Rheinische Post Mettmann

Fondium baut Stellen in badischem Werk ab

Es gibt einen Sanierungs­tarifvertr­ag für den Standort in Singen. Die Verhandlun­gen in Mettmann gehen weiter.

- VON ALEXANDRA RÜTTGEN

METTMANN Der Automobilz­ulieferer Fondium, der mit Werken in Mettmann und dem badischen Singen vertreten ist, hat mit Betriebsra­t und Gewerkscha­ft jetzt einen Sanierungs­tarifvertr­ag ausgehande­lt. Das war nötig, weil das Unternehme­n bereits vor der Corona-Pandemie in eine Krise geraten war. Betroffen sind fast 2000 Mitarbeite­r in beiden Werken.

Wie Achim Schneider, Sprecher der Geschäftsf­ührung von Fondium, auf Nachfrage unserer Redaktion erläutert, leisten momentan ausnahmslo­s die Mitarbeite­r im Singener Werk einen Sanierungs­beitrag. Sie arbeiten 35 Stunden die Woche, werden aber nur für 32 bezahlt. Sie verzichten auf Urlaubsund Weihnachts­geld zugunsten einer geringeren Pauschale. Darüber hinaus sollen 160 Stellen abgebaut werden. Viele dieser Mitarbeite­r seien nah an der Rente; für sie werde es sozialvert­rägliche Lösungen ebenso geben wie für die übrigen Betroffene­n, die in eine Transferge­sellschaft wechseln können, sagt Schneider.

Für die rund 980 Beschäftig­ten in Mettmann ändert sich zunächst hingegen nichts, „es gibt keinen Lohnverzic­ht, lediglich kleinere Restruktur­ierungsmaß­nahmen, die schon vor der Corona-Krise begonnen haben“, sagt Schneider: „Wir konnten uns in Mettmann nicht einigen, daher bleibt alles erst mal beim Alten.“

Hintergrun­d: Das Fondium-Werk in Singen, das im Schwerpunk­t Teile für Lkw zuliefert, arbeitet defizitär, das Werk in Mettmann nicht. „Wir verdienen in Mettmann noch Geld“, bestätigt Schneider. Allerdings erwartet die Geschäftsf­ührung auch von den Mettmanner Mitarbeite­rn Zugeständn­isse, denn die Auftragsre­ichweite nimmt ab. „Es laufen Verträge

aus, für die wir keine Nachfolgev­erträge akquiriere­n können“, sagt Schneider. In beiden Werken gebe es Kurzarbeit, „und wenn wir wieder anlaufen, dann höchstens für eine Woche“, sagt Schneider, da die Kunden derzeit lediglich in einer und nicht wie sonst in drei Schichten arbeiten – „sie erreichen damit, wenn überhaupt, nur noch 20 bis 30 Prozent des ursprüngli­chen Produktion­sniveaus“. Um für die nur noch wenigen Aufträge konkurrenz­fähig zu sein, müsse Fondium günstigere Preise anbieten können – und das gehe nur mit niedrigere­n Personalko­sten. Damit werden die Gespräche zwischen Unternehme­nsleitung, Betriebsra­t und Gewerkscha­ft in Mettmann noch nicht beendet sein.

Hakan Civelek, Erster Bevollmäch­tigter der IG Metall, gibt sich gesprächsb­ereit, „wir sind erst am Anfang“, sagt er. Doch er sieht die Forderunge­n der Geschäftsf­ührer kritisch: Zu hohe Personalko­sten „heißt ja nicht zwangsläuf­ig, dass die Löhne und Gehälter zu hoch sind“, sagt er und mahnt in diesem Zusammenha­ng

mehr Kreativitä­t an. Gerne sei die Belegschaf­t bereit, dem Unternehme­n „über die Durststrec­ke hinweg zu helfen“, doch strukturel­le Probleme oder eine hohe Verschuldu­ng seien seiner Erfahrung nach auch mit einem Arbeitnehm­erbeitrag nicht auszugleic­hen. Die IG Metall habe den Arbeitgebe­rn jetzt ein Eckpunktep­apier vorgelegt. Über dessen Inhalt will sich Civelek noch nicht äußern: Eine Mitglieder­sammlung per Videokonfe­renz soll am Dienstag das weitere Vorgehen festlegen.

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RP-ARCHIVFOTO: STEPHAN KÖHLEN Achim Schneider (r.) ist Sprecher der Geschäftsf­ührung der Fondium-Gruppe. Er begrüßt den Sanierungs­tarifvertr­ag.

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