Rheinische Post Mettmann

Winterlich­er Krimi aus Maine im Stil der Coen-Brüder

- VON MARION MEYER

Gerade erst ist die Mutter von Mary Beth (Morgan Saylor) und Pris Connolly (Sophie Lowe) gestorben, da schlittern die beiden sehr unterschie­dlichen Töchter schon in die nächste Katastroph­e. Die 18-jährige Mary Beth lernt in einer Bar einen windigen Typen kennen, geht mit ihm mit und erkennt zu spät, wie gefährlich er ist. Sie wehrt sich, und der Mann endet mit einer Harpune im Hals. Dann findet sie auch noch einen Beutel Geld, den sie an sich nimmt, nicht ahnend, in welche Schwierigk­eiten sie und ihre Schwester, die im Fischladen der Mutter arbeitet, das bringt.

„Blow The Man Down“heißt dieser Film. Mit ihrer Schwester versenkt Mary Beth die Leiche in einer Kühltruhe im Meer. Als am nächsten Tag ein Toter angespült wird, ist die Aufregung groß. Doch es stellt sich heraus, dass es sich um eine junge Frau handelt. Sie arbeitete in einer Pension, die in Wirklichke­it aber ein Bordell ist, betrieben von Enid Devlin (herrlich diabolisch: Margo Martindale). Und die verstorben­e Mutter der beiden Mädchen wie auch alle anderen Frauen in der Stadt wussten um die Vorgänge in der Pension.

Der Ort Easter Cover in Maine lebt vom Hummerfang und von Touristen, aber im Winter legt der Schnee eine schützende Decke über alles, auch über die Geheimniss­e hinter den bürgerlich­en Fassaden der weißen Holzhäusch­en. Mit viel Gespür für eisige Atmosphäre zeichnen Bridget Savage Cole und Danielle Krudy die Provinz in „Blow The Man Down“. Die beiden amerikanis­chen Regisseuri­nnen haben diesen düsteren und etwas schrägen Thriller gemeinsam geschriebe­n und mit schwarzem Humor inszeniert.

Seit der Premiere des Films wurde er mit „Fargo“der Coen-Brüder verglichen. Auch hier geht es um Mord und Intrigen in einer winterlich­en Kleinstadt, und wenn Gewalt ausbricht, dann drastisch und unvermitte­lt. Sehr besonders wird der Film durch die weibliche Perspektiv­e. Denn eigentlich lenkt eine Gruppe älterer Damen die Geschehnis­se in Easter Cove. Alle scheinen Dreck am Stecken zu haben, und die (männlichen) Polizisten blicken nicht im Geringsten durch.

Das Meer und die Fischerei sind in dem Kaff allgegenwä­rtig. „Blow the Man Down“singen die Fischer auf den Klippen - „Leg den Kerl um“. Wie ein griechisch­er Chor kommentier­en sie die Ereignisse, bleiben dabei jedoch Zaungäste wie alle Männer. Das Matriarcha­t zieht hier die Strippen. Und auch auch wenn die Stornicht so richtig aufgeht, verzeiht man das dieser charmanten Indie-Produktion, die mit originelle­n Typen und Dialogen punktet.

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