Geerntet wird immer
Nadja Ruba beteiligt sich mit einem Hochbeet an dem städtischen Projekt „Essbare Stadt“. Damit versorgt sie nicht nur ihre Nachbarschaft mit Obst und Gemüse, sondern konnte auch neue Bekanntschaften knüpfen.
WERSTEN Die Holzkiste im Vorgarten von Nadja Ruba hat sich zu einer kleinen Attraktion entwickelt. „Viele Leute erzählen mir, dass sie beim Spazierengehen am Brückerbach extra einen Umweg machen, um bei mir vorbeizukommen“, berichtet sie. Denn eigentlich gibt es aus der Kiste immer etwas zu ergattern: Von Erdbeeren und Tomaten bis zum großen Salatkopf ist in dem kleinen Beet, das sich oben auf der Holzkiste befindet, eine große Auswahl an Obst- und Gemüsesorten vorhanden.
Seit einem guten Jahr beteiligt sich die Werstenerin an dem Projekt „Essbare Stadt“, bei dem sie von der Stadt kostenlos ein Hochbeet sowie Saatgut zur Verfügung gestellt bekommen hat, um sich darum in der Freizeit zu kümmern. Sozusagen eine Mini-Variation von „Urban Gardening“.
20 Beete hat Düsseldorf im vergangenen Jahr an Privatpersonen, Gemeinschaften und Unternehmen verteilt und auch in diesem Jahr werden wieder Paten für neue Beete gesucht. Mit dem Projekt will die Stadt nicht nur grüne Oasen in Düsseldorf fördern, sondern auch für Themen wie saisonale und regionale Ernährung und Müllvermeidung sensibilisieren. Voraussetzung für die Teilnahme ist, dass das Beet an einem öffentlich zugänglichen Ort aufgestellt wird, sodass jeder Passant etwas daraus ernten kann.
Das Saatgut wird mitgeliefert, alles in Bio-Qualität. Damit das so bleibt, dürfen keine herkömmlichen Dünger verwendet werden. Deshalb düngt Nadja Ruba mit ihrem selbst hergestellten Kompost. Zudem müssen für die Bepflanzung und Pflege des Beetes mehrere verantwortliche Personen bei der Stadt angegeben werden. Daher bekommt Nadja Ruba Unterstützung aus der Nachbarschaft, doch größtenteils kümmert sie sich allein um das Projekt. Nicht, weil es nur an ihr hängenbleibt, sondern weil es ihr viel Freude und Spaß bereitet. „Ich mache sowieso gerne viel im Garten, da macht das Hochbeet keinen großen Unterschied mehr. Denn die größte Arbeit ist ohnehin das Gießen der Pflanzen.“
Hinter ihrem Haus züchtet sie noch mehr Obst und Gemüse, darunter 15 verschiedene Tomatensorten. Während sie dort ausschließlich für den Eigenbedarf erntet, überlässt sie die Ernte in dem Hochbeet vollständig ihrer Nachbarschaft. Dort war man jedoch anfangs noch sehr zurückhaltend. „Einige Nachbarn haben bei mir erst geklingelt und gefragt, ob sie sich wirklich an dem Beet bedienen dürfen“, erzählt Nadja Ruba. Doch inzwischen hat sich ihr Vorgarten zu einem kleinen Selbstbedienungsladen für die Menschen entwickelt.
Insbesondere die Kinder freuen sich, wenn sie frische Erdbeeren ernten können – oder auch Tomaten. „Eine Mutter sagte zu mir, dass ihr Kind zu Hause nie Tomaten esse, hier aber schon.“Und so zeigt sich gleich der nächste Vorteil des Projekts: Mithilfe des Beetes vor ihrem Haus ist Nadja Ruba mit vielen Nachbarn ins Gespräch gekommen, die sie vorher gar nicht kannte. Auch mit vielen Kindern, die nicht nur zum Naschen kommen, sondern auch etwas über die Pflanzen lernen wollen.
Deshalb plant die Werstenerin jetzt, ein zweites Hochbeet neben das erste von der Stadt zu stellen. Dieses Mal auf eigene Kosten, aber mit demselben Ziel: die Nachbarschaft mit frischem Obst und Gemüse zu versorgen.