Die Gastronomen zwischen Freude und Stress
Unter Auflagen dürfen Restaurants ab Montag wieder öffnen. Die Gastronomen geben zwar Gas, fühlen sich aber nicht gut informiert.
DÜSSELDORF Nach der Erlaubnis zur Wiedereröffnung in der Gastronomie sind die Gefühle bei vielen Düsseldorfer Gastronomen gemischt. Von Glücksgefühlen und Erleichterung sprechen führende Vertreter ihres Gewerbes, aber auch von großer Irritation und Vorsicht.
Zeljko Marijancevic, der gerade drei Läden in der Stadt an den Start bringt, hat die Registrierung der Gäste im Blick, Masken fürs Personal sind da, Desinfektionsmittel auch. „Wir machen jetzt alles, was verlangt wird, aber so richtig umfassend informiert fühle ich mich als Gastronom im Moment noch nicht.“Vorsicht sei geboten, „da es schwer einzuschätzen ist, wie es insgesamt weitergeht“. Auf jeden Fall kleiner würden die Karte erst einmal im Ohme Jupp (geöffnet von 8 Uhr morgens bis 1 Uhr nachts) in der Altstadt sowie in der Butze in Derendorf und im Paul’s in Oberkassel (beide offen ab 17 Uhr) ausfallen.
Emanuele Caruso hatte seine Trattoria Gallo Nero (erst einmal montags und dienstags bis 18 Uhr, am Wochenende bis 21.30 Uhr offen) in Bilk gerade einmal fünf Tage auf, dann kam der Shutdown. Am Montag endlich ist das Essen wieder im Gastraum möglich. Zu den Vorsichtsmaßnahmen gehört auch hier eine Station mit Desinfektionsmitteln am Eingang, die Mitarbeiter tragen Mund-Nase-Schutz und Handschuhe, nur jeder zweite Tisch wird eingedeckt. Einige Plätze auf der Terrasse hat er auch, aber die bereitet er frühestens in zwei Wochen vor. „Wir wollen erst einmal testen, wie das Geschäft ab Montag läuft. Ich bin doch etwas nervös.“
Mit einem Falafel-Stand vor ihrem Café Florian (9 Uhr morgens bis 1 Uhr nachts) in Pempelfort drückten Abed Mansour und sein Sohn Marcel am Freitag ihre Freude über die Chance zur Wiedereröffnung aus. „Wir sind glücklich“, sagt Junior Marcel. Allerdings sickerten detaillierte Infos nur sporadisch durch. „Wir sind aber bereit“, meint er optimistisch. Das Café wird auch sofort mit der bewährten Karte, die es schon vor Corona gab, an den Start gehen. Abed Mansour prognostiziert nichts Gutes für die Gastronomie. „30 Prozent der Betriebe werden es nicht schaffen.“Bestätigung erfährt er durch die Dehoga, den Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband von Gastronomie und Hotellerie.
„Wenn es nicht rasch finanzielle staatliche Hilfen gibt, dann droht rund 30 Prozent der gastronomischen Betriebe die Pleite“, sagt ein Sprecher.
In die Vollen geht indes auch Giuseppe Saitta in Oberkassel – seine Osteria in Niederkassel lässt er noch ruhen. In seiner Piazza und Salumeria (beide von 9 bis 23 Uhr geöffnet) will er sieben Tische für Gäste bereithalten. „Auf der riesigen Terrasse habe ich mehr Spielraum.“Unzufrieden ist auch er über den Informationsfluss. „Wir fischen ganz schön im Trüben“, meint der Gastronom. „Einen schriftlichen Erlass habe ich noch nicht in den Fingern.“Die Speisekarten (gut 30 Gerichte bietet er an) will er laminieren, eine Acrylglasscheibe trennt den Kassierer schon in der Salumeria von den Kunden.
Rainer Husemann betreibt seit 50 Jahren den Burghof mit großem Biergarten in Kaiserswerth, Tochter Jana ist an seiner Seite. „Das Personal scharrt mit den Hufen“, berichtet sie. Mit einer etwas reduzierten Karte wird der Burghof (11 bis 23 Uhr) am Montag öffnen. „Im Moment wird noch geputzt, die Lieferanten gebrieft, Kellner werden abgestellt, um die Registrierung der Gäste im Blick zu behalten. „Das ist alles sehr kurzfristig, aber Hauptsache, wir können wieder loslegen.“
Jetzt schon deutlich gefüllt ist die Terrasse der Traditionsbrauerei Uerige in der Altstadt, denn Chef Michael Schnitzler bietet bereits Bratwürste und Getränke zum Mitnehmen an. Mit Akribie kümmert er sich um die Lüftungsanlage, Gefährdungsanalyse, Mitarbeiterschulung. „Überall wird es Markierungen für den Mindestabstand geben.“Wie es in der Praxis dann aussehen (10 bis 14 Uhr) werde, bleibe abzuwarten. „Et kütt wie et kütt“, meint er mit rheinischer Gelassenheit.
DÜSSEL-MÖWE