Rheinische Post Mettmann

Firma punktet mit Visieren

- VON CORDULA HUPFER UND SUSANN KRÜLL

Die Mitarbeite­r bewahrt das vor Kurzarbeit und Entlassung und die Kunden sind glücklich über die Atemfreihe­it hinter dem Kunststoff­schutz.

ERKRATH Die beiden Herren aus dem Fachgeschä­ft für Unterhaltu­ngselektro­nik im Baviercent­er fühlen sich wohl hinter ihren Acrylglas-Visieren. Im Vergleich mit den aufliegend­en, schnell mit Feuchtigke­it vollgesoge­nen Stoffmaske­n atme es sich dahinter einfach leichter. Und für die Kunden sei es angenehmer, wenn die Mimik des Verkäufers erkennbar und nicht hinter Stoff verborgen sei.

Für die Anschaffun­g dieser Visiere war kein weiter Weg nötig, denn sie werden mittlerwei­le auch in Erkrath produziert. Dafür sorgt Joachim Nöthen, der gemeinsam mit Joel Aengevelt eine Firma mit Sitz am Steinhof betreibt. Mit dem Corona-bedingten Wegbrechen ihres eigentlich­en Geschäftsf­elds, dem Messe- und Ladenbau, mussten sich die beiden etwas einfallen lassen, um ihre Angestellt­en vor Kurzarbeit oder gar Entlassung zu bewahren.

„Ich wollte etwas Sinnstifte­ndes produziere­n und da lag es nahe, anstelle von Folien, 3D-Buchstaben oder anderen Werbemater­ialien Visiere herzustell­en. Wichtig war mir, dass wir eine praktikabl­e Alternativ­e für diejenigen bieten, die keine medizinisc­hen Masken oder einfache Mund-Nasen-Bedeckunge­n tragen können oder wollen“, berichtet Nöthen. Rund zwei Wochen feilte er an dem Prototypen – bevor er in dieser wirtschaft­lich unsicheren Zeit eine „nicht unbedeuten­de Summe“in zwei neue Fräsen und zuletzt in eine Stanzmasch­ine investiert­e.

Für Unterstütz­ung bei Vertrieb und Marketing sorgt mittlerwei­le Unternehme­nsberater Jan Wagner. Er kümmert sich auch um die CE-Zertifizie­rung für das markengesc­hützte Visier. „Das NRW-Gesundheit­sministeri­um hat uns gerade bestätigt, dass unsere Visiere eine zugelassen­e Alternativ­e für Menschen

mit einem ärztlichen Attest sind, das ihnen bestätigt, aufgrund einer Erkrankung keinen dicht anliegende­n Schutz tragen zu können,“sagt Wagner. Seit gut drei Wochen kann man die Visiere an einem extra eingericht­eten Außer-Haus-Verkauf auf dem Firmengelä­nde erwerben oder über die Website der Firma „cutall“bestellen.

Seit vergangene­r Woche gibt es die Visiere aber auch im Bavier-Center, im Euronics-Shop von Reinhard Kiesslich. „Wir verkaufen etwa dreißig Stück am Tag“, berichtet der Geschäftsi­nhaber, der selbst eine solches Visier trägt. Er schätzt diesen Schutz ebenso wie Sara Willwerth von der Buchhandlu­ng Weber. Sie trägt allerdings eines, das der Erkrather Schreiner Hartmut Schader entworfen und angefertig­t hat. Schrader hat auch einen örtlichen Supermarkt mit Acrylschut­z für dessen Kassen versorgt. „Aber ich konzentrie­re mich ab jetzt wieder auf mein Kerngeschä­ft, die Schreinere­i“, sagt der Erkrather, der seiner Visiere auf Nachfrage individuel­l hergestell­t hat. Und natürlich in deutlich niedrigere­n Stückzahle­n als die Firma „cutall“.

„Mit der Stanzmasch­ine können wir die einzeln gefrästen, verstellba­ren Ringe, die um den Hinterkopf befestigt werden, jetzt in zehner Stückzahle­n stanzen,“erklärt Jan Wagner beim Gang durch Produktion und Versand. Dort arbeiten jetzt Werbetechn­iker und Grafiker als Prüfer und Verpacker der „Vizziii“-Visiere.

Visiere gibt es für 12,50 Euro pro Stück bei „cutall“, Steinhof 10, mo. bis fr. 8-17 Uhr, und im Baviercent­er bei Euronics. Nach dem Tragen mit einem fusselfrei­en Tuch abwischen, getränkt mit alkoholhal­tigem Reinigungs- oder Desinfekti­onsmittel.

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Lina Heuser produziert zurzeit die Schaumstof­f-Stücke, die für den Tragekomfo­rt der auf der Stirn aufliegend­en Visiere sorgen. Auch im Verkauf ist sie aktuell tätig.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Lina Heuser produziert zurzeit die Schaumstof­f-Stücke, die für den Tragekomfo­rt der auf der Stirn aufliegend­en Visiere sorgen. Auch im Verkauf ist sie aktuell tätig.

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