan b“zu sehen sein werden. „Eigentlich sollte in Köln bei Unverpackt gedreht werden“, erinnert sich Anne Schemann an jenen Mittwoch vor ein paar Tagen.

Aber wegen der Corona-bedingten, veränderte­n Öffnungsze­iten klappte das nicht. „Aber eine der ZDF-Redakteuri­nnen hatte über einen unserer Lieferante­n in Erlangen von uns gehört“, so erreichte das Duo die Anfrage – und spontan wurde an der Wilhelmstr­aße gedreht. „Klar ist das eine tolle Reklame für uns – und das ganze Unverpackt-Projekt“, sagt Anne Schemann. „Noch besser wäre es aber gewesen, bei ‚Tante Olga’ in Köln zu drehen“, führt sie aus. Tante Olga sei so etwas wie „die Mutter der Idee“, hier würden Vorträge zum Thema Müllvermei­dung konzipiert und Bücher geschriebe­n. „Wir sind doch eigentlich noch Neulinge.“

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FOTO: VALESKA VON DOLEGA Die Hygienebed­ingen im Unverpackt-Laden waren schon vor Corona strikt.

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