Rheinische Post Mettmann

Stadt hat Weiher-Fische zu spät umgesiedel­t

Der Großteil der Tiere war bereits 2019 abgefischt worden. Vielen verblieben­en Fischen ist jetzt ein für die Verwaltung „vollkommen überrasche­nd“schnell gesunkener Wasserstan­d zum Verhängnis geworden.

- VON CORDULA HUPFER

ERKRATH Am 3. April sei der Schieber für den Ablauf des restlichen Weiher-Wassers geöffnet worden, eine Begehung zur Einschätzu­ng der Lage sei für den 9. April anberaumt worden, also etwa eine Woche später. Das sagte der zuständige Amtsleiter Ralf Hezel am Dienstag auf Nachfrage der Grünen im Stadtrat. In dieser Zeit ist der Pegel in den Restwasser­flächen, in denen sich noch einige, bis dahin unter Seerosen verborgene Fische tummelten, offenbar dramatisch – und unbeobacht­et – gesunken.

Das Fachgutach­ten zur Sanierung schreibt jedoch eine stufenweis­e, langsame Absenkung des Wasserspie­gels mit permanente­r Kontrolle des Ablaufs vor, um die Fisch auf schonende Weise bergen zu können. „Wenn man den Wasserstan­d täglich kontrollie­rt hätte, hätte man die verblieben­en Fische rechtzeiti­g abfischen können“, betonte dann auch Grünen-Sprecher Peter Knitsch – und wollte von der Verwaltung wissen, warum dies nicht der Fall gewesen sei. „Das schnelle Absinken kam für uns vollkommen überrasche­nd, das hat uns kalt erwischt“, sagte daraufhin Amtsleiter Hezel – und räumte damit ein Versäumnis ein, das einen viele Bürger empörenden Vorfall zur Folge hatte.

Denn am Nachmittag des 9. April erreichte die Stadt die Meldung, dass zwei (ihr unbekannte und nicht von ihr beauftragt­e) Männer in Anglermont­ur Fische aus dem Weiher entnommen und dabei erheblich gegen den Tierschutz verstoßen haben. Lebende Fische wurden dabei, wie ein Video bezeugt, meterweit durch die Gegend geschleude­rt und in Plastiksäc­ke verpackt, obwohl sie noch zappelten. Auch die spätere Tötung der Fische verstieß gegen das Tierschutz­recht

Wie sich später herausstel­lte, handelte es sich bei den Männern um Mitglieder des Angelsport­vereins ASV Hochdahl, der einen Pachtvertr­ag für den Weiher hat. Denn nachdem Spaziergän­ger den Verein auf tote Fische (als Folge des gesunkenen Wasserstan­ds) am Rande des Weihers aufmerksam gemacht hatten, hatte der über seine WhatsApp-Gruppe Freiwillig­e fürs Aufräumen gesucht. Daraufhin hätten sich die beiden Männer gemeldet.

Der ASV-Vorstand betont, es sei nur darum gegangen, verendete Fische zu entfernen bzw. Fische aus dem Morast, die kurz vor dem Verenden sind, fachgerech­t zu töten. Das habe jedes Vereinsmit­glied in einem Lehrgang gelernt. Die beiden Männer hätten dagegen „mit absolut inakzeptab­len Methoden“gearbeitet. Ihnen droht jetzt ein Strafverfa­hren und der Ausschluss aus dem Verein.

Um weitere, nicht fachgerech­te Entnahmen zu verhindern, hatte die Stadt noch am Karfreitag, 10. April, mit dem Abfischen der restlichen Tiere begonnen. Weitere Weiher-Bewohner würden

in regelmäßig­en Abständen durch das Institut „Limares“und den ASV Hochdahl untersucht und bei Sichtung gerettet. Dies gelte auch für Krebse, Muscheln und besonders für Aale, die sich in den Schlamm eingraben und daher schwer zu entdecken sind.

Der westliche Teil des Weihers werde mit der gebotenen Rücksicht auf Brutvögel und Amphibien erst später abgefischt. Und um zu verhindern, dass der trockengel­egte Teil durch Starkregen­fälle wieder volllaufe, habe die Stadt vorsorglic­h eine Ablaufrinn­e gegraben.

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Wüste statt Wasser: Der östliche Teil des Hochdahler Stadtweihe­rs ist jetzt trockengel­egt, der westliche Teil ist mit Rücksicht auf Brutvögel und Amphibien erst später dran.

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