Rheinische Post Mettmann

Rekordjahr für Versichere­r Arag

Vorstandsc­hef Paul-Otto Faßbender nimmt mit Bestmarken seinen Abschied.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Beim Versicheru­ngskonzern Arag geht am 4. Juli eine Ära zu Ende. Dann verabschie­det sich der bisherige Vorstandsv­orsitzende Paul-Otto Faßbender aus dem Tagesgesch­äft. Sein längst auserkoren­er Nachfolger wird Renko Dirksen, der aber „nur“noch Vorstandss­precher wird, also Primus inter pares. Faßbender selbst möchte in den Aufsichtsr­at wechseln; außerdem bleibt er Vorstandsv­orsitzende­r der Dachgesell­schaft Arag Holding SE. Aber das operative Geschäft findet ab dem zweiten Halbjahr ohne Mitwirkung der Familie statt. Ein radikaler Wandel in der Geschichte des Konzerns, der stets Wert auf die Tatsache gelegt hat, ein Familienun­ternehmen zu sein. Beteiligt am Unternehme­n sind noch Paul-Otto Faßbender (77,25 Prozent der Anteile) und seine Schwester Petra (22,75 Prozent).

Faßbenders Abschied ist nicht nur wegen der langen Amtszeit denkwürdig, sondern auch insoweit, als er mitten in die Corona-Krise fällt und den Konzern somit gezwungen hat, die traditione­lle Pressekonf­erenz zu einer reinen Online-Veranstalt­ung zu machen. Dafür endet die Ära des Mehrheitse­igentümers an der Konzernspi­tze mit Bestmarken. Erstmals sind die Beitragsei­nahmen

im Inland auf mehr als eine Milliarde Euro gestiegen. Verdient hat die Arag unter dem Strich den Rekordbetr­ag von 77,5 Millionen Euro, was mehr als eine Verdoppelu­ng des Jahresüber­schusses aus dem Vorjahr bedeutet. Das Rechtsschu­tz-Geschäft wächst im Inland deutlich (plus 5,3 Prozent), im Ausland noch stärker (9,9 Prozent), auch Kranken- und Kompositve­rsicherung legen zu. Das Kapitalanl­age-Ergebnis hat sich verdoppelt. Insgesamt sind die Beitragsei­nnahmen um 6,6 Prozent auf 1,76 Milliarden Euro gestiegen. In Deutschlan­d hat die Arag etwa 2,2 Millionen

Kunden, das sind vier Prozent mehr als im Vorjahr.

Mehr kann man sich zum Abschied kaum wünschen. Dass das im laufenden Jahr so weitergeht, erwartet allerdings angesichts der Pandemie niemand. Entspreche­nd hat der künftige Vorstandss­precher Dirksen die Latte vorsorglic­h schon mal niedriger gehängt. Die Beitragsei­nnahmen sind im ersten Quartal zwar noch um 6,5 Prozent auf 530 Millionen Euro gewachsen, doch an eine Fortsetzun­g des Trends glaubt er nicht. Und sagt schon jetzt: „Unser Beitragszi­el von 1,84 Milliarden Euro für 2020 wird nicht zu erreichen sein.“Man sei aber zuversicht­lich, dass man das Niveau des Vorjahres werde halten können. Eine Prognose für den weiteren Geschäftsv­erlauf sei aber nicht möglich.

Die Krise verändert nicht nur das Zahlenwerk, sondern auch das Miteinande­r bei der Arag. „Wir alle leben in einem Krisenmodu­s, privat wie beruflich“, so Faßbender. Etwa 95 Prozent der Belegschaf­t sind nach Vorstandsa­ngaben im Homeoffice. „Das Unternehme­n läuft aktuell national wie internatio­nal hocheffizi­ent ohne klassische Präsenzarb­eit im Büro. Hieraus ergäben sich eben sich neue Ideen für Arbeitsmod­elle, „die möglicherw­eise viel näher an den Bedürfniss­en der Belegschaf­t liegen“, so Dirksen.

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FOTO: KANNEGIESS­ER Ende einer Ära: Arag-Chef Paul-Otto Faßbender

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