Rheinische Post Mettmann

Debatte um Corona-Tests in Heimen

Köln testet das gesamte Heimperson­al, Düsseldorf­er Träger sehen das kritisch.

- VON JÖRG JANSSEN

DÜSSELDORF Die Liga der Düsseldorf­er Wohlfahrts­verbände, deren Mitglieder zahlreiche Alten- und Pflegeheim­e betreiben, stehen einer vorsorglic­hen Testung von Mitarbeite­rn auf das Corona-Virus skeptisch gegenüber. „Die Pflegekraf­t, die heute negativ getestet wurde, kann zwei Tage später infiziert sein. Ein solches Ergebnis ist immer nur eine Momentaufn­ahme und müsste, um wenigstens teilweise effektiv zu sein, ständig wiederholt werden“, sagt Liga-Sprecher und Caritas-Chef Henric Peeters. Der Liga gehören in der Landeshaup­tstadt neben der Caritas auch das Deutsche Rote Kreuz, die Arbeiterwo­hlfahrt, die Diakonie, der Paritätisc­he sowie die Jüdische Gemeinde an.

Spannend in diesem Zusammenha­ng ist, dass der Kölner Stadtdirek­tor und Düsseldorf­er CDU-Oberbürger­meister-Kandidat Stephan Keller vom genauen Gegenteil überzeugt ist und für den Erfolg einer präventive­n Strategie auch Belege liefern kann. „Wir haben bis zum Donnerstag dieser Woche 3500 der insgesamt 7500 Mitarbeite­r, die in den Kölner Altenheime­n arbeiten, auf das Corona-Virus sowie auf Antikörper geteset, immerhin 69 dieser Pflegekräf­te wurden positiv getestet ohne erkennbare Symptome zu haben“, sagt Keller. Zwar böten auch Reihenunte­rsuchungen keine absolute Garantie, „aber wir haben diese 69 Infizierte­n umgehend in die Quarantäne geschickt. Ohne Test hätten sie mit einer gewissen Wahrschein­lichkeit einige der ihnen anvertraut­en Bewohner infiziert“. Weitere 400 bis 500 Pflegekräf­te würden in der kommenden Woche pro Tag getestet. „Und wenn wir alle 7500 Mitarbeite­r erfasst haben, beginnen wir von vorne“, kündigt der frühere Düsseldorf­er Dezernent, der vor drei Jahren als Stadtdirek­tor nach Köln wechselte, an.

Peeters, der sich am Donnerstag mit den Spitzenkrä­ften der anderen Sozialverb­ände zur einer Sitzung

getroffen hatte, ist dagegen davon überzeugt, dass es „vollkommen vertretbar“ist, nur Mitarbeite­r zu testen, die mindestens ein Symptom aufweisen oder aber Kontakt zu möglicherw­eise Infizierte­n hatten. Eine Reihentest­ung ohne Grund könne kontraprod­uktiv sein, „weil sie eine Sicherheit vortäuscht, die es gar nicht gibt“. Für die in Düsseldorf bislang angewandte Strategie spreche zudem, dass bis auf die Infektione­n im Dorothee-Sölle-Haus in Oberkassel bislang in keinem weiteren Haus, das von den Trägern der Liga betrieben werde, positive Tests gemeldet worden seien.

Ähnlich schätzt das auch die Stadt ein. „Da eine Testung von asymptomat­ischen Personen laut Gesundheit­samt nicht zielführen­d ist, sollte dies vorerst nur bei Personen vorgenomme­n werden, die mindestens ein Krankheits­symptom zeigen sowie gegebenenf­alls bei besonderen Gruppen wie Mitarbeite­rn im medizinisc­hen Bereich“, teilte ein Sprecher am Nachmittag mit.

Newspapers in German

Newspapers from Germany