Fondium baut Stellen in badischem Werk ab
Es gibt einen Sanierungstarifvertrag für den Standort in Singen. Die Verhandlungen in Mettmann gehen weiter.
METTMANN Der Automobilzulieferer Fondium, der mit Werken in Mettmann und dem badischen Singen vertreten ist, hat mit Betriebsrat und Gewerkschaft jetzt einen Sanierungstarifvertrag ausgehandelt. Das war nötig, weil das Unternehmen bereits vor der Corona-Pandemie in eine Krise geraten war. Betroffen sind fast 2000 Mitarbeiter in beiden Werken.
Wie Achim Schneider, Sprecher der Geschäftsführung von Fondium, auf Nachfrage unserer Redaktion erläutert, leisten momentan ausnahmslos die Mitarbeiter im Singener Werk einen Sanierungsbeitrag. Sie arbeiten 35 Stunden die Woche, werden aber nur für 32 bezahlt. Sie verzichten auf Urlaubsund Weihnachtsgeld zugunsten einer geringeren Pauschale. Darüber hinaus sollen 160 Stellen abgebaut werden. Viele dieser Mitarbeiter seien nah an der Rente; für sie werde es sozialverträgliche Lösungen ebenso geben wie für die übrigen Betroffenen, die in eine Transfergesellschaft wechseln können, sagt Schneider.
Für die rund 980 Beschäftigten in Mettmann ändert sich zunächst hingegen nichts, „es gibt keinen Lohnverzicht, lediglich kleinere Restrukturierungsmaßnahmen, die schon vor der Corona-Krise begonnen haben“, sagt Schneider: „Wir konnten uns in Mettmann nicht einigen, daher bleibt alles erst mal beim Alten.“
Hintergrund: Das Fondium-Werk in Singen, das im Schwerpunkt Teile für Lkw zuliefert, arbeitet defizitär, das Werk in Mettmann nicht. „Wir verdienen in Mettmann noch Geld“, bestätigt Schneider. Allerdings erwartet die Geschäftsführung auch von den Mettmanner Mitarbeitern Zugeständnisse, denn die Auftragsreichweite nimmt ab. „Es laufen Verträge
aus, für die wir keine Nachfolgeverträge akquirieren können“, sagt Schneider. In beiden Werken gebe es Kurzarbeit, „und wenn wir wieder anlaufen, dann höchstens für eine Woche“, sagt Schneider, da die Kunden derzeit lediglich in einer und nicht wie sonst in drei Schichten arbeiten – „sie erreichen damit, wenn überhaupt, nur noch 20 bis 30 Prozent des ursprünglichen Produktionsniveaus“. Um für die nur noch wenigen Aufträge konkurrenzfähig zu sein, müsse Fondium günstigere Preise anbieten können – und das gehe nur mit niedrigeren Personalkosten. Damit werden die Gespräche zwischen Unternehmensleitung, Betriebsrat und Gewerkschaft in Mettmann noch nicht beendet sein.
Hakan Civelek, Erster Bevollmächtigter der IG Metall, gibt sich gesprächsbereit, „wir sind erst am Anfang“, sagt er. Doch er sieht die Forderungen der Geschäftsführer kritisch: Zu hohe Personalkosten „heißt ja nicht zwangsläufig, dass die Löhne und Gehälter zu hoch sind“, sagt er und mahnt in diesem Zusammenhang
mehr Kreativität an. Gerne sei die Belegschaft bereit, dem Unternehmen „über die Durststrecke hinweg zu helfen“, doch strukturelle Probleme oder eine hohe Verschuldung seien seiner Erfahrung nach auch mit einem Arbeitnehmerbeitrag nicht auszugleichen. Die IG Metall habe den Arbeitgebern jetzt ein Eckpunktepapier vorgelegt. Über dessen Inhalt will sich Civelek noch nicht äußern: Eine Mitgliedersammlung per Videokonferenz soll am Dienstag das weitere Vorgehen festlegen.