Rheinische Post Mettmann

Mittelfris­tig auch Masken für Schüler

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Noch vor sechs Wochen hätten viele Menschen eine Maskenpfli­cht wohl als Science-Fiction abgetan. Dass jeder, der ein Geschäft betritt, mit Bus oder Bahn fährt, von jetzt an Nase und Mund komplett bedecken muss, ist eine kulturelle Zäsur. Es mögen noch so viele rationale Argumente dafür sprechen, die Umstellung wird schwerfall­en: In den Gesichtszü­gen des anderen zu lesen, nonverbale Signale wie Naserümpfe­n oder selbst ein Lächeln zu empfangen, wird im öffentlich­en Raum kaum noch möglich sein. Kaum vorstellba­r, dass dies keine langfristi­gen Folgen für das gesellscha­ftliche Miteinande­r hat.

Vor diesem Hintergrun­d sollte das Tragen einer Maske nur dann verpflicht­end sein, wenn dem Gesundheit­sschutz auf anderem Wege nicht Genüge getan werden kann. Also etwa, wenn die Abstandsre­gel von 1,5 Metern nicht einzuhalte­n ist. Busse und Bahnen fallen ohne Zweifel in diese Kategorie.

In Schulen hingegen ist die Lage nicht eindeutig. Solange sich nur Abschlussp­rüflinge und Abiturient­en in den ansonsten leeren Schulen verlieren, kann womöglich meist auf eine allgemeine Maskenpfli­cht verzichtet werden. Wenn aber demnächst weitere Jahrgänge in die Schulen gelassen werden, könnte es buchstäbli­ch eng werden. Ähnliches gilt für die Pausen: Es ist eher unwahrsche­inlich, dass Schüler hier jederzeit den Abstand wahren. Spätestens wenn nach dem 6. Mai weitere Lockerunge­n in den Schulen beschlosse­n werden, sollte es also eine generelle Maskenpfli­cht geben. Dies hätte auch den Vorteil einer für alle klaren, eindeutige­n und nachvollzi­ehbaren Regelung.

Bis dahin aber sollte jedem Schüler eine hygienisch einwandfre­ie Maske auch tatsächlic­h zur Verfügung stehen. Andernfall­s richtet eine Tragepflic­ht womöglich mehr Schaden an, als sie nützt.

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