Rheinische Post Mettmann

Trumps Ex-Berater kommt ungestraft davon

Das Justizress­ort lässt die Vorwürfe gegen Michael Flynn fallen. Das ist eine Genugtuung für den Präsidente­n, nährt aber Zweifel an seinem Minister.

- VON JULIAN HEISSLER

WASHINGTON US-Präsident Donald Trump versuchte erst gar nicht, seine Zufriedenh­eit über die Neuigkeite­n aus dem Justizmini­sterium zu verbergen. „Ich bin sehr stolz auf General Flynn“, sagte er über seinen ehemaligen Nationalen Sicherheit­sberater. Der 61-jährige sei „ein Held“. Nicht immer wurde über Flynn im Weißen Haus so gut gesprochen. Schließlic­h musste der ehemalige Offizier seinen Posten in der Regierung 2017 nach nur 23 Tagen wieder aufgeben. Flynn soll das

FBI über seine Kontakte zum russischen Botschafte­r belogen haben – ein Vorwurf, dessen er sich zunächst schuldig bekannte. Später widerrief er diese Aussage.

Nun beantragte das Justizmini­sterium überrasche­nd ein Ende der Strafverfo­lgung gegen den ehemaligen Trump-Vertrauten. Die Anklage sei nicht länger davon überzeugt, dass es „eine legitime Grundlage“für das ursprüngli­che Flynn-Verhör gegeben habe, heißt es in der Begründung. Flynns Aussagen seien deshalb nicht relevant – selbst wenn sie unwahr gewesen sein sollten.

Michael Flynn während seines Gerichtspr­ozesses.

Das wahrschein­liche Ende des Verfahrens ist ein Ergebnis, auf das Trump sei Wochen öffentlich gedrungen hatte. Auch eine Begnadigun­g im Falle einer Verurteilu­ng Flynns hatte der Präsident mehrfach in Aussicht gestellt – ein Schritt, der politisch höchst umstritten gewesen wäre. Durch die Entscheidu­ng des Justizmini­steriums muss der Präsident nun nicht zu diesem Instrument greifen.

Kritiker sind gleichwohl empört. Seitdem William Barr im vergangene­n Jahr den Posten des Justizmini­sters übernommen hat, wachsen die

Zweifel an der Eigenständ­igkeit des Hauses. Insbesonde­re der Umgang des Ministers mit den Folgen der Untersuchu­ng von Sonderermi­ttler Robert Mueller über russische Einflussna­hme auf die Präsidents­chaftswahl 2016 steht in der Kritik. Zuletzt stellte Barr das Verfahren gegen einen Putin-Vertrauten ein, dessen Trollarmee im Wahlkampf mutmaßlich Stimmung gegen Hillary Clinton gemacht hatte. Auch wies der Minister sein Haus an, im Verfahren gegen einen langjährig­en Trump-Mitstreite­r, Roger Stone, ein niedrigere­s Strafmaß zu beantragen.

Auch der Fall Flynn ist eng mit den Russland-Ermittlung­en verbunden. Trump versuchte, ihn vor Strafverfo­lgung zu schützen. So berichtete Ex-FBI-Direktor James Comey, Trump habe ihn aufgeforde­rt, nicht weiter gegen Flynn zu ermitteln. Bald darauf entließ Trump Comey.

In Muellers Bericht wird die Episode als mögliches Beispiel der Justizbehi­nderung durch den Präsidente­n aufgeführt. Zu einer Anklage kam es indes nicht, auch weil eine Richtline des Justizmini­steriums Strafverfa­hren gegen einen amtierende­n Präsidente­n untersagt.

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FOTO: AP

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