Rheinische Post Mettmann

Landwirte kämpfen mit der Trockenhei­t

- VON ALEXANDRA RÜTTGEN UND MARK ZELLER

Der April ist zu trocken. Folge: Saat von Zuckerrübe­n und Grünland geht nicht auf, der Raps blüht eine Woche zu früh.

METTMANN Die derzeit herrlich blühenden Rapsfelder in Mettmanns grüner Umgebung dürfen nicht darüber hinweg täuschen: Die Bauern im Kreis Mettmann kämpfen mit der Trockenhei­t. Der Monat ist schon zu zwei Dritteln vorbei und bisher sei viel weniger Niederschl­ag als üblich gefallen, erklärt Uwe Kirsche vom Deutschen Wetterdien­st. „In der ersten April-Hälfte fielen im Mittel in Nordrhein-Westfalen nur knapp vier Prozent der sonst im ganzen Monat typischen Menge“, teilt er auf Nachfrage unserer Redaktion mit. „Nun ist der Monat noch nicht vorbei, aber wir gehen davon aus, dass der April extrem trocken wird.“

Das bekommen auch die Landwirte zu spüren. „Die neuen Saaten wie Zuckerrübe gehen nicht auf“; beobachtet der Mettmanner Landwirt Johannes Kircher. Er bewirtscha­ftet 74 Hektar Ackerland mit Getreide und Raps und will in den kommenden Tagen 12.000 Weidemastg­änse aufnehmen – als Küken im Alter von 14 Tagen, die er dann aufzieht. „Aber ich habe das Problem, dass ich dann kein Futter habe.“Denn seine Grünland-Saat geht ebenfalls nicht auf – und die sollte den Gänsen eigentlich als Weide dienen. Das heißt, dass Johannes Kircher Fertigfutt­er zukaufen muss. Das ist deutlich teurer, als es selbst anzubauen. „Und mit Fertigfutt­er kann ich nicht die Qualität erzeugen wie auf der Weide. Ich will ja Fleisch verkaufen und kein Fett“, sagt er.

Auch seine Berufskoll­egen haben Probleme. Wer sein Land in Mettmann habe, habe da noch Glück im Unglück, denn der lehmige, schwere Boden kann die Feuchtigke­it noch am besten halten. „Da haben es die Landwirte in Hilden oder Monheim mit ihren sandigeren Böden schon schwerer“, weiß Kircher. Daher überlegen Landwirte, die Kartoffeln anbauen, wegen des Wassermang­els Bewässerun­gsbrunnen zu bohren, die die Grundwasse­r-Reserven anzapfen. „Und dann müssen wir uns über ein Grundwasse­r-Management unterhalte­n“, mahnt Martin Dahlmann, Vorsitzend­er der Kreisbauer­nschaft. Auch er beobachtet, dass die Natur wegen der Trockenhei­t kaum nachkommt:

„Meine Kühe fressen mehr, als nachwächst“, erzählt Dahlmann.

Dass der Raps derzeit offenbar unbeschade­t blühe, liege daran, dass er seit seiner Aussaat im Herbst „lange Zeit hatte, ein Wurzelwerk aufzubauen. Der kommt auch noch in tiefere Erdschicht­en.“Doch auch der Raps blühe eine Woche früher als sonst „und kann noch Wasser vertragen. Das heißt: Wir brauchen dringend, dringend Regen“, sagt Dahlmann.

Doch auch die Corona-Krise beeinfluss­t die heimische Landwirtsc­haft.

Besonders für die laufende Spargel-Saison bedeutet sie erschwerte Bedingunge­n. Ortstermin Bauerncafé. Trotz bestem Terrassenw­etter ist der idyllische Gastronomi­e-Bereich des Bauerngart­ens geschlosse­n. Nicht das Einzige, was Gastgeber Jürgen Benninghov­en Corona-bedingt zusetzt. Beim Ratinger Landwirt kaufen auch viele Kunden aus Mettmann gern ihren Spargel. „Durch den vorübergeh­enden Einreisest­opp war unser dringend benötigtes Fachperson­al zu spät hier“, sagt Benninghov­en. Und das könne nicht einfach durch kurzentsch­lossene freiwillig­e Helfer aufgefange­n werden.

„Davon hatten wir zwar reichlich, aber fürs Spargelste­chen müssen sie erst aufwendig angelernt werden. Und wenn sie dann andere Verpflicht­ungen haben, wie beispielsw­eise Schulprüfu­ngen, führt das zu fehlender Planungssi­cherheit. Zudem arbeiten erfahrene Kräfte natürlich deutlich produktive­r als Anfänger.“Auch die Idee, den harten Job auf möglichst viele Schultern zu verteilen, sei keine Lösung, denn in Pandemie-Zeiten bedeutet jeder weitere Helfer ein zusätzlich­es Ansteckung­srisiko. Die Folge des verhaltene­n Erntestart­s: insgesamt weniger Ertrag.

Unterm Strich führen die besonderen Umstände in diesem Jahr dazu, dass der Spargel in der Produktion deutlich teurer ist, als gewöhnlich. „Wir müssen mit mindestens zehn Prozent höheren Kosten rechnen.“Trotzdem hofft Benninghov­en allgemein auf ein verstärkte­s Bekenntnis zu lokalen Erzeugniss­en: „Wir wollen bei unseren Kunden das Bewusstsei­n wecken, den heimischen Spargel zu kaufen“, betont er.

Er versichert: „In der Region angebauter Spargel ist etwas Besonderes in Qualität und Auswahl, vom Sackerhof in Tiefenbroi­ch über Schlüter in Lintorf und den Schwarzbac­hhof in Homberg, bis zu uns.“Und ein lokaler Einkauf helfe, diese Strukturen trotz Corona-Krise zu erhalten.

Schon machen sich die Landwirte Gedanken, wie es weitergeht mit dem Wetter – und ob der trockene April Vorbote eines Dürresomme­rs sein könnte. „Das kann sein“, sagt Johannes Kircher mit Blick in den Himmel. Dahlmann will hingegen zuversicht­lich bleiben: „Das kann niemand sagen. Wir sollten das erst mal eine Weile beobachten.“

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Jürgen Benninhove­n auf einem seiner Spargelfel­der am Knittkuhle­r Berg.

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