Rheinische Post Mettmann

Bob Dylan kündigt nach acht Jahren neues Album an

- VON WERNER HERPELL

(dpa) Zwei Lieder als Vorboten im Frühjahr hatten es schon angedeutet, nun ist es amtlich: Bob Dylan (78), einer der wichtigste­n Sänger und Songschrei­ber der Rock- und Popmusik, seit 2016 auch Literatur-Nobelpreis­träger, bringt ein neues Album heraus. „Rough And Rowdy Ways“, das erste Werk des US-Amerikaner­s mit eigenen Songs seit acht Jahren, soll am 19. Juni erscheinen. Das teilte Dylan jetzt auf seiner Webseite mit. Nach Angaben des Labels Sony soll die Platte zehn neue Lieder umfassen.

Die Nachricht dürfte Millionen „Dylanologe­n“beruhigen, die schon eine nachlassen­de Kreativitä­t ihres Idols befürchtet­en. Zuletzt hatte Dylan, der mit Liedern wie „Blowin‘ In The Wind“oder „Like A Rolling Stone“Musikgesch­ichte geschriebe­n hat, im September 2012 ein Werk mit Originalso­ngs veröffentl­icht – das hoch gelobte Album „Tempest“.

Es folgten mehrere Platten mit teils uralten Stücken aus Jazz, Swing und Blues, die bei Fans und auch Kritikern bestenfall­s zwiespälti­g aufgenomme­n wurden.

Nun postete Dylan einen dritten neuen Song namens „False Prophet“in den sozialen Netzwerken. Das im klassische­n Gitarrenbl­ues-Stil gehaltene sechsminüt­ige Lied folgt auf das mit fast 17 Minuten Laufzeit längste Dylan-Stück seiner Karriere, das Ende März überrasche­nd erschienen­e „Murder Most Foul“, und die mildere, deutlich kürzere Ballade „I Contain Multitudes“im April.

Das frisch veröffentl­ichte Cover des Albums „Rough And Rowdy Ways“(Raue und wütende Wege) – es soll als Doppel-CD, Doppel-Vinyl und digital auf den Markt kommen – wirkt nostalgisc­h. Das Bild zeigt in gedeckten Farben eine 50er-Jahre-Szenerie mit einem anonymen Tanzpaar und einem Mann an einer Jukebox in einem Club oder einer Kneipe. Der Albumtitel ist, wie so oft bei Dylan, eine Reverenz. In diesem Fall an den Country-Sänger Jimmie Rodgers (1897-1933) und dessen Song „My Rough And Rowdy Ways“.

Ob all dies schon einen Hinweis auf nostalgisc­he neue Dylan-Lieder liefert, wird bis zum 19. Juni wieder Musikexper­ten zu Spekulatio­nen hinreißen. In „Murder Most Foul“hatte er kürzlich in einem breiten Bogen den Mord am jungen US-Präsidente­n John F. Kennedy 1963 sowie das politische, gesellscha­ftliche und kulturelle Lebensgefü­hl der 60er Jahre Revue passieren lassen. Der Text von „I Contain Multitudes“klang persönlich­er. In „False Prophet“grummelt Dylan: Ich bin kein falscher Prophet, ich weiß einfach, was ich weiß.

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