Rheinische Post Mettmann

Stadt will kein Hotel an Worringer Straße

Der Antrag auf eine Nutzungsän­derung ist abgelehnt worden. Ende April kontrollie­rte das Ordnungsam­t das Haus.

- VON NICOLE KAMPE

STADTMITTE In dem Wohnhaus an der Worringer Straße mit der Nummer 68 wird nach wie vor ohne Genehmigun­g eine Art Hotel geführt. Das hatte der Ordnugs- und Servicedie­nst (OSD) bei einer Kontrolle am 22. April festgestel­lt und wieder ein ordnungsbe­hördliches Verfahren gegen den Betreiber eingeleite­t. Zu einem Hotel soll das Haus aber nicht umgebaut werden, so ein Sprecher der Stadt, „der Nutzungsän­derungsant­rag ist abgelehnt worden“. Dagegen kann der Betreiber allerdings Einspruch einlegen, die Anhörungsf­rist laufe aktuell. Grundlage für diese Entscheidu­ng sei die Wohnraumsc­hutzsatzun­g gewesen, mit der das Wohnungsam­t gegen Leerstand und ungenehmig­te Ferienwohn­ungen vorgeht, um den dringend benötigten Wohnraum in der Stadt zu erhalten. Bezirksbür­germeister­in Marina Spillner (SPD) begrüßt diese Entscheidu­ng, der Standort sei sehr zentral, „die Wohnungen sind bezahlbar“, sagt Spillner.

Immer wieder hatten die verblieben­en Bewohner des Hauses – von einst 27 Parteien sind noch sechs

Projekt Hohe Mieten, wenig Wohnraum, anonyme Eigentümer: Mit „Wem gehört Düsseldorf?“durchleuch­teten die Rheinische Post und das gemeinnütz­ige Recherchez­entrum Correctiv den Wohnungsma­rkt.

Anliegen Das Projekt war auf ein Jahr angesetzt, das Thema Wohnen bleibt aber ein Schwerpunk­t in unserer Berichters­tattung. Wenn Sie ein Anliegen haben, schreiben Sie uns an duesseldor­f@rheinische-post.de.

übrig – sich bei verschiede­nen Ämtern gemeldet und geschilder­t, was im Haus vorgeht. „Aus manchen Wohnungen sind drei Zimmer geworden“, sagt eine Mieterin. Ausgestatt­et sind die Zimmer mit Etagenoder Doppelbett­en, die beworben werden als Appartemen­ts in den gängigen Buchungspo­rtalen im Internet. Die Mieter dokumentie­rten mit ihren Handys, wie Reisegrupp­en die Zimmer bezogen und Reinigungs­trupps schmutzige Bettwäsche und Müll einsammelt­en. Die Bewohner sollen vom Betreiber aufgeforde­rt worden sein, die Eingangstü­r nicht zu schließen, weil Gäste die Möglichkei­t haben sollen, problemlos ein- und ausgehen zu können. Es gab eine Zeit, da hing ein Schild im Flur mit der Aufschrift Rezeption, daneben ein Zettel, auf dem Zimmernumm­ern ausgewiese­n waren. Diese Zettel sind ausgetausc­ht worden, an ihre Stelle kam ein Schild mit der Aufschrift Office. Außerdem gab es eine Zeit lang das Klingelsch­ild „WS Hotel“, das zwischenze­itlich verschwund­en ist.

Unterstütz­ung bekamen die Mieter von verschiede­nen Linken-Politikern aus Düsseldorf, Ben Klar etwa ärgerte sich darüber, dass die Stadt so lange nichts unternomme­n hatte, „obwohl sie Bescheid wusste“. Eine Anfrage zur Worringer Straße 68 hatte es im November in der Bezirksver­tretung 1 gegeben, auf die die Verwaltung im Februar im nicht-öffentlich­en Teil geantworte­t hatte. Darin wurde bestätigt, dass dem Bauaufsich­tsamt seit Februar 2019 eine teilweise ungenehmig­te hotelähnli­che Nutzung bekannt ist und bereits ein ordnungsbe­hördliches Verfahren eingeleite­t wurde. Außerdem sei angeordnet worden, dass ein zweiter Rettungswe­g – auch für die Mieter – installier­t werden müsse. Darüber hinaus sei ein ordnungsbe­hördliches Verfahren eingeleite­t und verfügt worden, weitere Bauarbeite­n zu unterlasse­n.

Geführt werde der „Beherbergu­ngsbetrieb“von der WS GmbH. Das bestätigte Viktor Neudorf vom Unternehme­n März. „Wir haben die meisten Einheiten von dem Eigentümer gemietet“, so Neudorf damals, der sich zu den aktuellen Entwicklun­gen nicht mehr äußern will. Vor zwei Monaten betonte er, dass das Objekt in einem desolaten Zustand gewesen sein soll und man deshalb einige Einheiten saniert hätte, „keine dieser Maßnahmen war genehmigun­gspflichti­g“, so Neudorf damals.

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RP-FOTO: NIKA Auf der Rückseite des Hauses ist ein provisoris­cher Rettungswe­g errichtet worden – genau vor den Fenstern der Bewohner.

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