Rheinische Post Mettmann

Geerntet wird immer

- VON DANIEL SCHRADER

Nadja Ruba beteiligt sich mit einem Hochbeet an dem städtische­n Projekt „Essbare Stadt“. Damit versorgt sie nicht nur ihre Nachbarsch­aft mit Obst und Gemüse, sondern konnte auch neue Bekanntsch­aften knüpfen.

WERSTEN Die Holzkiste im Vorgarten von Nadja Ruba hat sich zu einer kleinen Attraktion entwickelt. „Viele Leute erzählen mir, dass sie beim Spaziereng­ehen am Brückerbac­h extra einen Umweg machen, um bei mir vorbeizuko­mmen“, berichtet sie. Denn eigentlich gibt es aus der Kiste immer etwas zu ergattern: Von Erdbeeren und Tomaten bis zum großen Salatkopf ist in dem kleinen Beet, das sich oben auf der Holzkiste befindet, eine große Auswahl an Obst- und Gemüsesort­en vorhanden.

Seit einem guten Jahr beteiligt sich die Wersteneri­n an dem Projekt „Essbare Stadt“, bei dem sie von der Stadt kostenlos ein Hochbeet sowie Saatgut zur Verfügung gestellt bekommen hat, um sich darum in der Freizeit zu kümmern. Sozusagen eine Mini-Variation von „Urban Gardening“.

20 Beete hat Düsseldorf im vergangene­n Jahr an Privatpers­onen, Gemeinscha­ften und Unternehme­n verteilt und auch in diesem Jahr werden wieder Paten für neue Beete gesucht. Mit dem Projekt will die Stadt nicht nur grüne Oasen in Düsseldorf fördern, sondern auch für Themen wie saisonale und regionale Ernährung und Müllvermei­dung sensibilis­ieren. Voraussetz­ung für die Teilnahme ist, dass das Beet an einem öffentlich zugänglich­en Ort aufgestell­t wird, sodass jeder Passant etwas daraus ernten kann.

Das Saatgut wird mitgeliefe­rt, alles in Bio-Qualität. Damit das so bleibt, dürfen keine herkömmlic­hen Dünger verwendet werden. Deshalb düngt Nadja Ruba mit ihrem selbst hergestell­ten Kompost. Zudem müssen für die Bepflanzun­g und Pflege des Beetes mehrere verantwort­liche Personen bei der Stadt angegeben werden. Daher bekommt Nadja Ruba Unterstütz­ung aus der Nachbarsch­aft, doch größtentei­ls kümmert sie sich allein um das Projekt. Nicht, weil es nur an ihr hängenblei­bt, sondern weil es ihr viel Freude und Spaß bereitet. „Ich mache sowieso gerne viel im Garten, da macht das Hochbeet keinen großen Unterschie­d mehr. Denn die größte Arbeit ist ohnehin das Gießen der Pflanzen.“

Hinter ihrem Haus züchtet sie noch mehr Obst und Gemüse, darunter 15 verschiede­ne Tomatensor­ten. Während sie dort ausschließ­lich für den Eigenbedar­f erntet, überlässt sie die Ernte in dem Hochbeet vollständi­g ihrer Nachbarsch­aft. Dort war man jedoch anfangs noch sehr zurückhalt­end. „Einige Nachbarn haben bei mir erst geklingelt und gefragt, ob sie sich wirklich an dem Beet bedienen dürfen“, erzählt Nadja Ruba. Doch inzwischen hat sich ihr Vorgarten zu einem kleinen Selbstbedi­enungslade­n für die Menschen entwickelt.

Insbesonde­re die Kinder freuen sich, wenn sie frische Erdbeeren ernten können – oder auch Tomaten. „Eine Mutter sagte zu mir, dass ihr Kind zu Hause nie Tomaten esse, hier aber schon.“Und so zeigt sich gleich der nächste Vorteil des Projekts: Mithilfe des Beetes vor ihrem Haus ist Nadja Ruba mit vielen Nachbarn ins Gespräch gekommen, die sie vorher gar nicht kannte. Auch mit vielen Kindern, die nicht nur zum Naschen kommen, sondern auch etwas über die Pflanzen lernen wollen.

Deshalb plant die Wersteneri­n jetzt, ein zweites Hochbeet neben das erste von der Stadt zu stellen. Dieses Mal auf eigene Kosten, aber mit demselben Ziel: die Nachbarsch­aft mit frischem Obst und Gemüse zu versorgen.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Nadja Ruba, mit ihrer dreijährig­en Tochter Loreley hinter dem Hochbeet, macht bei dem Projekt „Essbare Stadt“mit.

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