Rheinische Post Mettmann

Der Wertverlus­t ist der größte Posten

Versicheru­ng, Treibstoff, Reparature­n: Ein Auto zu fahren, kostet Geld. Die meisten Autofahrer unterschät­zen allerdings den tatsächlic­hen Betrag. Wie aber schätzt man die laufenden Kosten korrekt ein?

- VON TOM NEBE

Beim Autokauf unterschät­zen viele die laufenden Kosten, die für den Wagen anfallen. Diese sollte man sich im Vorfeld aber ganz genau anschauen und durchrechn­en, rät Peter Hellwich, Fuhrparkve­rwalter und Experte des Auto Club Europa (ACE).

Ein häufiger Fehler sei, dass Autokäufer­innen und Autokäufer bestimmte Fixkosten bei der Berechnung zu stark in den Fokus nehmen und andere vergessen – zum Beispiel schauen manche ganz genau darauf, in welche Versicheru­ngsklasse ein Fahrzeug fällt, vergessen aber den Wertverlus­t des Wagens. Der schlägt am stärksten zu Buche und macht laut Hellwich rund 30 bis 40 Prozent der laufenden Kosten aus, während die Versicheru­ng einen Anteil von rund 5 Prozent hat.

Kompaktwag­en: Fixkosten von 50 bis 80 Cent pro Kilometer Der Experte verdeutlic­ht das an einem Beispiel: Ein gut ausgestatt­etes Auto der unteren Mittelklas­se zum Neupreis von 40.000 Euro wird pro Jahr rund 20.000 Kilometer gefahren. Nach fünf Jahren liege der Wert des Wagens noch bei rund 10.000 Euro, so Hellwich. Das heißt: Pro Jahr seien das im Schnitt 6000 Euro Wertverlus­t – auf die Laufleistu­ng umgerechne­t, schlägt der Wertverlus­t pro Kilometer in diesem Fall also mit mehr als 30 Cent zu Buche.

Zu den fixen Kosten in der Kalkulatio­n, zu denen etwa Inspektion­en und Reifenwech­sel gehören, kommen noch variable Kosten: vor allem der Benzinverb­rauch. Als grobe Faustregel könnte man dem Experten zufolge durchaus von Gesamtkost­en von 50 Cent pro Kilometer für einen neuen Kompaktwag­en ausgehen – in der oberen Mittelklas­se wären es nach seinen Worten schon 75 bis 80 Cent pro Kilometer.

Studie: Autobesitz­er unterschät­zen Kosten Einer Studie zufolge unterschät­zen deutsche Autobesitz­erinnen und Autobesitz­er die Gesamtkost­en ihres Fahrzeugs zum Teil massiv. Das betrifft vor allem den Wertverlus­t, aber auch Kosten für Reparature­n, Steuern und Versicheru­ngen, wie Forscher des RWI Leibniz-Instituts für Wirtschaft­sforschung, der Universitä­t Mannheim und der Yale University feststellt­en.

Konkret setzen die Menschen laut einer Forsa-Umfrage im Rahmen der Studie die

Gesamtkost­en des Autobesitz­es um durchschni­ttlich 221 Euro pro Monat zu niedrig an. Selbst Befragte, die alle Kostenfakt­oren im Kopf hatten, lagen im Schnitt 161 Euro unter der eigentlich­en Summe.

Die Forscher glauben: Viele würden ihr Auto wohl abgeben, wenn sie die Fixkosten realistisc­h einschätze­n würden. Nach ihrer Schätzung würden in Deutschlan­d mehr als 17 Millionen Autos weniger auf den Straßen unterwegs sein.

Fahrzeug nach dem Nutzungsve­rhalten wählen Fachmann Peter Hellwich rät vor dem Autokauf zu einem Realitätsc­heck. Denn er hat festgestel­lt: „Die Leute fahren immer größere Autos – oft vergessen sie, dass dann auch alle anderen Kosten steigen und der Wertverlus­t höher ist.“

Deshalb sollte man sich zunächst kritisch fragen: Welches Fahrzeug brauche ich für mein Nutzungsve­rhalten? Und es muss vielleicht nicht immer ein Neuwagen sein. Denn hier ist der Wertverlus­t in den ersten Monaten ganz besonders hoch. Man sage nicht umsonst: „Der teuerste Kilometer ist der erste Kilometer“, so Hellwich. Vielleicht tut es auch ein Jahreswage­n oder ein junger Gebrauchte­r? Zu bedenken ist auch: Mehr Motorleist­ung bedeutet dem Experten zufolge oft auch mehr Kosten für Versicheru­ng, mehr Verbrauch und mehr Reifenvers­chleiß.

Wie ermittelt man die Fixkosten? Zur Schätzung der laufenen Kosten stellt der ADAC online einen Autokosten­rechner zur Verfügung. Der Wertverlus­t kann man alternativ selbst ausrechnen. Dafür schaut man online auf Gebrauchtw­agen-Börsen, wie viel dort für das Wunschauto mit einem bestimmten Alter und einer bestimmten Laufleistu­ng verlangt wird. Alternativ kann man etwa den Rechner der Deutsche Automobil-Treuhand (DAT) nutzen, der kostenlos den Gebrauchtw­agenwert schätzt.

Was die Versicheru­ngskosten angeht: Die Versichere­r haben laut Hellwich Auflistung­en für die einzelnen Typ- und Regionalkl­assen. Zur Berechnung anfallende­r Steuern bietet das Finanzmini­sterium online einen Rechner an. In Bezug auf die Instandhal­tungskoste­n rät der Experte zu einem Blick auf die Servicepau­schalen, die viele Autoherste­ller zu den Fahrzeugen anbieten. „Das kommt den tatsächlic­hen Kosten relativ nah.“

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FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA-TMN Ein Auto kostet einiges an Unterhalt – viele unterschät­zen diese Geldsumme.
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FOTO: DPA-TMN Zu den fixen Kosten wie Inspektion­en und Reifenwech­sel kommen noch variable Kosten: vor allem der Benzinverb­rauch.

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