Wie sich die Urlaubsländer öffnen
Noch gilt eine weltweite Reisewarnung. Ob man 2020 überhaupt verreisen kann? Ein Überblick über die beliebtesten Ferienländer.
DÜSSELDORF In normalen Jahren gehen 50 Millionen Urlaubsreisen von Deutschland ins Ausland. 2020 ist alles anders. Deutschland hat die weltweite Reisewarnung bis 14. Juni verlängert. Es gilt als unwahrscheinlich, dass bald Fernreisen etwa nach Asien stattfinden. Anders sieht es bei einigen Nachbarländern aus.
Für Griechenland macht der Tourismus rund 20 Prozent der Wirtschaftsleistung aus. Derzeit hat das Land seine Grenzen für Urlauber noch gesperrt. Aber seit Anfang Mai werden die strengen Distanzregeln vorsichtig gelockert. Die Regierung hofft, dass das Land frühestens ab Juli wieder ausländische Urlauber empfangen kann. Touristen müssen dann in ihren Ferienorten die Abstandsund Hygieneregeln einhalten. Zudem ist ein obligatorischer Gesundheitscheck vor der Anreise im Gespräch.
Auch Spanien bemüht sich um eine Öffnung. Auf Basis eines VierStufen-Plans
soll das Land bis Ende Juni zur Normalität zurückzukehren, so die Regierung an. Dabei kann es regionale Unterschiede geben. Viele Hotels sollen schon Mitte Mai wieder öffnen dürfen, aber nur mit maximal einem Drittel der Belegung. Weitere Lockerungen wurden in einigen kaum vom Virus betroffenen Gegenden erlaubt, darunter die Baleareninsel Formentera sowie die Kanareninseln La Gomera, El Hierro und La Graciosa. Hier dürfen bereits Restaurants im Freien öffnen. Allerdings besteht bis zum 15. Mai ein Einreiseverbot für Urlauber. Die Regierung rechnet nicht vor Jahresende mit einigermaßen normalen Verhältnissen. Der klassische Trip nach Mallorca oder Barcelona dürfte in diesem Sommer utopisch sein.
In Italien, wo die Corona-Krise in Europa ihren Ausgang nahm, gibt es zwar erste vorsichtige Lockerungen, aber an eine Öffnung des Landes für Urlauber aus dem Ausland wagt bisher niemand ernsthaft zu denken. Immer noch sind die meisten Geschäfte
geschlossen, ebenso Sehenswürdigkeiten, Museen, Hotels und Restaurants. Und es gibt bisher auch noch keinen Termin, wann sie wieder öffnen könnten. Wenn überhaupt, setzen Italiens gebeutelte Hoteliers und Gastronomen für diesen Sommer auf den inländischen Tourismus.
In Frankreich wird es ab dem 11. Mai erste Lockerungen geben. Allerdings müssen Hotels, Bars und Restaurants bis mindestens zum 2. Juni geschlossen bleiben, dasselbe gilt für alle Strände. Erst in der zweiten Maihälfte will die Regierung entscheiden, ob Hotels und Campingplätze ihren Betrieb wieder aufnehmen dürfen. Kleinere Sehenswürdigkeiten und Museen sollen ab Mitte Mai wieder Besucher empfangen können. Große Loire-Schlösser oder der Louvre werden nicht vor dem Herbst öffnen dürfen. Bisher ist auch die Reise selbst mit Hindernissen gepflastert: Wer nach Frankreich einreisen will, muss eine selbst ausgefüllte internationale Einreisebescheinigung haben und nach der Rückkehr in Deutschland zwei Wochen in Quarantäne gehen.
Österreich ist in Europa Vorreiter bei Lockerungsmaßnahmen. Ab dem 15. Mai dürfen die Gaststätten in Österreich wieder öffnen, ab dem 29. Mai dann auch alle Hotels und Pensionen. Außerdem werden wohl schon zu Pfingsten auch alle wichtigen Museen wieder offen sein für Besucher. Im Sommer, so hofft die Regierung, soll der Tourismusbetrieb dann wieder fast normal laufen. Allerdings hängt dies auch davon ab, dass es eine Verständigung über die Einreisemodalitäten gibt. Bisher gilt für Reisende an der deutsch-österreichischen Grenze noch, dass sie ein ärztliches Attest vorweisen müssen.
In den Niederlanden bleiben die meisten Geschäfte, Hotels und Museen noch bis zum 20. Mai geschlossen. Touristen dürfen aber ab dem 1. Juli wieder in die beliebten Feriengebiete reisen. Dann können alle Campingplätze und Ferienparks wieder geöffnet werden. Da es nie ein Einreiseverbot gab, können auch deutsche Urlauber dann wieder Unterkünfte mieten. Kommunen können aber bei zu großem Andrang die Zugänge zu Stränden und Naturgebieten sperren. Strandpavillons dürfen ab 1. Juni maximal 30 Gäste empfangen.
Dänemark bliebt zurückhaltend mit Blick auf Touristen. Es hält Gaststätten und Einkaufszentren noch bis mindestens 11. Mai zum geschlossen, danach will man Handel und Gastronomie die Wiederaufnahme des Betriebs gestatten. Allerdings sieht es so aus, als würde das Land den zunächst bis zum 10. Mai befristeten Einreisestopp für ausländische Urlauber verlängern. Die Angst davor, dass Touristen das Coronavirus erneut einschleppen, wiegt in Kopenhagen schwerer als die Sorge um den Tourismus.
Die Türkei ist dringend auf den Tourismus angewiesen. Es wird erwartet, dass Hotels und Restaurants ab Mitte Juni wieder öffnen dürfen, zunächst nur für inländische Touristen. Die Regierung plant, spezielle Ferienanlagen auszuweisen, die als Corona-frei zertifiziert werden sollen. Diese dürften nur eine bestimmte Anzahl von Gästen aufnehmen. Ab Ende Mai soll Turkish Airlines den Flugbetrieb allmählich wiederaufnehmen. (mit dpa)