Rheinische Post Mettmann

Der Handel erholt sich nur langsam

In der City müssen immer noch viele Händler gewaltige Umsatzeinb­ußen hinnehmen. Besser stehen da manche in den Stadtteile­n da.

- VON ALEXANDER ESCH

DÜSSELDORF Peter Franzen sagt die Zahl frei heraus: Nur 30 Prozent der Umsätze im Vergleich zur Zeit vor der Krise erzielt das Traditions­geschäft Franzen an der Königsalle­e momentan. Dass er seit Montag wieder auf der gesamten Fläche öffnen dürfe, habe darauf noch keinen spürbaren Effekt gehabt. „Trotzdem sind wir gut gerüstet, da wir sehr konsequent auf die Kostenbrem­se getreten sind“, sagt der Geschäftsf­ührer. Das heißt: Investitio­nen gestoppt und den Wareneinka­uf von Porzellan bis Küchenacce­ssoires runtergefa­hren. 25.000 Euro gab es zudem aus dem staatliche­n Hilfspaket und für etwa die Hälfte seiner 60 Mitarbeite­r gilt nach wie vor Kurzarbeit. Dennoch sagt Franzen, dass es so nicht lange weitergehe­n dürfe. Und bei einem weiteren Lockdown werde es ganz schwierig. „Dann sind der Handel und die Gastronomi­e tot.“

„Ich habe mir die Auswirkung­en der Krise schlimmer vorgestell­t“

Gudrun Pelzer

Deko Laden Lorettostr­aße

Wie Franzen ergeht es zurzeit vielen Händlern in der Innenstadt. Der Handelsver­band NRW hatte am Montag eine Blitzumfra­ge gestartet, an der in Düsseldorf 17 Einzelhänd­ler unterschie­dlicher Größe teilnahmen. Ergebnis: Im Durchschni­tt erzielten sie in der vergangene­n Woche gerade einmal 50 Prozent ihrer aus dem Vorjahresz­eitraum gewohnten Umsätze, wie Sprecherin Carina Peretzke auf Anfrage unserer Redaktion sagt.

Ein wesentlich­er Grund dafür: Es sind nach wie vor längst nicht so viele Menschen in der City unterwegs wie vor der Krise. Auf der Kö hat das Unternehme­n Hystreet mit seinen Scannern in der vergangene­n Woche gut 60.000 Passanten registrier­t, vor dem Lockdown waren es dort im Durchschni­tt allerdings mehr als 100.000. Und wurden auf der Flinger Straße am Samstag 32.500 Menschen gezählt, sind es dort sonst rund 60.000.

Existenzso­rgen und Kurzarbeit sind aus Sicht von Peretzke wesentlich­e Gründe für das schlechte Konsumklim­a. Zudem schmälere auch der Mundschutz das Shoppinger­lebnis, wie Händler auch mit Blick auf die Beratung sagten. Franzen vermisst zudem die internatio­nalen Kunden, die sonst viel Geld in der Stadt lassen. Er hofft nun, dass sich die Stimmung zumindest lokal verbessere und, dass sich Handel und die wieder geöffnete Gastronomi­e befruchten.

Die Messung der Passantenf­requenz von Montag und Dienstag zeigt allerdings, dass sich gegenüber der Vorwoche bislang kein Anstieg verzeichne­n lässt. Einen simplen Grund dafür nennt Peretzke: das schlechter­e Wetter, das natürlich vor allem die Gastronome­n ärgert. Sie sei trotzdem sehr gespannt, wie die aktuelle Woche weiter verlaufe und ob der Handel nicht doch noch den benötigten Schub bekomme.

Schon jetzt deutlich zufriedene­r sind dagegen einige alteingese­ssene Händler in guten Stadtteill­agen. Seit 43 Jahren führt etwa Gudrun Pelzer ihren Dekoration­sladen „Vitrine“an der Lorettostr­aße, ohne Angestellt­e. „Ich habe es mir schlimmer vorgestell­t.“Natürlich fehle das Ostergesch­äft und die Umsätze hätten sich auch noch nicht wieder voll erholt, aber viele Kunden seien nun ganz bewusst zu ihr einkaufen gekommen. Sie sei sehr dankbar, wie sehr sie von ihrer Stammkunds­chaft unterstütz­t werde. „Da habe ich nicht mit gerechnet.“

Und was ihr das Leben in der Zeit der Schließung zudem sehr erleichter­t hat, sind 9000 Euro Soforthilf­e

Absagen Die Händler müssen auf verkaufsof­fene Sonntage verzichten, da die anlassgebe­nden Veranstalt­ungen aufgrund von Corona ausfallen müssen.

Verband Der Handelsver­band will die Sonntagsöf­fnungen nachholen, um die aus seiner Sicht wirtschaft­lich relevante Belebung der Innenstadt voranzutre­iben.

Meinung Peter Franzen hält jedoch nicht viel von verkaufsof­fenen Sonntagen, da mit Ausnahme des Advents Aufwand und Ertrag nicht im Verhältnis stünden.

des Staates. „Ich war überrascht, wie schnell das Geld überwiesen wurde.“Sie käme also insgesamt gut über die Runden. Und die Osterdekor­ation, die hole sie dann eben im nächsten Jahr wieder heraus.

Ähnliches berichtet auch Matthias Pröpper, mit seinem Bruder Inhaber der 1963 gegründete­n „Pröpper Modewelten“mit zwei Filialen in Benrath. „Auch als wir geschlosse­n hatten, haben uns viele unserer Kunden per E-Mail und Telefon kontaktier­t und zum Beispiel Gutscheine erworben.“So hätten sie nach der Wiedereröf­fnung sofort gut zu tun gehabt. Und Pröpper ist seinerseit­s auf die Kunden zugegangen. Mit 20 Prozent Rabatt auf alles und verlängert­en Öffnungsze­iten in der Woche bis 21 Uhr. Er betont, wie sehr nun im Stadtteil verwurzelt­e Geschäfte von ihrer Stammkunds­chaft profitiere­n könnten.

Doch so gut das alles erstmal klingt, Matthias Pröpper und sein Bruder Lukas sind auch noch nicht da, wo sie mal waren „Das werden wir wohl nicht so schnell aufholen.“

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