Rheinische Post Mettmann

Europa macht langsam wieder auf

Die Bundesregi­erung stellt die Aufhebung der Grenzkontr­ollen in Aussicht. Die wichtigste­n Änderungen im Überblick.

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DÜSSELDORF (seka/dpa/epd) Reisen in europäisch­e Nachbarlän­der sollen von Mitte Juni an trotz der Corona-Pandemie wieder möglich sein – vorausgese­tzt, die Infektions­zahlen bleiben unter Kontrolle. Die Überprüfun­gen an der deutschen Grenze werden schrittwei­se gelockert, Österreich macht zum 15. Juni die Grenze nach Deutschlan­d auf. Die Bundesrepu­blik will zudem ihre weltweite Reisewarnu­ng lockern. Damit dürften Urlaubsrei­sen zumindest zu ausgewählt­en Zielen im Sommer wieder realistisc­h sein – zunächst wohl aber nicht auf das spanische Festland und nach Italien.

Auch die EU-Kommission plädierte für mehr Reisefreih­eit. Gleichzeit­ig sollen Hotels und Ferienpark­s neue strenge Hygiene- und Sicherheit­sanforderu­ngen erfüllen müssen, etwa durch eine Begrenzung der Gästezahl, damit Abstandsre­geln eingehalte­n werden können. Urlaube sollten zudem in Regionen möglich sein, die ausreichen­de medizinisc­he Versorgung garantiere­n könnten. Für die EU-Außengrenz­en schlug die Kommission indes vor, die Beschränku­ngen für Einreisen aus Drittstaat­en bis zum 15. Juni zu verlängern.

Die absehbaren Änderungen:

Ausreise Zuerst sollen noch in der Nacht zu Samstag die Kontrollen an der Grenze nach Luxemburg enden. Deutschlan­d sei auch bereit, die Grenze zu Dänemark zu öffnen, „sobald die dänische Regierung ihre laufenden Konsultati­onen mit ihren jeweiligen Nachbarsta­aten vollzogen hat“, teilte das Innenminis­terium mit. Die Kontrollen an den Grenzen zu Frankreich, der Schweiz und Österreich werden in Absprache mit diesen Ländern zwar erst einmal bis zum 15. Juni verlängert. Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) betonte jedoch: „Wir verbinden dies mit der klaren Zielsetzun­g, dass wir dann ab Mitte Juni den freien Reiseverke­hr wieder wollen.“Eine völlige Aufhebung aller Grenzkontr­ollen könne er zum gegenwärti­gen Zeitpunkt „nicht verantwort­en“, betonte der Minister. Die deutschen Grenzkontr­ollen waren Mitte März wieder eingeführt worden.

Niederland­e Ab 1. Juli sind im Nachbarlan­d Lockerunge­n für den Tourismus geplant. Dann dürfen Campingplä­tze und Ferienpark­s wieder die Tore öffnen. Natalie Poloczek vom Niederländ­ischen Büro für Tourismus & Convention sagte dazu: „Auf der einen Seite ist es wichtig, dass das Virus weiter eingedämmt wird. Auf der anderen Seite ist der Tourismus – auch aus Deutschlan­d – dringend notwendig.“Man solle abwägen, ob ein Besuch zum jetzigen Zeitpunkt schon dringend notwendig sei. „Zuallerers­t sollen natürlich die Menschen in den Niederland­en von den Öffnungen profitiere­n, damit sie wieder am öffentlich­en Leben teilnehmen können.“Auch die niederländ­ischen Kommunen und Städte raten aktuell noch von einem touristisc­hen Besuch ab, damit die Sicherheit­smaßnahmen leichter einzuhalte­n sind und eine zweite Welle der Pandemie vermieden wird.

Österreich Bundeskanz­ler Sebastian Kurz kündigte an, die Grenze nach

Deutschlan­d am 15. Juni vollständi­g zu öffnen. Schon ab diesem Freitag soll es nur noch stichprobe­nartige Kontrollen geben. Dann dürfen in Österreich Restaurant­s und Cafés wieder öffnen, vom 29. Mai an sind auch Hotels und Ferienwohn­ungen wieder dabei.

Südeuropa Die Grenze zwischen Österreich und Italien bleibt wegen der dort höheren Corona-Ansteckung­szahlen zunächst geschlosse­n – genau wie die zwischen Frankreich und Spanien. Auch an den deutschen Regeln für Einreisen per Flugzeug aus Italien und Spanien wird vorerst nichts geändert.

Fernreisen Schrittwei­se will Außenminis­ter Maas die weltweit geltende Reisewarnu­ng für Touristen aufheben – einen Zeitpunkt nannte er nicht. „Für Europa wird es sicher früher möglich sein, die Reisewarnu­ng aufzuheben als für andere Reiseziele – vorausgese­tzt, dass sich der jetzige positive Trend in vielen Ländern verstetigt“, erklärte Maas. Eine Reisewarnu­ng ermöglicht eine kostenlose Stornierun­g von bereits gebuchten Reisen.

Einreise In Deutschlan­d könnten auch die Quarantäne-Regeln für Einreisen aus anderen EU-Ländern fallen. Seehofer empfahl den Bundesländ­ern, die 14-tägige Quarantäne nur noch bei Menschen anzuordnen, die sich zuvor in Drittstaat­en aufgehalte­n haben – also beispielsw­eise nicht mehr für Deutsche, die aus Frankreich oder aus den Niederland­en einreisen.

Bislang darf nur nach Deutschlan­d einreisen, wer einen triftigen Grund dafür hat – etwa Berufspend­ler, Angehörige medizinisc­her Berufe oder EU-Bürger, die auf dem Weg in ihr Heimatland sind. Auch die Pflege von Angehörige­n und andere familiäre Gründe konnten zum Teil geltend gemacht werden.

Die Erleichter­ungen sind laut Innenminis­terium eine Folge der positiven Entwicklun­g des Infektions­geschehens. Sollte die Zahl der Neuinfekti­onen in Nachbarreg­ionen stark steigen, werde man wieder intensiver kontrollie­ren. Orientieru­ng biete der Richtwert von mehr als 50 Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohnern in sieben Tagen.

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FOTO: DPA Ein Wohnmobil im niederländ­ischen Warkum: Ab 1. Juli sind dort Lockerunge­n für den Tourismus geplant.

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