Millionen für Schulen – trotz Corona
Analyse
Der Stadt brechen die Einnahmen weg. Dennoch hält die Rathausspitze an den Investitionen fest. Provisorische Schulerweiterungen soll es trotz Covid-19 nicht geben.
DÜSSELDORF Jeder zweite Euro, den die Stadt investiert, fließt aktuell in die 180 Düsseldorfer Schul-Standorte. Bis Mitte des Jahrzehnts sollen die seit 2015 laufenden Ausgaben bei mehr als einer Milliarde Euro liegen. Hinzu kommen weitere Ausgaben aus dem Masterplan Schulen, bei denen es um neue Dächer, Klassenräume, Heizungsanlagen und Toiletten geht. Doch kann das in und nach der Corona-Krise so bleiben? Was sind die neuen Herausforderungen? Und wie weit ist die jetzt so wichtige Digitalisierung? Die wichtigsten Fakten im Überblick.
Können die gewaltigen Investitionen so bleiben wie geplant? „Richtig ist, dass in dieser besonderen Krise die Einnahmen unter anderem wegen der Stundung oder Herabsetzung von Gewerbesteuer drastisch zurückgehen. Die schwierige Haushaltslage stellt uns vor große Herausforderungen“, sagt Oberbürgermeister Thomas Geisel. An den Ausgaben für Bildung und Schule werde er aber nicht rütteln. Es sei grundfalsch, den Abschwung durch Drosselung von Investitionen zusätzlich zu dynamisieren. „Wir werden die Investitionen nicht reduzieren, sondern sogar hochfahren“, betont der Rathaus-Chef bei einem Besuch des Max-Weber- und des Walter-Eucken-Berufskollegs in Bilk. Bei diesem Thema fühle er sich den Lehren des britischen Ökonomen John Maynard Keynes nahe. „Diese Ausgaben sind entscheidend, denn am Ende geht es hier eben auch um Bildungsgerechtigkeit und Aufstiegsverprechen.“
Führen die Ausgaben dazu, dass andere Bereiche weniger Geld zur Verfügung haben? Das bestreiten der Rathaus-Chef und Stadtdirektor Burkhard Hintzsche, der auch für die Schulen zuständig ist. „Bäder
werden saniert und auch in die Kultur werden wir in erheblichem Umfang investieren – um nur zwei Beispiele zu nennen.“
Müssen wegen der nun anstehenden Teilung von Klassen Schulgebäude – zumindest provisorisch – erweitert werden? Nein. „Dafür fehlt schlicht der Platz. Nimmt man andere Lebensbereiche hinzu, die in den kommenden Monaten ebenfalls mehr Flächen brauchen, müssten wir Düsseldorf über seine Grenzen
ausdehnen“, sagt Geisel. Und Hintzsche weist auf sehr begrenzte Freiflächen und Schulhöfe hin. „Da noch Container draufzusetzen, ist für die meisten Standorte kein tragfähiges Modell.“
An bestimmten Standorten, auch an neu gebauten, fehlen in einigen Klassenräumen Waschbecken. Wie passt das zu den aktuellen Hygienegeboten? Kritik hatte es unter anderem am Cecilien-Gymnasium gegeben. Dort fehlen auf einer Seite des Erweiterungstrakts ein Wasserstrang mitsamt Becken. Stadtspitze und Schulbau-Koordinator Florian Dirszus warnen vor falschen Schlussfolgerungen. Die früher üblichen Becken seien vor allem deshalb eingebaut worden, „damit man mit einem nassen Schwamm die Kreide von der Tafel wischen konnte“. Weder sei es um die Hygiene noch um Trinkwasser gegangen. „Bei moderneren Baukonzepten liegen Handwaschbecken häufig auf dem Flur oder eben in leicht erreichbaren Sanitäranlagen auf der gleichen Ebene“, sagt Dirszus. „Womöglich reicht ja auch ein Desinfektionspender mitsamt Inhalt anstelle eines Beckens. Und wo es wirklich geboten ist, würden wir bei Bedarf auch nachsteuern“, ergänzt Hintzsche.
Ist die Digitalisierung angesichts eines deutlich reduzierten Präsenzunterrichts weit genug? Geisel sagt dazu: „Man ist nie weit genug, weil immer noch mehr geht.“Dennoch könne sich Düsseldorf im Vergleich zu anderen sehen lassen. Neben flächendeckendem Wlan und einer neuen, allen Schulen angebotenen Lernplattform würden spätestens im August insgesamt 23.000 Tablets in den Schulen bereitstehen, um Schüler, die kein eigenes Endgerät haben, zu unterstützen. „Wir schaffen Voraussetzungen, aber am Ende kommt es natürlich auch auf die Lehrer vor Ort an“, sagt Geisel.