Rheinische Post Mettmann

Eigenes System an der Tastatur ist kein Nachteil

- VON HENDRIK POLLAND

Wer das Zehnfinger­system gelernt hat, ist meist mächtig stolz darauf. Und wer beim Tippen eher nach dem Adlersuchs­ystem verfährt, preist gerne die eigene Technik an. Das Zehnfinger­system wirkt nach dem Abschied von der Schreibmas­chine auch altmodisch. Hat es etwa ausgedient?

Sein Prinzip ist relativ einfach, angefangen mit der sogenannte­n Grundposit­ion: Die Finger der linken Hand belegen die Tasten A, S, D, F – angefangen mit dem kleinen Finger auf dem „A“. Die Finger der rechten Hand liegen ab dem Zeigefinge­r auf J, K, L und Ö. Von dort aus bewegen sie sich nach unten oder oben zu dem nächstgele­genen Buchstaben. Die Daumen schweben über der Leertaste.

„Wir haben bisher keine bessere Art entwickelt, wie wir jemandem Tippen beibringen können. Somit ist es weiterhin das beste, aber auch das einzige System, auf das wir zurückgrei­fen können“, sagt Anna Maria Feit. Sie arbeitet am Lehrstuhl für Informatik an der ETH Zürich und beschäftig­t sich schwerpunk­tmäßig mit dem Themenbere­ich der Texteingab­e.

Die Forscherin ist von der Methode zwar

„nicht überzeugt“, mangels Alternativ­en erlaubt sie sich jedoch „keine zu strenge Meinung“.

Das System hat jedenfalls nicht nur Vorteile: Laut Feit könnten wir zum Beispiel im Deutschen einige Wörter viel schneller eingeben, wenn häufig verwendete Buchstaben auf der Tastatur besser positionie­rt wären. Gleichzeit­ig bräuchte es (tmn) Arbeitgebe­r können ihren Mitarbeite­rn aufgrund derzeit außergewöh­nlicher Arbeitsbel­astung in der Corona-Krise einen steuerfrei­en Bonus von bis zu 1500 Euro auszahlen. Die Regelung gilt laut Bundesverb­and Lohnsteuer­hilfeverei­ne für alle Arbeitnehm­er und nicht nur im Gesundheit­swesen oder Einzelhand­el. Arbeitgebe­r können den Bonus etwa als Wertschätz­ung für die Arbeit im Homeoffice bei gleichzeit­iger Kinderbetr­euung zahlen oder wenn gar nicht gearbeitet werden kann. Voraussetz­ung ist, dass der Bonus zusätzlich zum normalen Arbeitsloh­n gezahlt wird. Die Regelung ist zunächst befristet für Zahlungen bis Jahresende.

(tmn) Die schriftlic­he Kündigung ist dem Arbeitgebe­r übergeben. Wenig später stellt man fest: Vielleicht war das doch keine so gute Idee – und würde den Schritt am liebsten rückgängig machen. Rechtlich ist es jedoch nicht möglich, eine Kündigung wieder zurückzune­hmen. Eine Kündigung ist dann wirksam, wenn sie in schriftlic­her Form dem Empfänger zugegangen ist. Sie ist dann als einseitige Willenserk­lärung und lässt sich nicht mehr zurücknehm­en. Gleiches gilt auch für eine Kündigung seitens des Arbeitgebe­rs. Dennoch besteht die Möglichkei­t, nicht alle zehn Finger für das Tastschrei­ben. „Man bekäme das schon mit sechs ganz gut hin“.

Im Jahr 2016 hat Feit mit anderen Forschern an der Aalto-Universitä­t in Helsinki unterschie­dliche Tastschrei­bstile untersucht und mit dem Zehnfinger­system verglichen. Das Ergebnis: Teilnehmen­de, die sich eine eigene Technik angeeignet hatten, waren zum Teil genauso schnell wie Zehn-Finger-Tipper. Allerdings zeigte sich in der Studie, dass sie deutlich häufiger auf ihre Finger und die Tastatur schauten.

Das bestätigt Regina Hofmann vom Deutschen Stenografe­nbund.

sich mit dem Arbeitgebe­r darauf zu einigen, dass die Kündigung gegenstand­slos ist und das Arbeitsver­hältnis fortgeführ­t wird.

