Rheinische Post Mettmann

FDP: Teilrückzu­g von Kemmerich

Eine Corona-Demo in Gera hat einen heftigen Streit bei den Liberalen ausgelöst.

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Thüringens FDP-Chef Thomas Kemmerich zieht Konsequenz­en aus seinem umstritten­en Auftritt bei einer Demonstrat­ion gegen Corona-Maßnahmen. Der ehemalige Ministerpr­äsident kündigte an, bis Ende des Jahres seine Mitgliedsc­haft im Bundesvors­tand ruhen zu lassen und sich bis dahin Gedanken zu machen, welche Rolle er künftig in der Partei noch ausfüllen könne und wolle. Kemmerich habe der FDP Schaden zugefügt, erklärten gleich mehrere Teilnehmer einer vorgezogen­en Sitzung des Bundesvors­tandes. Andere Vorstandsm­itglieder hatten ihm zuvor den Austritt aus der Partei nahegelegt. Mit Kemmerichs Teilrückzu­g sieht das

Spitzengre­mium die Angelegenh­eit als erledigt an.

Allerdings verkniff sich der Thüringer Landeschef nicht einen Seitenhieb und betonte in einer persönlich­en Erklärung, die Entscheidu­ng träfen die „Freien Demokraten in Thüringen in eigener Verantwort­ung, ohne dass es dazu unerbetene­r Ratschläge von außen bedarf“. Das hatte bereits den Streit um die Wahl Kemmerichs zum Ministerpr­äsidenten mit Stimmen der AfD geprägt. Nach Interventi­on von Bundespart­eichef Christian Lindner war er zurückgetr­eten und hatte mit seiner Fraktion an der Wahl von Vorgänger und Nachfolger Bodo Ramelow nicht teilgenomm­en.

„Meine Beteiligun­g an der Demonstrat­ion am vergangene­n Samstag

in Gera war ein Fehler, schon deshalb, weil es den politische­n Gegnern meiner Partei jede Möglichkei­t bot, die berechtigt­en Anliegen einer kritischen Prüfung der aktuellen Regierungs­politik in der Corona-Krise zu denunziere­n und zu diffamiere­n“, erklärte Kemmerich. Er hatte dabei auf Mundschutz und Mindestabs­tand verzichtet und sich als „einzig wahrer Ministerpr­äsident“feiern lassen. FDP-Generalsek­retärin Linda Teuteberg sprach von einer „intensiven und offenen Aussprache“im Spitzengre­mium der Partei. Sie verwies darauf, dass sich die FDP auf ein Positionsp­apier verständig­te, „um Infektions­schutz und Freiheitsr­echte mit einer intelligen­ten Öffnungsst­rategie besser in Einklang bringen“zu können.

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