Endlich wieder Sport – ein bisschen
Am Montag durften die Fitnessstudios wieder öffnen – allerdings mit erheblichen Einschränkungen und strengen Vorgaben. Ob das verbliebene Angebot gut genug ist, müssen in den nächsten Tagen und Wochen die Kunden selbst entscheiden.
Es gab in den sozialen Netzwerken diese Scherze, dass viele Menschen auch nach Wochen nicht bemerkt haben, dass ihr Fitnessstudio geschlossen ist. Da mag was dran sein, aber es gibt auch die anderen – die, die am Montag erleichtert die Sporttaschen gepackt haben, um endlich (!) trainieren zu dürfen. Was neue Regeln des Landes in der Corona-Krise taugen, hat sich ja meist erst herausgestellt, wenn sie in der praktischen Erprobung waren. Und zum Thema Fitnessstudio muss man nach einem ersten Training sagen: Es macht schon glücklicher als kein Training – bewegt sich aber eng an der Grenze zu „Vielleicht hätte man es auch lassen können“.
Freilich möchte man nicht in der Haut der Verantwortlichen beim Land stecken, die diese Regelungen erarbeiten mussten. Ich bin dennoch gespannt, wie sich die Kunden der Studios an das reduzierte Training gewöhnen, das diese ihnen nun nach der langen Durststrecke bieten dürfen – für einen Beitrag, den viele schon über Wochen ohne Gegenleistung treu weiter gezahlt haben.
Jedenfalls beginnt der Gewöhnungsprozess am Montag damit, dass ich mich in meinem Studio in der Stadtmitte nicht online angemeldet hatte. „Ohne Termin geht es nicht“, sagt mir der Mitarbeiter, der ordnungsgemäß einen Mund-Nasen-Schutz trägt und mich beim Eintreten aufgefordert hat, die Hände zu desinfizieren. Netterweise lässt er mich trotzdem rein, weil kaum jemand da ist und die Zahl der Trainierenden über das Scannen der Mitgliedskarten exakt erfasst wird. Das alles bedeutet aber: Künftig kann hier nur trainieren, wer genau weiß, wann er zum Beispiel Feierabend hat. Viele andere Düsseldorfer Studios haben so eine Regelung nicht – aber dort kann man das Pech haben, dass man wegen der Begrenzungen nicht mehr rein darf.
Umziehen vor Ort ist nicht möglich, die Umkleiden dürfen laut Landesverordnung nur zum Einschließen persönlicher Gegenstände genutzt werden. Mein Studio hat sie daher sicherheitshalber ganz geschlossen – was aber auch bedeutet: Nur die Toilette an der Trainingsfläche ist geöffnet, auch die Waschbecken der Umkleide sind nicht zugänglich (!), ebenso wenig die Schränke. Also nimmt man seine Sporttasche immer mit. Die Treppe nach oben ist mit Klebebändern in zwei Spuren geteilt, kleiner Twist: Hier herrscht Linksverkehr!
Das Trainingsangebot selbst ist ausgedünnt, viele Studios bieten noch keine Kurse – wohl auch, weil nicht für jedes Angebot schon geklärt ist, ob es nach den Festlegungen des Landes als „hochintensives Ausdauertraining“(wegen der Aerosolbelastung verboten!) gilt. Wer Yoga macht, darf also eher auf zeitnahe Kurse hoffen; für Fans anstrengender Cardio-Trainings sieht es schlechter aus.
Außerdem verbietet das Land den Studios, Zubehör zur Verfügung zu stellen, dessen Oberflächen schlecht gereinigt werden können – und zählt dazu auch einfache Matten, obwohl man da immer ein Handtuch drauflegt. Immerhin sind Hanteln und natürlich große Kraft-Geräte aller Art da, und das ist schon einmal etwas. (Haben Sie zufällig versucht, in der Krise irgendwo eine Langhantel zu bestellen? Dagegen war Klopapier Massenware.) Und es ist auch nur jedes zweite Cardio-Gerät gesperrt, ein Mann schwitzt gerade auf einem Crosstrainer, ein anderer auf einem Ergometer. Ich wähle ein Laufband, renne los und wünsche mir ein bisschen, ich käme vom Fleck.
Stattdessen bin ich 50 Minuten später noch an der gleichen Stelle – da, wo die Duschen nach dem Training gesperrt bleiben müssen.