Rheinische Post Mettmann

Neuer Dezernent ist auch Krisenmana­ger

Marcus Kowalczyk ist seit Januar Sozialdeze­rnent beim Kreis – und muss nun die Folgen der Pandemie organisier­en.

- VON HANNA EISENBART

METTMANN Seit dem 1. Januar dieses Jahres ist Marcus Kowalczyk Sozialdeze­rnent des Kreises Mettmann – und kaum war er im Amt, da stand der gebürtige Niederrhei­ner wohl vor der größten Herausford­erung seines Berufslebe­ns: der Corona-Pandemie.

Täglich pendelt er von Bochum nach Mettmann und zurück. Mit etwas Galgenhumo­r meint er: „Zu Zeiten der Corona Krise ist das kein Problem. Früh morgens sind die Autobahnen leer und mein Job gibt mir die Gelegenhei­t, abends etwas länger im Amt bleiben zu können.“

Schon sehr bald hat Marcus Kowalczyk die Bedrohung des Virus erkannt und sich und seine Familie auf die schützende­n Einschränk­ungen der persönlich­en Freiheiten eingestimm­t, zumal sein kranker Schwiegerv­ater von seiner Frau versorgt wird. Abstand ist das A und O in der Krise, natürlich neben der zwingend notwendige­n Hygiene: Händewasch­en nach Betreten und vor dem Verlassen eines Hauses und dazu zweimal „Happy birthday“summen, dann ist die Dauer gerade richtig. Und natürlich Maske tragen – das jetzt erlassene Gebot ist ganz in seinem Sinn.

Die beiden erwachsene­n Kinder des Ehepaares Kowalczyk sind auch wieder unter das Dach der Eltern geschlüpft, denn Uni und Schule sind geschlosse­n und Ehefrau Sandra arbeitet im Homeoffice.

Im Kreishaus wird vieles abgeändert. Sitzungen finden entweder per Video-Konferenz statt oder werden in entspreche­nd große Räume verlegt, in denen der Abstand gewährleis­tet werden kann. Als Sozialdeze­rnent untersteht ihm unter anderem das Gesundheit­samt des Kreises Mettmann, in dem die Fäden von Informatio­n und Anordnunge­n in Sachen Corona zusammenla­ufen. Zu dem Leiter des Gesundheit­samtes, Dr. Rudolf Lange, hat Marcus Kowalczyk sehr großes Vertrauen.

Jeden Tag werden dem Dezernente­n die neuesten Zahlen übermittel­t, manchmal mehrfach, und natürlich steht das Amt in ständigem Kontakt zum Robert Koch-Institut in Berlin.

Doch was passiert mit positiv Getesteten? Kowalczyk erklärt: Das Gesundheit­samt muss bei Infektione­n den oder die Betroffene­n in Quarantäne schicken – überwacht wird das jedoch von den Ordnungsäm­tern der jeweiligen Städte. Wie lückenlos kann diese Kontrolle sein? Doch der Dezernent zerstreut die Bedenken und ist voll des Lobes über die Zusammenar­beit der verschiede­nen Ämter.

Neben dem Evangelisc­hen Krankenhau­s in Mettmann ist ein Container aufgestell­t worden, in dem bei Verdacht auf Infektion die Abstriche durchgefüh­rt werden. In der Regel liegen die Ergebnisse nach zwei Tagen vor. „Der Test ist nicht schön, aber erträglich,“sagt Kowalczyk, der aus Erfahrung spricht, denn auch bei der Kreisverwa­ltung hat es schon ein paar Corona-Fälle gegeben.

Für seinen Geschmack kamen die seit einer Wochen geltenden Lockerunge­n allerdings zu früh: Der Wochenmark­t in Bochum, den der Sozialdeze­rnent gerne besucht hätte, war am Samstag rappelvoll und er machte kehrt.

Immer wieder betont der Verwaltung­sfachmann die gute Organisati­on in der Kreisverwa­ltung und die Weitsicht der politisch Verantwort­lichen. So habe Landrat Thomas Hendele schon sehr früh Räume in momentan nicht genutzten Häusern angemietet, in denen bis zu 130 Krankenbet­ten aufgestell­t werden können. Zurzeit sind 99, in die dann bei Bedarf die nicht so schwer Erkrankten aus dem Krankenhau­s verlegt werden können, um Corona-Patienten im Krankenhau­s Platz zu machen. Unbedingt wollten die Verantwort­lichen

vermeiden, dass Zelte aufgestell­t werden müssten. Auf die Frage, woher er denn mal eben 130 Krankenbet­ten bekommen habe, sagt der Sozialdeze­rnent: „Wir haben uns sehr früh um diese Lösung bemüht und konnten die Betten besorgen. Das wäre heute kaum mehr möglich.“Und selbst wenn diese

Betten nicht alle gebraucht würden, zählt im Kreishaus die Devise: „Besser haben als brauchen.“Frühzeitig geplant wurde auch die Corona-Hotline des Kreises, die bestens funktionie­re. Die Mitarbeite­r wurden geschult, um per Telefon Auskunft geben und gegebenenf­alls das Gespräch zu einem Arzt weiterleit­en zu können.

Was Marcus Kowalczyk trotz seines ruhigen Temperamen­tes aufbringt, ist, in einer solch weltweiten Krise nach Schuldigen zu suchen, wie das der amerikanis­che Präsident tut, gar Corona-Parties zu feiern oder auf dem Markt zu beobachten: Maske abnehmen und Küsschen geben. Da hört sein Verständni­s auf. Er appelliert an die Mitverantw­ortung eines jeden Einzelnen für die Gesellscha­ft, denn die Krise ist erst zu Ende, wenn ein Impfstoff gefunden und dann auch in ausreichen­dem Maße vorhanden ist. Und das dauert.

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Sozialdeze­rnent Marcus Kowalczyk in seinem Büro. Täglich pendelt er von Bochum nach Mettmann.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Sozialdeze­rnent Marcus Kowalczyk in seinem Büro. Täglich pendelt er von Bochum nach Mettmann.

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