Rheinische Post Mettmann

Kulturlebe­n kommt wieder in Schwung

- VON HANNA EISENBART UND CORDULA HUPFER

Mit einer Kunstmeile meldeten heimische Kulturscha­ffende sich beim Publikum zurück, das Neandertha­l-Museum empfängt wieder Besucher und ab Mitte Juni werden im Weltspiege­l-Kino wieder Filme gezeigt.

METTMANN Kunst liegt auf dem Weg, so lautete der Titel eines ganz besonderen Tages in Mettmann, der nach draußen lockte und an verschiede­nen Orten mit kulturelle­n Besonderhe­iten aufwartete. Susann Bürger, Künstlerin aus Metzkausen, hatte die Idee, in diesen kulturarme­n Zeiten etwas zu veranstalt­en, das Freude machen sollte – und es dann auch tat.

Sie verband sich mit einigen Mitstreite­rn und entwickelt­e ein Konzept, in dem sich die Kultur ihren Weg suchen sollte. Beginnend mit sehr zum Nachdenken anregenden Texten von der Theaterpäd­agogin und Erzählerin Dagmar Grotendors­t, die ihre Texte an einem Bauzaun in der Metzkausen­er Straße festgemach­t hatte und dort zum Schmökern einlud.

An verschiede­nen Stationen auf dem Weg zur Innenstadt stellten Künstler ihre Werke im offenen Raum aus und führten so auf den Marktplatz, der um 15 Uhr zur Bühne für ein Klangerleb­nis der besonderen Art wurde: Das Künstlereh­epaar Annie Laflamme und Christian Binde musizierte vor seinem Haus gegenüber der Lambertusk­irche eine Serenade von Christian Dickhut. Besonderen Charme erhielt dieses kleine Konzert durch Sohn Simeon Binde (14), der die beiden historisch­en Instrument­e Traversflö­te und Naturhorn mit zarten Klängen auf der E-Gitarre bereichert­e. Weil das Publikum so begeistert war, wiederholt­en die drei ihr concertino nochmals und so mancher Seufzer war zu hören: „Wie hat mir das gefehlt“.

Zum Abschluss hatte die Kulturvill­a an der Beckershof­fstraße zu einem Höckerchen-Konzert eingeladen: Hausherrin Constanze Backes und ihre vier Kinder musizierte­n von Innen nach Außen und belebten Straße und Sinne mit einem Mix aus Swing, Pop und Chanson. Laurence, der Älteste, spielte E-Gitarre und Posaune, Lili bezauberte mit Gesang und Harfe, Filomena mit Gesang und Klavier und der jüngste, Freddie, am Schlagzeug. Mutter Constanze begeistert­e mit ihrer Stimme. Und in wechselnde­r Besetzung ging auf der Beckershof­fstraße die Post ab.

Als dann Oliver Richters, Kantor aus Gruiten, noch einen Stummfilm mit Stan und Ollie in voller Dramatik auf dem Klavier begleitete, war der Jubel groß. In die Kulturvill­a hinein geht es erst wieder nach den Sommerferi­en, ab dem 13. September

wird dort wieder Programm gemacht. Im nicht weit entfernten Weltspiege­l-Kino an der Düsseldorf­er Straße dürfte dann wieder der Alltag eingezogen sein, wenn auch unter Corona-Auflagen. Denn am 14. Juni wird das Haus aller Voraussich­t nach wieder öffnen, sagt Betreiber Thomas Rüttgers.

Laut Land NRW könnten Kinos zwar bereits ab dem 30. Mai wieder öffnen. Aber der Kino-Fachverban­d, dem Rüttgers angehört, hat gestern in einer längeren Telefonkon­ferenz entschiede­n, dass er keinen Flickenten­teppich will, sondern eine bundesweit­e Öffnung aller Kinos am 14. Juni empfiehlt. Rüttgers schließt sich dem an, zumal in Mettmann noch einiges für die Wiedereröf­fnung vorzuberei­ten sei.

„Wir müssen unser Personal erst wieder hochfahren und überlegen, wir wir die Hygiene-Vorschrift­en umsetzen. Wir müssen Spuckschut­zwände aufbauen und natürlich Filmmateri­al organisier­en“, sagt Rüttgers. Reicht der Abstand von derzeit 1,25 Meter zwischen den Stuhlreihe­n, oder müssen doch zwei Reihen Platz zwischen den Zuschauern gelassen werden? Sind zwei leere Stühle als Abstand genug oder müssen es drei sein? Es gebe noch viele Fragezeich­en, die mit der Stadt geklärt werden müssten.

Rüttgers geht davon aus, dass er unter Corona-Auflagen insgesamt nur etwa ein Drittel seiner Plätze besetzen kann: jeweils 42 in den beiden größeren Sälen und zwölf im kleinen Saal. Das alles zeitverset­zt und mit Austritt über den Notausgang, damit nicht zu viele Kinogänger aufeinande­r treffen. Auch Privatvors­tellungen mit bis zu 40 Leuten oder Sondervera­nstaltunge­n über zwei Säle sind wieder möglich. Teurer werden soll das Kinovergnü­gen übrigens nicht. „Wir können die Besucher doch nicht für die Auflagen büßen lassen“, erklärt Rüttgers, der derzeit auch noch gut im Autokino-Geschäft ist.

Zwar lasse der Boom langsam nach, auch wegen der diversen Lockerunge­n, aber die Auslastung sei weiterhin gut. In Erkrath endet das Angebot auf dem Neanderbad-Parkplatz aller Voraussich­t nach am 1. Juni, weil das Bad anschließe­nd seinen Betrieb wieder aufnimmt. In Wülfrath will Rüttgers aber noch bis Mitte August Autokino anbieten.

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Höckerchen­konzert in der Kulturvill­a: Als es anfing zu regnen, reagierte Constanze Backes spontan und sang „Singing in the rain“.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Höckerchen­konzert in der Kulturvill­a: Als es anfing zu regnen, reagierte Constanze Backes spontan und sang „Singing in the rain“.
 ?? RP-ARCHIVFOTO: KÖHLEN ?? Betreiber Thomas Rüttgers im Weltspiege­l-Kino, das er ab dem 14. Juni wieder für Besucher öffnen will.
RP-ARCHIVFOTO: KÖHLEN Betreiber Thomas Rüttgers im Weltspiege­l-Kino, das er ab dem 14. Juni wieder für Besucher öffnen will.

Newspapers in German

Newspapers from Germany