Der Handel erholt sich nur langsam
In der City müssen immer noch viele Händler gewaltige Umsatzeinbußen hinnehmen. Besser stehen da manche in den Stadtteilen da.
DÜSSELDORF Peter Franzen sagt die Zahl frei heraus: Nur 30 Prozent der Umsätze im Vergleich zur Zeit vor der Krise erzielt das Traditionsgeschäft Franzen an der Königsallee momentan. Dass er seit Montag wieder auf der gesamten Fläche öffnen dürfe, habe darauf noch keinen spürbaren Effekt gehabt. „Trotzdem sind wir gut gerüstet, da wir sehr konsequent auf die Kostenbremse getreten sind“, sagt der Geschäftsführer. Das heißt: Investitionen gestoppt und den Wareneinkauf von Porzellan bis Küchenaccessoires runtergefahren. 25.000 Euro gab es zudem aus dem staatlichen Hilfspaket und für etwa die Hälfte seiner 60 Mitarbeiter gilt nach wie vor Kurzarbeit. Dennoch sagt Franzen, dass es so nicht lange weitergehen dürfe. Und bei einem weiteren Lockdown werde es ganz schwierig. „Dann sind der Handel und die Gastronomie tot.“
„Ich habe mir die Auswirkungen der Krise schlimmer vorgestellt“
Gudrun Pelzer
Deko Laden Lorettostraße
Wie Franzen ergeht es zurzeit vielen Händlern in der Innenstadt. Der Handelsverband NRW hatte am Montag eine Blitzumfrage gestartet, an der in Düsseldorf 17 Einzelhändler unterschiedlicher Größe teilnahmen. Ergebnis: Im Durchschnitt erzielten sie in der vergangenen Woche gerade einmal 50 Prozent ihrer aus dem Vorjahreszeitraum gewohnten Umsätze, wie Sprecherin Carina Peretzke auf Anfrage unserer Redaktion sagt.
Ein wesentlicher Grund dafür: Es sind nach wie vor längst nicht so viele Menschen in der City unterwegs wie vor der Krise. Auf der Kö hat das Unternehmen Hystreet mit seinen Scannern in der vergangenen Woche gut 60.000 Passanten registriert, vor dem Lockdown waren es dort im Durchschnitt allerdings mehr als 100.000. Und wurden auf der Flinger Straße am Samstag 32.500 Menschen gezählt, sind es dort sonst rund 60.000.
Existenzsorgen und Kurzarbeit sind aus Sicht von Peretzke wesentliche Gründe für das schlechte Konsumklima. Zudem schmälere auch der Mundschutz das Shoppingerlebnis, wie Händler auch mit Blick auf die Beratung sagten. Franzen vermisst zudem die internationalen Kunden, die sonst viel Geld in der Stadt lassen. Er hofft nun, dass sich die Stimmung zumindest lokal verbessere und, dass sich Handel und die wieder geöffnete Gastronomie befruchten.
Die Messung der Passantenfrequenz von Montag und Dienstag zeigt allerdings, dass sich gegenüber der Vorwoche bislang kein Anstieg verzeichnen lässt. Einen simplen Grund dafür nennt Peretzke: das schlechtere Wetter, das natürlich vor allem die Gastronomen ärgert. Sie sei trotzdem sehr gespannt, wie die aktuelle Woche weiter verlaufe und ob der Handel nicht doch noch den benötigten Schub bekomme.
Schon jetzt deutlich zufriedener sind dagegen einige alteingesessene Händler in guten Stadtteillagen. Seit 43 Jahren führt etwa Gudrun Pelzer ihren Dekorationsladen „Vitrine“an der Lorettostraße, ohne Angestellte. „Ich habe es mir schlimmer vorgestellt.“Natürlich fehle das Ostergeschäft und die Umsätze hätten sich auch noch nicht wieder voll erholt, aber viele Kunden seien nun ganz bewusst zu ihr einkaufen gekommen. Sie sei sehr dankbar, wie sehr sie von ihrer Stammkundschaft unterstützt werde. „Da habe ich nicht mit gerechnet.“
Und was ihr das Leben in der Zeit der Schließung zudem sehr erleichtert hat, sind 9000 Euro Soforthilfe
Absagen Die Händler müssen auf verkaufsoffene Sonntage verzichten, da die anlassgebenden Veranstaltungen aufgrund von Corona ausfallen müssen.
Verband Der Handelsverband will die Sonntagsöffnungen nachholen, um die aus seiner Sicht wirtschaftlich relevante Belebung der Innenstadt voranzutreiben.
Meinung Peter Franzen hält jedoch nicht viel von verkaufsoffenen Sonntagen, da mit Ausnahme des Advents Aufwand und Ertrag nicht im Verhältnis stünden.
des Staates. „Ich war überrascht, wie schnell das Geld überwiesen wurde.“Sie käme also insgesamt gut über die Runden. Und die Osterdekoration, die hole sie dann eben im nächsten Jahr wieder heraus.
Ähnliches berichtet auch Matthias Pröpper, mit seinem Bruder Inhaber der 1963 gegründeten „Pröpper Modewelten“mit zwei Filialen in Benrath. „Auch als wir geschlossen hatten, haben uns viele unserer Kunden per E-Mail und Telefon kontaktiert und zum Beispiel Gutscheine erworben.“So hätten sie nach der Wiedereröffnung sofort gut zu tun gehabt. Und Pröpper ist seinerseits auf die Kunden zugegangen. Mit 20 Prozent Rabatt auf alles und verlängerten Öffnungszeiten in der Woche bis 21 Uhr. Er betont, wie sehr nun im Stadtteil verwurzelte Geschäfte von ihrer Stammkundschaft profitieren könnten.
Doch so gut das alles erstmal klingt, Matthias Pröpper und sein Bruder Lukas sind auch noch nicht da, wo sie mal waren „Das werden wir wohl nicht so schnell aufholen.“