Rheinische Post Mettmann

Der Pop-up-Galerist aus Flingern

Bernhard Voelz arbeitet bei der Clara-Schumann-Musikschul­e. Jetzt vertreibt er nebenbei auch Kunst – ohne eigene Galerie.

- VON MARC INGEL

FLINGERN-NORD Der Anfang ist oft steinig. Bernhard Voelz arbeitet als Bezirkslei­ter bei der Clara-Schumann-Musikschul­e. Doch der studierte Musiker hatte auch schon immer ein Herz für die Kunst. „Ich besuche mit meiner Freundin fast jedes Wochenende eine Ausstellun­g, kenne viele Künstler, in Düsseldorf, auch in Berlin“, sagt der Posaunist. Also entstand die Idee, mehr so nebenbei, Galerist zu werden. Eine eigene Galerie wollte er sich dann aber doch nicht ans Bein binden. Voelz wohnt in Flingern, an der Degerstraß­e, nebenan ist die Treppenhau­sgalerie, den Besitzer kennt er gut. Dort hat er also mit Beate Friedrich Ende 2019 seine erste Ausstellun­g organisier­t. „Die Resonanz war wirklich toll. Das hat mich bestärkt, meinen Weg fortzuführ­en“, erzählt der Galerist ohne Galerie.

Jetzt zu den Unwägbarke­iten: Die Treppenhau­sgalerie war für das Jahr 2020 weitgehend ausgebucht. Also suchte sich Bernhard Voelz andere Locations, erstmal nur in Flingern. Und er wurde fündig. Im Café Kausal an der Flurstraße 1 wurde er mit dem Wirt schnell einig. Das hat so eine schöne beleuchtet­e Rückwand. Dort wollte der 57-Jährige Venedig-Fotos von Fabio Bressanell­o zeigen, den er zuvor bei der Biennale kennengele­rnt hatte. „Er hat so einen besonderen Blick auf die Stadt. Die Kommunikat­ion war etwas abenteuerl­ich, wir haben immer aneinander vorbeigere­det, aber irgendwann kamen die Bilder. Es war dann mehr so ein Soft-Opening, die Finissage wollte ich größer aufziehen“, blickt Voelz zurück. Dann kam Corona. Die Nachfolge-Ausstellun­g in Sindelfing­en ist schon gestrichen,

Bressanell­o ist inzwischen pleite. Parallel hat der Pop-up-Galerist eine Ausstellun­g mit „übermalten Fotos“von Bernd Lieven in einem Architektu­r-Loft im Hinterhof an der Flurstraße 11 vorbereite­t. Vernissage war am Freitag, 13. März, 200 Personen waren eingeladen, 30 erschienen, „aber es war trotzdem sehr schön. Samstag und Sonntag kamen dann allerdings nur noch insgesamt sechs Leute“. Für Ende Mai war noch eine weitere Schau mit Bildern von Elena Kolbasina in der Treppenhau­sgalerie geplant – ebenfalls gestrichen.

Nun ist aller Anfang bekanntlic­h schwer, „aber damit konnte ich natürlich nicht rechnen“, sagt Voelz. Er will sich dennoch nicht verrückt machen, die Summen, die er investiert hat, sind noch überschaub­ar, „und ich mache das ja nur so als Hobby“. „Zone O“hat er seine Pop-up-Galerie ohne festen Ausstellun­gsort genannt, als Hommage an Zero-Künstler wie Mack, Piene, Uecker, „und weil Zone 0 diese

Phase des Schweigens und der Stille bezeichnet, eine meditative Zwischenzo­ne. Null ist die Zone, in der ein alter Zustand in einen neuen übergeht“, philosophi­ert Voelz. Das gefällt ihm, und das passt auch irgendwie zu ihm, weil er nach 30 Jahren an der Musikschul­e jetzt ja auch einen Neuanfang wagt.

Von seiner Po-up-Idee will er jedenfalls nicht abrücken. „Die Konkurrenz ist groß in Düsseldorf, sogar hier in Flingern“, sagt Voelz. Stattdesse­n sucht er weiter Locations, auch anderswo, vielleicht leerstehen­de Läden, die als Zwischennu­tzung

infrage kommen. Von der Kunst-Koryphäe Magnus Resch hat er gelernt, dass die Zeiten teurer Galerien vorbei sei, dass so etwas eher zur Befriedigu­ng der eigenen Eitelkeite­n dient, „so etwas brauche ich nicht“. Für Bernhard Voelz heißt es jetzt erst einmal: Kosten niedrig halten, Kontakte pflegen, nach weiteren möglichen Ausstellun­gsflächen Ausschau halten. Und Ruhe bewahren. Es kommen auch wieder bessere Zeiten.

Weitere Informatio­nen im Internet unter www.zone-0.net

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RP-FOTO: MARC INGEL Bernhard Voelz im Café Kausal vor den Bildern von Fabio Bressanell­o. Das Café hat geöffnet, schenkt To-go-Kaffee aus.

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