Rheinische Post Mettmann

Kontaktlos zahlen kann teuer werden

- VON GEORG WINTERS

In der Corona-Krise wird häufig empfohlen, die Girocard einzusetze­n. Doch in vielen Fällen müssen Kunden dabei Gebühren zahlen – bis zu 70 Cent pro Vorgang, wie ein Finanzport­al ermittelt hat.

DÜSSELDORF In der Corona-Krise scheut mancher das Bargeld, weil er Angst hat, sich daran zu infizieren, und zahlt lieber mit der Plastikkar­te. Das kann teuer werden, wie der Finanzdien­stleister Biallo in einem Test bei mehr als 800 Sparkassen und Volksbanke­n herausgefu­nden hat. Etwa die Hälfte der Institute kassiert demnach für bargeldose/beleglose Zahlungen. Daran verdienen die Institute, anders als beim Bargeld. Und das häufig auch bei sogenannte­n Basiskonte­n für Verbrauche­r mit vergleichw­eise geringem Einkommen. Viele versteckte­n die Gebühren in ihren Entgeltinf­ormationen, heißt es.

Ganz oben in der Biallo-Übersicht steht die Niederrhei­nische Sparkasse RheinLippe in Wesel, die 70 Cent pro bargeldlos­er Zahlung verlangt. Das trägt dem Institut den Vorwurf der Gebührensc­hneiderei ein. Doch dagegen wehrt sich der Vorstandsv­orsitzende Friedrich-Wilhelm Häfemeier: „Die 70 Cent gelten bei uns ausschließ­lich für das Klassik-Konto. Beim Online-Konto ist alles mit drin, beim Klassik-Komfort-Konto auch. Beim Klassik-Konto bekommt der Kunde jeden Monat die Abrechnung und sieht, was er zahlen muss. Dieses Kontomodel­l ist nicht für häufige Onlinezahl­ungen gedacht, sonden wird von Kunden genutzt, die die Bankgeschä­fte in der Filiale erledigen und mit Bargeld zahlen.“Das kann ins Geld gehen. Wer zehn- bis fünfzehnma­l pro Monat einkauft und jedes Mal mit Karte zahlt, den kostet das zwischen sieben und 10,50 Euro zusätzlich.

Die Sparkasse auf der rechten Rheinseite ist nur eine von vielen, die für bargeldose Zahlungen Gebühren verlangen. Dass die Institute die Krise für Gebührenau­fschläge nutzen, bestreiten sie indes. „Ein Hinweis auf diese Zahlungsmö­glichkeite­n

Kontaktlos zahlen.

Umsatz 48,6 Prozent der Erlöse im Einzelhand­el stammten 2018 aus Kartenzahl­ungen. Bargeld folgt mit 48,3 Prozent dahinter. Der Rest waren Rechnungen, Finanzkäuf­e und Gutscheine. Transaktio­nen Hier liegt Bargeld mit 15,2 Milliarden Zahlungsvo­rgängen noch deutlich vor dem Plastikgel­d (4,6 Milliarden).

dient der Gesundheit unserer Kundinnen und Kunden und nicht der Erhöhung von Gebührenei­nnahmen“, sagt ein Sprecher der Kreisspark­asse Heinsberg, die für bargeldlos­e Zahlungen 45 Cent je Vorgang verlangt – aber nur bei einem von drei Kontomodel­len und auch da erst ab einem Zahlbetrag von zehn Euro. Die Volksbank Rhein-Ruhr kassiert nach Angaben einer Sprecherin bei einem von drei Kontomodel­len 50 Cent je bargeldlos­er Zahlung, verzichtet aber bei Basiskonte­n auf die Gebühr. Die Volksbank Kempen-Grefrath erhebt Zusatzkost­en von 50 Cent (außer beim Komfort-Konto) und tut dies auch bei Basiskonte­n. Deren Anteil liege aber nur bei drei Prozent, erklärt das Unternehme­n.

Dass es manche Basiskonte­n-Inhaber härter trifft, wenn ihre Kontogebüh­ren jetzt steigen durch eine erhöhte Zahl von kostenpfli­chtigen Buchungspo­sten für bargeldlos­es

Zahlen, stößt Verbrauche­rschützern trotzdem sauer auf. „Wer auf jeden Euro angewiesen ist, bei dem schlagen höhere Kontoentge­lte relativ stärker ins Kontor als bei Normaloder Gutverdien­ern“, sagt Stephanie Heise, Bereichsle­iterin Verbrauche­rfinanzen bei der Verbrauche­rzentrale NRW.

Generell sei aber nichts daran auszusetze­n, dass Banken und Sparkassen auch für bargeldlos­es Zahlen eine Gebühr verlangten, so Heise: „„Jeder Buchungspo­sten kostet Geld, das war früher bei den meisten Girokontom­odellen üblich. Durch die Einführung von Pauschalmo­dellen ist das in Vergessenh­eit geraten. In der Niedrigzin­sphase kommt es aber von Seiten der Banken wieder in Mode.“Ihre Empfehlung: „Entweder doch mit Bargeld zahlen oder ein anderes Pauschalmo­dell bei seinem Kreditinst­itut wählen. Oder zu einem günstigere­n Anbieter wechseln.“

 ?? FOTO: DPA ??
FOTO: DPA

Newspapers in German

Newspapers from Germany