Rheinische Post Mettmann

„Fortuna ist einfach ein geiler Klub“

Der 66-jährige Ex-Trainer spricht über seinen emotionals­ten Moment und gratuliert artig.

- PATRICK SCHERER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

DÜSSELDORF 1412 Tage lang, von März 2016 bis Januar 2020, bestimmte Friedhelm Funkel die Geschicke von Fortuna maßgeblich mit. Der 66-Jährige rettete den Verein vor dem Absturz in die Dritte Liga, stieg zwei Jahre später mit ihm auf und führte sein Team 2019 auf einen sensatione­llen zehnten Platz in der Bundesliga. Dadurch gewann der gebürtige Neusser bei seiner letzten Station als Trainer viele Freunde. Und er selbst betont immer wieder, dass die Jahre in Düsseldorf die schönsten seiner langen Karriere waren

Herr Funkel, wie geht es Ihnen in der Corona-Krise?

FUNKEL Uns geht es gut. Wir machen das Beste aus der Situation. Meine Frau Anja hat in ihrer Praxis für Psychother­apie und Coaching viel zu tun. Und ich weiß auch, mich zu beschäftig­en. Jetzt darf man ja auch endlich wieder Tennis spielen (lacht).

Fortuna feiert Geburtstag. Was ist denn Ihre schönste Erinnerung an Ihre knapp vierjährig­e Zeit bei Fortuna?

FUNKEL Da gibt es viele. Dass ich überhaupt noch einmal die Fortuna zum Abschluss meiner Karriere trainieren durfte, ist einfach eine tolle Sache. Dann gab es den Aufstieg mit dem Spiel in Dresden und die sensatione­lle Rückserie nach dem Aufstieg, als wir unglaublic­h tolle Spiele abgeliefer­t haben und noch Zehnter geworden sind. Das waren schon viele Höhepunkte.

Und wenn Sie sich für einen Höhepunkt entscheide­n müssten?

FUNKEL Dann würde ich den Aufstieg 2018 in Dresden wählen. Das war emotional mit das Größte, was ich als Trainer erlebt habe.

Dabei sind Sie doch Rekord-Aufstiegst­rainer. Es war schon Ihr sechster Aufstieg. Da müsste sich doch eine Routine einstellen...

FUNKEL Nein, da gibt es keine Routine. Das in der Saison 2017/2018 war wirklich der emotionals­te Aufstieg von allen, weil es nicht vorhersehb­ar war. Wir gehörten nicht zum Favoritenk­reis und haben es uns dann erkämpft – und das drei Spiele vor Ende der Saison. Das war sehr emotional.

Was macht den Verein Fortuna aus Ihrer Sicht aus?

FUNKEL Der Zusammenha­lt der Fans macht unglaublic­h viel aus. Sie stehen wie ein Mann hinter ihrem Verein, hinter ihrer Fortuna. Das hat sich in den vergangene­n Jahren – glaube ich – noch einmal intensivie­rt. Es ist eine sehr große Verbindung zwischen Mannschaft und Fans entstanden. Fortuna steht generell als Gemeinscha­ft zusammen.

Und: Fortuna ist einfach ein geiler Klub. Ich habe sie seit meiner Kindheit in Neuss verfolgt, und sie ist mir über die Jahre ans Herz gewachsen.

Worauf kann der Klub noch stolz sein?

FUNKEL Auf das Stadion. Es ist eines der schönsten in Deutschlan­d. Durch die bunten Sitze ist es einzigarti­g. Zudem ist Fortuna einer der größten Traditions­klubs. Andere Vereine haben es nach dem Absturz in die Niederunge­n nicht mehr nach oben geschafft. Fortuna ist durch das Stahlbad vierte Liga gegangen, hat sich berappelt und ist in den bezahlten Fußball zurückgeko­mmen. Mittlerwei­le ist sie wieder eine nennenswer­te Marke am deutschen Fußballhim­mel.

Welche Bedeutung hat Fortuna für die Stadt und die Region?

FUNKEL Sie hat eine große Bedeutung für die Stadt. Fortuna ist der größte Werbeträge­r, sie ist der größte Repräsenta­nt der Landeshaup­tstadt. Nichts gegen die anderen Klubs, Borussia oder DEG. Aber Fortuna ist einfach der größte Zuschauerm­agnet. In dieser Hinsicht sollte die Stadt stolz auf Fortuna sein.

Zum Abschluss: Fortuna wird 125 Jahre alt. Wenn Sie ihr eine Geburtstag­skarte schreiben würden, was stünde darauf?

FUNKEL Herzlichen Glückwunsc­h, dass Du in 125 Jahren durch viele Höhen und Tiefen gegangen und nach Rückschläg­en immer wieder in die Erfolgsspu­r zurückgeke­hrt bist. Bleib genau dieser tolle familiäre Klub, der Du bist. Ich wünsche Dir den größtmögli­chen Erfolg, hoffe, dass Du in der Bundesliga bleibst und weiterhin viele Düsseldorf­er glücklich machen wirst.

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? 28. April 2018: Fortuna-Trainer Friedhelm Funkel mit nassen Klamotten durch Bier- und Sektdusche­n nach dem Aufstiegss­piel in Dresden.
FOTO: IMAGO IMAGES 28. April 2018: Fortuna-Trainer Friedhelm Funkel mit nassen Klamotten durch Bier- und Sektdusche­n nach dem Aufstiegss­piel in Dresden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany