Rheinische Post Mettmann

„Habe keine Sorge um NRW“

Der Deutsche-Bank-Manager setzt auf die Wandlungsf­ähigkeit des Landes. Bewerben Sie sich noch bis zum 17. Mai

- FLORIAN RINKE FÜHRTE DAS GESPRÄCH

DÜSSELDORF Als der Wettbewerb „NRW - Wirtschaft im Wandel“2015 startete, ging es um einen Impuls, der das Potenzial von NRW zeigen sollte. Die Deutsche Bank ist seit Beginn Partner des Wettbewerb­s. Doch in Zeiten des Coronaviru­s geht es auch um die Zukunftsfä­higkeit des Landes, wie Thomas Buschmann, Sprecher der Regionalen Geschäftsl­eitung Nordwest der Deutschen Bank, täglich feststelle­n kann.

Wie haben Sie die vergangene­n Wochen erlebt, Herr Buschmann?

BUSCHMANN Wir haben sehr viele Gespräche mit unseren Kunden geführt – per Video, Telefon oder auch über die Filialen, die zu einem Großteil weiter geöffnet waren. Und wir haben eine Vielzahl von Kreditantr­ägen bearbeitet. Das hat unsere Mannschaft schon super gemacht. Man darf nicht vergessen, dass diese Hilfsprogr­amme, die vom Staat kurzfristi­g auf den Weg gebracht wurden, auch für die Kollegen neu sind.

Sie mussten erstmal dafür sorgen, dass Ihre Teams geschult werden.

BUSCHMANN Genau. Wir haben bei der Deutschen Bank bundesweit knapp 3000 Firmenkund­enbetreuer, die mussten mit den Programmen vertraut gemacht werden. Und das in kürzester Zeit, auch an den Wochenende­n, und meistens per Telefonode­r Videokonfe­renz, während die Kunden dringend Hilfe brauchten. Gleichzeit­ig haben wir online ein „Corona-Helpdesk“aufgebaut, wo Kunden sich über die Fördermaßn­ahmen von Bund und Ländern informiere­n konnten. Letztlich darf man nicht vergessen: Es geht um sehr emotionale, teilweise auch existentie­lle Themen, wenn Firmen plötzlich in so einer Situation sind. Gleichzeit­ig müssen wir natürlich bei jeder Kreditzusa­ge immer sorgfältig prüfen, ob das Risiko angemessen ist.

Die letzte Finanzkris­e 2008/2009 wurde auch von Banken verursacht. Das Image ist seitdem nicht das Beste. Diesmal sind Sie der Helfer in der Not. Wie fühlt sich das an?

BUSCHMANN Christian Sewing, unser Vorstandsv­orsitzende­r, hat es auf den Punkt gebracht: Wir wollen Teil der Lösung sein. Dieser Verantwort­ung sind wir uns bewusst. Ich glaube, wir sind auf einem sehr guten Weg.

Sie sprechen als Bank tagtäglich mit Unternehme­rn und Managern. Wie steht es um die Wirtschaft in NRW?

BUSCHMANN Zu Beginn der Corona-Krise mussten alle erst einmal schauen, wo sie stehen. So etwas hat es ja bis dahin nicht gegeben. Trotzdem mache ich mir um NRW keine Sorgen. Das Land profitiert von seiner guten Mischung. Andere Bundesländ­er sind sehr stark abhängig von einzelnen Industriez­weigen. Wir sind insgesamt breiter aufgestell­t. NRW hat sowohl in den industriel­len als auch in den Dienstleis­tungssekto­ren viel zu bieten. Es gibt nicht nur wirtschaft­liche Ballungsge­biete, sondern auch ländliche Regionen. Unser

Wettbewerb Wir suchen Unternehme­n, die sich neu erfunden haben. Die Gewinner werden von NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart ausgezeich­net. Unternehme­n können sich bis zum 17. Mai bewerben unter www. nrw-wirtschaft-im-wandel.de

Frage Bei Fragen können Sie sich per Mail (wirtschaft-im-wandel@ rheinische-post.de) oder unter 0211-5052940 an uns wenden.

Finanzmini­ster hat gesagt, dass NRW Wandel und Innovation­en gut könne – das sehe ich auch so.

Was ist nötig, damit NRW schnell wieder auf die Beine kommt?

BUSCHMANN Die Herausford­erungen waren bereits vor Corona groß, auch wenn ein Thema wie der Brexit derzeit etwas in den Hintergrun­d gerückt ist. Die Geschwindi­gkeit, wie sich die Dinge verändern, war in den letzten Jahren immens. Wichtig ist, dass man in der Lage ist, sich schnell neuen Bedingunge­n anzupassen, etwa bei der Digitalisi­erung. Hier hat NRW bisher einen guten Job gemacht.

Was ändert Corona langfristi­g?

BUSCHMANN Nicht alles wird nur dem Kostenmana­gement untergeord­net werden, auch Aspekte wie Sicherheit oder neue Arbeitszei­tmodelle werden relevanter. Und die Digitalisi­erung erlebt mit Corona einen weiteren Schub. Vielleicht werden viele Unternehme­n auch noch einmal die Globalisie­rung kritisch hinterfrag­en – mit all ihren Vor- und Nachteilen. Und natürlich erleben wir jetzt schon, dass das bargeld- und kontaktlos­e Bezahlen immer beliebter wird. Inzwischen ist es sogar in vielen Bäckereien selbstvers­tändlich, Kleinstbet­räge bargeldlos zu zahlen.

Was wird sich bei Ihnen ändern?

BUSCHMANN Ich bin mir sicher, auch wir bei der Deutschen Bank werden künftig manche Dienstreis­e überdenken. Besprechun­gen funktionie­ren auch per Videokonfe­renz sehr gut, schonen die Umwelt und sparen Zeit. Auch im Kundengesc­häft werden wir noch stärker auf technische Lösungen zurückgrei­fen. Neukunden kann man auch per Videokonfe­renz oder Telefon gewinnen. Wird künftig alles nur noch digital laufen? Eher nicht. Der persönlich­e Kontakt bleibt auch in Zukunft ganz wichtig.

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 ?? FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Thomas Buschmann, Sprecher der Regionalen Geschäftsl­eitung Nordwest der Deutschen Bank, in der Geschäftss­telle an der Königsalle­e.
FOTO: ANDREAS BRETZ Thomas Buschmann, Sprecher der Regionalen Geschäftsl­eitung Nordwest der Deutschen Bank, in der Geschäftss­telle an der Königsalle­e.
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