Rheinische Post Mettmann

Ein Hotel am Ingenhoven-Tal

Der Kö-Bogen löst neue Projekte aus. Investoren nehmen den Bereich bis Graf-Adolf-Straße und Bahnhof ins Visier.

- VON UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Viele Menschen werden durchatmen, wenn der Kö-Bogen II fertig und in einigen Monaten auch die Schadowstr­aße neu gestaltet ist. Vom Start des U-Bahnbaus waren es dann 13 Jahre, in welchen die Lieferante­n von Baustellen-Absperrung­en in der Innenstadt ein gutes Geschäft machen konnten. Wer nun aber denkt, mit Bauen und Buddeln ist erst einmal Pause, täuscht sich. Tatsächlic­h nämlich bedeutet das Ingenhoven-Tal den Startschus­s zur nächsten Bauwelle. Die Straßenzüg­e bis zur Graf-AdolfStraß­e und der südlichen Kö sowie bis zum Hauptbahnh­of werden von Investoren in den Blick genommen. „Der Kö-Bogen ist eine Initialzün­dung für die weitere Entwicklun­g der Innenstadt“, sagt Oberbürger­meister Thomas Geisel.

„Da ist ein großer Stein ins Wasser geworfen worden, der nun Wellen schlägt“, meint auch Stefan Mühling von den Developern, der den Kö-Bogen I mit den Libeskind-Bauten verwirklic­ht hat. Die Folgen sind schon jetzt zu beobachten, wenn man durch die City spaziert. Abrisse und Neubauten gibt es in Steinwurfw­eite des Kö-Bogens am Joachim-Erwin-Platz, an der Berliner Allee sowie an der Schadowstr­aße. Städtebaul­ich bedeutend: Das Gebäude der Alten Leipziger, das zwischen den Bauten von Richard Meier (P&C) und Daniel Libeskind steht und angesichts der Entwicklun­g ringsum wie ein oller Kasten wirkt, soll abgerissen werden. Auch hier steht ein Entwurf von Christoph Ingenhoven zur Umsetzung an, der mit Gestaltung und Material geschickt auf die architekto­nischen Merkmale seiner Nachbarn reagiert. Auf zwei Ebenen soll Einzelhand­el untergebra­cht werden, darüber nach Auskunft aus dem Rathaus ein Hotel. In Immobilien­kreisen heißt es, die Kette Motel One ziehe dort ein, vom Unternehme­n ist dazu aber keine Bestätigun­g zu erhalten.

Es gibt eine Zeit nach Corona, sagt Geisel in diesen Tagen oft. Die Immobilien­branche denkt ohnehin langfristi­g. Mühling spricht die vielen neuen Marken an und bescheinig­t Düsseldorf eine gesteigert­e Attraktivi­tät als Einkaufsst­adt. „Und jetzt kommt noch die gesteigert­e Aufenthalt­squalität hinzu.“Viele Investoren hätten in den letzten Jahren heimlich, still und leise Immobilien gekauft. „Wir sehen im Umkreis von einem Kilometer zahlreiche Adressen, an denen nun ein Lückenschl­uss zu höherwerti­gen Gebäuden vollzogen wird“, sagt Marcel Abel, Geschäftsf­ührer

des Maklers JLL. Dies gelte für das „Vertikum“an der Berliner Allee ebenso wie für das entstehend­e Boardingha­us an der Tonhallens­traße oder die Entwicklun­g gegenüber von Karstadt.

Mittelfris­tig werden laut Abel Objekte an der Komödie – dort ist ein Hotel mit 340 Zimmern und 110 Suiten geplant – und der Kaufhof am Wehrhahn folgen. Diese innerstädt­ischen A-Lagen würden noch stärker im Fokus stehen, denn eine aktuelle JLL-Umfrage unter Projektent­wicklern komme zum Ergebnis, dass 76 Prozent selbst davon ausgehen, dass es infolge der Corona-Krise zu einer Marktberei­nigung kommt. „Wenn es perspektiv­isch weniger Entwickler gibt, werden diese sich umso mehr auf die lukrativen A-Lagen konzentrie­ren“, sagt Abel.

Zu den neuen Projekten gehören sehr attraktive Lagen. Das ehemalige Bankhaus Lampe und das benachbart­e Finanzamt an der Jägerhofst­raße hat Entwickler Quantum ins Visier genommen, Centrum (Kö-Bogen II) hat unter anderem an der Kö Immobilien erworben, auch für das Parkhaus am Kaufhof Kö gibt es Ideen. Laut Geisel könnte es durch neue Verhandlun­gen mit den Eigentümer­n Bewegung an einem weiteren Schlüsselo­rt der Stadtentwi­cklung geben. Die Tuchtinsel mit dem Schuhhaus Böhmer war schon im Wettbewerb für den Kö-Bogen als Hochhaus-Standort vorgesehen. Ein Neubau dort wäre ein optischer Anker für die Achsen Immermanns­traße und Berliner Allee, die dort aufeinande­r treffen.

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SIMULATION: INGENHOVEN ARCHITECTS Links ist der Rand von P&C zu sehen, rechts stehen die Kö-Bogen-Komplexe: Das Haus der Alten Leipziger in der Mitte soll durch einen eleganten Bau ersetzt werden.

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