Escape-Rooms entwickeln kreative Ideen
Weil die Anbieter wegen der Corona-Einschränkungen wirtschaftliche Einbußen haben, suchen sie neue Konzepte für die Kunden.
DÜSSELDORF Auch wenn die Geschäfte wieder geöffnet sind, sehen sich immer noch genug zahlreiche Betriebe durch die Corona-Pandamie akut in ihrer Existenz bedroht. Dazu gehören auch die Escape-Rooms, die mit acht Anbietern in Düsseldorf eine durchaus relevante Branche darstellen und vor allem zahlreiche Studenten- und Minijobs in der Stadt anbieten. Die erzwungene Schließung hat die Einnahmen der Escape-Rooms zum Erliegen gebracht. Doch einige sind kreativ geworden, um sich trotz der Krise irgendwie über Wasser zu halten.
So bietet das Team von Quexit seit Kurzem das nach eigenen Angaben erste Live-Escape-Game für zu Hause an. Auf der Website www.crn2020. com kann das Spiel zum Preis von knapp 15 Euro bestellt werden, gut 900 wurden bereits gekauft. Quexit-Betreiber Alexander Kretschmar sagt: „Mit diesem Spiel schaffen wir es momentan, über die Runden zu kommen.“
„Die Idee, ein Spiel für zu Hause anzubieten, hatten wir schon länger“, so Kretschmar. In der durch die Krise verursachten Notlage wurde sie kurzerhand umgesetzt. „Und so ist ,Who killed the banana monster?’ entstanden“, sagt der Geschäftsmann.
Wer das Paket kauft, bekommt ein Puzzle zugeschickt, das wiederum zu lösen ist, um einen Hinweis auf eine Website zu erhalten. Von dort aus führt die imaginäre, vorlaute Agentin Chantal die Spieler durch verschiedene Rätsel und Aufgaben, die in der eigenen Wohnung gelöst werden können. Das Spiel kann sich über mehrere Tage hinziehen. „Unser Team produziert und verschickt die Rätsel live und kann so auch zum Beispiel auf das aktuelle Tagesgeschehen reagieren und neueste Nachrichten ins Spiel einbauen“, sagt Kretschmar. Auf der Rückseite des Puzzels gibt es zudem ein Legespiel, das das Quexit-Team aus Gründen des Markenschutzes DSWRMN genannt hat – bei Ravensburger heißt es Memory. Die Karten haben alle einen Cornoa-Bezug, zeigen etwa leere Supermarktregale, Hamster oder Toilettenpapier.
„Escape-Rätsel stammen ja ursprünglich aus dem Internet“, erklärt Kretschmar. „In den Escape-Rooms
wurde das Spiel dann in die reale Welt geholt, nun bringen wir es zurück zu den Ursprüngen, wo die Menschen trotz Krise spielen können.“
Der Unternehmer macht kein Hehl daraus, dass er versucht, sich und seine Mitarbeiter mit dem Online-Spiel durch die wirtschaftlich schwierige Zeit zu retten. „In unseren Räumen gibt es momentan nichts zu tun, aber irgendwas müssen wir ja machen“, so Kretschmar. Seine Mitarbeiter sind beispielsweise mit dem Verpacken, Versenden und der Betreuung der Spieler beschäftigt. Das Team von Quexit denkt dabei aber auch an andere: Sie bieten das Spiel zum Selbstkostenpreis auch für andere selbstständige Unternehmer, etwa Gastronomen und Reisebüros an, die es dann an ihre Kunden weiterverkaufen können, um so in der Krise wenigstens ein bisschen Geld zu verdienen.
Auch andere Anbieter von Escape-Rooms suchen im Augenblick nach einer Möglichkeit, die Verluste in Grenzen zu halten. Gábor Csanaki von Mission60Minutes hat vor der Krise unter anderem mit großem Erfolg eine Kombination
aus Escape-Game und Weinverkostung angeboten. „Wir planen im Moment, Wine and Escape out of the Box anzubieten, also ein Rätsel mit Weinprobe für zu Hause“, so Csanaki. Das Konzept sei fast fertig, aktuell werden die letzten Punkte der Umsetzung geplant. Wie weit das Angebot ihm und seinem Team helfen kann, weiß er aber noch nicht. „Ich sage es ganz offen: Im Moment haben wir keine Einnahmen, uns droht die Schließung. Das Konzept ist der Versuch, diese Zeit zu überleben“, so Csanaki. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner und einigen der zwölf geringfügig Beschäftigten renoviert er derzeit die Rätsel-Räume – in der Hoffnung, dort bald wieder Menschen durch die Spiele führen zu können.
Ebenfalls ein digitales Angebot hat der Anbieter Exite the Room geschaffen. Auf der Website gibt es die Möglichkeit, über die Kamera eines Spielleiters einen echten Escaperoom zu nutzen. Das Unternehmen verfügt über 24 Standorte in mehreren Ländern und fühlt sich somit für die nähere Zukunft gut gewappnet. „Wir rechnen erst im September wieder mit stetigen Einnahmen“, sagt Sprecherin Dóra Kánya. Die Minijobber wurden entlassen, um den wirtschaftlichen Verlust des Unternehmens gering zu halten und so die Krise zu überstehen.
Sorgen um die Zukunft macht sich auch Christian Rudolph von Team Escape Düsseldorf. „Wir haben seit Mitte März geschlossen, seither steht bei uns alles still“, so Rudolph. Ab dem 25. Mai soll der Beterieb jedoch wieder unter Einschränkungen starten, online sind bereits Termine buchbar. Bisher musste er keinem seiner 40 Mitarbeiter kündigen. Ob er es weiter schaffen wird, kann er jedoch nicht sagen. Doch selbst jetzt, wo die Vorgaben gelockert werden, ist die schwere Zeit für die Branche noch nicht überstanden. „In einem Escape-Room ist es quasi unmöglich, Sicherheitsabstand einzuhalten, da man ja als Team spielen muss“, so Rudolph. Er kann sich daher vorstellen, dass auch, wenn er wieder öffnen darf, viele Leute vorsichtig sein werden. „Der erste Samstag nach der Wiedereröffnung wird es zeigen: Holen die Menschen nach, was sie verpasst haben, oder stehen wir vor leeren Räumen?“, überlegt Christian Rudolph sorgenvoll.