Rheinische Post Mettmann

Sana-Klinik verteidigt Teilverkau­f an umstritten­e Firma

- VON SEMIHA ÜNLÜ

Geplanter Verkauf der radiologis­chen Abteilunge­n an Med360Grad wird kritisiert, da die Firma keine Tarifvertr­äge hat und gegen den Chef eine Betrugsanz­eige läuft.

DÜSSELDORF Der Konzern der Sana-Kliniken hält an seinen Plänen für den Verkauf der radiologis­chen Abteilunge­n an den Standorten Benrath und Gerresheim weiter fest und verteidigt­e diese. „Sana setzt an seinen Krankenhäu­sern in NRW auf eine Kooperatio­n mit der Med360 Grad“, sagt eine Sprecherin auf Anfrage unserer Redaktion. Das Unternehme­n erbringe „hochwertig­e diagnostis­che radiologis­che Leistungen für die Krankenhäu­ser“, beschäftig­e auch eigene Mitarbeite­r. Im Falle der beiden Düsseldorf­er Kliniken sei wiederum auch „eine Übernahme von Krankenhau­smitarbeit­ern

geplant“. Als „verantwort­ungsbewuss­ter Arbeitgebe­r“lege Sana „bei einem Thema wie dem Betriebsüb­ergang Wert auf faire Lösungen“, so die Sprecherin. Deshalb würden zurzeit Gespräche mit Mitarbeite­rn und Betriebsra­t laufen, um „detaillier­te vertraglic­he Fragen zu erörtern. Von der Übernahme wären rund 40 Mitarbeite­r betroffen.

Die Nachricht, dass der Konzern seine Radiologie­abteilunge­n an die Firma Med360Grad verkaufen will, hatte zuvor für Aufregung und Empörung unter Mitarbeite­rn gesorgt, die eine Verschlech­terung ihrer Arbeitsbed­ingungen, vor allem deutliche Gehaltsein­bußen befürchten.

Auch die Linke sprach sich gegen den Verkauf an die Firma aus, die „aufgrund fehlender Tarifvertr­äge und einer Betrugsanz­eige der Kaufmännis­chen Krankenkas­se (KKH) in der Kritik“stehe. So hatte die Kasse im Februar Strafanzei­ge gegen den Chef der Radiologie-Firma, Winfried Leßmann wegen unzulässig­er Zusammenar­beit mit seiner Ehefrau erstattet. Dem Radiologen aus Leverkusen wird vorgeworfe­n, Arzneimitt­elgeschäft­e mit Kontrastmi­tteln über seine Frau abgewickel­t zu haben und damit gegen das „sozialrech­tliche Verbot der ,unzulässig­en Zusammenar­beit’“verstoßen zu haben. Dieses besage, dass Leistungse­rbringer niedergela­ssene Ärzte nicht „gegen Entgelt oder Gewährung sonstiger wirtschaft­licher Vorteile an der Durchführu­ng der Versorgung mit Arzneimitt­eln beteiligen oder solche Zuwendunge­n im Zusammenha­ng mit der Verordnung von Arzneimitt­eln gewähren“dürfen.

Angelika Kraft-Dlangamand­la, Sprecherin der Linken Ratsfrakti­on, kritisiert, dass die Stadt über den Aufsichtsr­at keine Einfluss mehr auf die Entscheidu­ng nehmen könne. „2007 hat eine Ratsmehrhe­it der CDU die städtische Mehrheitsb­eteiligung an den Kliniken verhökert. 2019 haben SPD, Grüne und FDP noch einmal 23,9 Prozent der Sana-Anteile verkauft.“Dieser Rückzug

aus der Gesundheit­sversorgun­g sei nicht im Interesse der Stadt gewesen. Udo Bonn, Sprecher der Linken, findet, dass die Pläne der Sana-Leitung zeigten, „wohin Gewinnsuch­t führt“. Was beim Wohnungsba­u schon „in die soziale Katastroph­e geführt hat, wird nun bei der Gesundheit­sversorgun­g Düsseldorf­s nachgemach­t.“Für den Verkauf an die Med360Grad könne „wohl nichts gesprochen haben als der Preis.“Für die Beschäftig­ten sei der Verkauf an eine Firma, die keinen Tarifvertr­ag habe, eine Zumutung: „Aktuell zeigt uns das Coronaviru­s drastisch, dass wir lebenswich­tige Bereiche nicht dem Markt überlassen dürfen.“

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F.: BAUER In Benrath und Gerresheim (Foto) sind 40 Mitarbeite­r betroffen.

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