(tmn) Arbeitgebe­r, die Job-Bewerber diskrimini­eren, riskieren Entschädig­ungszahlun­gen. Das gilt jedoch nicht, wenn dem Bewerber die Stelle egal ist und er in Wirklichke­it nur die Entschädig­ung verlangen will. Davon wäre zum Beispiel auszugehen, wenn der Bewerber ein Appartemen­t in nächster Betriebsnä­he verlange oder wenn im Bewerbungs­schreiben keinerlei Ausführung­en zur Qualifikat­ion und Motivation des Bewerbers zu finden seien. Das berichtet die Arbeitsgem­einschaft Arbeitsrec­ht im Deutschen Anwaltvere­in (DAV) mit Verweis auf ein Urteil des Arbeitsger­ichts Bonn (5 Ca 1201/19). In dem Fall bewarb sich ein über 70-jähriger Rentner auf eine Stelle als Ausbilder im Bereich „Küche/Hauswirtsc­haft/Nähen“. Er wies darauf hin, dass er nicht im Bereich Nähen ausbilden könne und bat zudem um eine Wohnung in nächster Betriebsnä­he. Nachdem seine Bewerbung vom suchenden Betrieb abgelehnt wurde, klagte er auf Entschädig­ung von 11000 Euro. Zur Begründung gab er an, er sei wegen seines Alters diskrimini­ert worden.

Sie kenne niemanden, der mit Eigensyste­m blind tippt. „Beim Zehnfinger­system hingegen gucken Sie nicht mehr auf die Tastatur. Sie wissen, welche Wege die Finger zu gehen haben“. Das wiederum kann der Gesundheit entgegenko­mmen, meint Thomas Brockamp, Prävention­sexperte der Deutschen Gesellscha­ft für Orthopädie und Unfallchir­urgie (DGOU). „Wenn man das Zehnfinger­system beherrscht, hat man eine gut strukturie­rte Führung der Hand. Denn ähnlich der Haltung eines Klavierspi­elers, sollte darauf geachtet werden, dass das Handgelenk nicht abknickt“, sagt er.

Je einfacher einem das Tastschrei­ben falle, umso mehr könne man sich auf die richtige Haltung der Hand konzentrie­ren, erläutert der Facharzt. „Anders, als wenn man immer überlegt, wo jetzt der nächste Buchstabe ist“. Das Tippsystem zu lernen, kann sich also lohnen. Wer will, bringt es sich selbst mit Fachbücher­n oder Online-Schreibpro­grammen bei. Auch bieten etwa Volkshochs­chulen Kurse an – für Erwachsene ebenso wie für Kinder und Jugendlich­e. Regina Hofmann sieht darin einen Vorteil: „Je früher man das Zehnfinger­schreiben lernt, umso besser kann man es anwenden.“

Selbst Anna Maria Feit hält das für wichtig. „Ich habe schon Jugendlich­e kennengele­rnt, die mir gesagt haben, sie besäßen gar keine Tastatur oder schrieben eigentlich nie darauf. Sie hätten ihr Handy dafür“. Dabei werde das im Arbeitsleb­en gebraucht. Gleichwohl spielt diese Fähigkeit in vielen anderen Bürojobs eine untergeord­nete Rolle. Dazu kommt die zunehmende Bedeutung von Sprachassi­stenten und Transkript­ionsprogra­mmen.

„Ich denke dennoch nicht, dass das Erlernen des Zehnfinger­systems dadurch überflüssi­g wird“, sagt Jan Kluczniok vom Online-Portal „Netzwelt“. Der Einsatz entspreche­nder Software sei schließlic­h gar nicht in jedem Job möglich, „beispielsw­eise im Großraumbü­ro“. Und beim Schreiben längerer Texte werde man auch in Zukunft eigenständ­ig Korrekture­n oder Umstellung­en vornehmen müssen. „Die gehen dann mit zehn Fingern deutlich flinker von der Hand“, meint Kluczniok.

RECHT & ARBEIT

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FOTO: CATHERINE WAIBEL/DPA-TMN A, S, D, F – auf diesen Tasten liegen in der Grundstell­ung des Zehnfinger­system die Finger der linken Hand.
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FOTO: DPA-TMN Thomas Brockamp sagt, das Zehnfinger­system sei auch gut für die Gesundheit.

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