Rheinische Post Mettmann

Bürger mit Pflege-Erfahrung gesucht

Landrat Thomas Hendele appelliert an Kundige, sich registrier­en zu lassen, damit Personal-Lücken in Heimen geschlosse­n werden können. Ihnen macht die Corona-Verordnung zu schaffen.

- VON CORDULA HUPFER UND MARITA JÜNGST

METTMANN „Wir haben das große Glück, dass bei uns noch keine Bewohner erkrankt sind“, sagt Roland Spazier, Leiter des Caritas Altenstift­s in Mettmann, in dem 100 Bewohner leben. Auch von den dort arbeitende­n Pflegekräf­ten habe sich noch niemand infiziert. Sollten jedoch Erkrankung­sfälle auftreten, könne sich die Situation ganz schnell ändern.

Deshalb begrüßt Spazier auch den Aufruf des Landrats Thomas Hendele, dass sich Pflegekräf­te oder in der Pflege erfahrene Menschen melden sollen. „Wir sind allerdings in der glückliche­n Lage, notfalls auf eigene Mitarbeite­r zurückgrei­fen zu können“, sagt Spazier. Denn Caritas-Mitarbeite­r aus anderen Bereichen, beispielsw­eise der Familienhi­lfe, seien derzeit in Kurzarbeit, hätten aber auch eine Pflegeausb­ildung. Die könnten dann auch im Seniorenhe­im eingesetzt werden.

In den Alteneinri­chtungen wird derzeit jede helfende Hand gebraucht, denn die neue Corona-Aufnahmeve­rordnung ist für sie eine Herkulesau­fgabe, für manche sogar eine kaum lösbare Aufgabe, berichtet Daniela Hitzemann, Sprecherin der Mettmanner Kreisverwa­ltung. Die Verordnung sieht unter anderem vor, dass die gesamte Einrichtun­g in drei verschiede­ne, komplett voneinande­r getrennte Bereiche eingeteilt werden muss, um im Fall einer Infizierun­g zu verhindern, dass das Virus sich im ganzen Haus ausbreitet. Für die nötigen räumlichen Kapazitäte­n habe der Kreis bereits Vorkehrung­en für Unterbring­ungsmöglic­hkeiten getroffen und werde diese den Einrichtun­gsträgern in Kürze zur Verfügung stellen können.

Die Trennung ist aber nicht nur räumlich, sondern auch personell zu vollziehen. Das bedeutet, dass Mitarbeite­r nicht zwischen den Bereichen ausgetausc­ht werden dürfen, wenn einmal ein Engpass entsteht. „Daher möchte der Landrat die Heime mit seinem Aufruf unterstütz­en und eine Plattform bereitstel­len, auf der sich Bürger mit Pflege-Erfahrung registrier­en lassen können. Jede Meldung wird auf geeignete Einsatzmög­lichkeiten geprüft und es wird darauf geachtet, dass ältere Unterstütz­ungskräfte keinem erhöhten Infektions­risiko ausgesetzt werden“, erläutert Hitzemann. Es bestehe keine Verpflicht­ung, aber auch keine Garantie für einen Einsatz. Bei Bedarf würden die Helfer unmittelba­r kontaktier­t. Der Kreis unterstütz­t die Heime auch weiterhin mit Schutzausr­üstung, sofern mal wieder eine Lieferung eintrifft. „Schutzklei­dung ist nach wie vor Mangelware, wir haben keine Vorräte. Alles, was neu eintrifft, geht sofort wieder raus, auch an die Alteneinri­chtungen“, sagt Hitzemann. Alle Einrichtun­gen kämen derzeit noch klar, aber es sei überall knapp. Wie Hitzemann versichert, wird darauf geachtet, dass auch jene Helfer, die sich auf den Aufruf hin melden, nur unter Einhaltung aller Schutzvero­rdnungen eingesetzt werden. Da es sich bei den Altenheim-Bewohnern um die für das Virus anfälligst­e Klientel handele, sei es geboten, alle mögliche Vorsicht walten zu lassen. Derzeit gebe es in sechs Altenheime­n im Kreis Mettmann Erkrankung­sfälle, entweder bei den Bewohnern oder bei Personal. Von allen Einrichtun­gen im Kreis, die im weitesten Sinne etwas mit Altenwohne­n oder Altenpfleg­e zu tun haben, sollen insgesamt 42 betroffen sein. Und das Gros der bislang im Kreis Mettmann an der Viruserkra­nkung Verstorben­en (45, Stand 17. April) stamme aus den Altenheime­n.

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FOTO: OLIVER BERG/DPA Ein Pfleger hält in einem Pflegeheim die Hand einer Bewohnerin.

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