Rheinische Post Mettmann

„Drama für deutschen Motorsport“

Der 91-malige Formel-1-Pilot Timo Glock sieht weitreiche­nde negative Konsequenz­en nach einem Aus von Sebastian Vettel bei Ferrari.

- VON ELISABETH HUTHER

DÜSSELDORF Der frühere Formel-1-Pilot Timo Glock sieht den Abschied von Ex-Weltmeiste­r Sebastian Vettel bei Ferrari mit Sorge. „Generell ist es natürlich erstmal ein Schock, wenn man das schwarz auf weiß sieht“, sagte der einstige Toyota-Fahrer im Gespräch mit unserer Redaktion. Sollte Vettel kein neues Cockpit finden, droht 2021 das erste Jahr ohne deutschen Fahrer seit 40 Jahren und womöglich das Ende der Rennfahrer­nation Deutschlan­d. Von der durch Michael Schumacher ausgelöste­n „Schumi-Mania“der 90er Jahre ist nicht mehr viel übrig. „Das wäre ein Drama für die Fans in Deutschlan­d, wenn es gar keinen deutschen Fahrer mehr gäbe. Die Situation ist für Sebastian schwierig, weil es im Moment einfach wenige Optionen gibt, um in einem konkurrenz­fähigen Auto zu sitzen“, sagte Glock. Bis 2017 kämpften 20 Jahre immer mindestens drei deutsche Formel-1-Piloten in der Königsklas­se

um Punkte. Auf dem Höhepunkt waren es 2010 sogar sieben (Glock, Heidfeld, Hülkenberg, Rosberg, M. Schumacher, Sutil, Vettel).

Doch Glock hat die Hoffnung für den 32-jährigen Vettel, der von 2010 bis 2013 mit Red Bull vier WM-Titel in Folge holte, noch nicht aufgegeben: „Spannend wird natürlich, was die Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Valtteri Bottas angeht, ob man Sebastian Vettel vielleicht einmal in Silber sieht und Lewis Hamilton in Rot. Das wäre sehr, sehr interessan­t.“Ein WM-Sieg von Serienmeis­ter Hamilton mit der Scuderia würde den Briten endgültig in den Olymp der besten Rennfahrer in der Geschichte hieven. Dass es für Vettel im letzten Jahr mit Ferrari doch noch mit dem ersehnten Titel klappt, bezweifelt Glock, der 2020 wieder für BMW in der DTM starten soll. „Wenn beide Seiten wissen, dass sie sich trennen, konzentrie­rt sich natürlich alles auf Charles Leclerc. Man sollte niemals nie sagen.“

Für Glock deutet die Entwicklun­g

aber vor allem darauf hin, wie schwierig es für junge Motorsport-Talente geworden ist. „Die ganzen Klassen davor sind extrem teuer geworden. Das kann sich heute fast keiner mehr leisten.“Einem traut Glock mittelfris­tig den Sprung in die Königsklas­se aber zu: „Natürlich ist da noch der eine oder andere im Hintergrun­d, wie natürlich Mick Schumacher, den man ganz oben auf der Liste haben muss als nächsten Deutschen, der da kommen kann.“

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FOTO: KREBS 2004 und 2008 bis 2012 in der Formel 1: Timo Glock.

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