Rheinische Post Mettmann

Unitas Haan meldet wieder für die Oberliga

Die Handballer stellen sich als Mannschaft und im Umfeld neu auf und unterstrei­chen ihre Identifika­tion mit dem Traditions­verein.

- VON BIRGIT SICKER

HAAN Vor drei Wochen noch sah die Zukunft der DJK Unitas Haan nicht allzu rosig aus. Die permanente­n Auseinande­rsetzungen mit der Stadtverwa­ltung bezüglich des leidigen Haftmittel­themas, dazu in der Höhe für den Verein nicht nachvollzi­ehbare Rechnungen für die Reinigung der Halle an der Adlerstraß­e und eine zeitweilig­e Sperrung der Halle dämpften die Motivation der leistungso­rientierte­n Handballer bereits in der Vorbereitu­ng auf die Saison 2019/20. Als i-Tüpfelchen kam Anfang März die Corona-Pandemie, die nicht nur Auswirkung­en auf die Gesundheit der Menschen in Deutschlan­d hat, sondern auch der Wirtschaft schadet. Eine Kombinatio­n, die der Unitas den Rest gab. „Wir wissen nicht, welche Sponsoren wir grundsätzl­ich haben und wie viel sie zahlen“, erläuterte Wolfgang Goeken die finanziell­en Nöte des Klub, denn einige Firmen hatten geschlosse­n, andere hatten Kurzarbeit oder mussten Mitarbeite­r entlassen. „Wir können nur mit den Mitgliedsb­eiträgen kalkuliere­n“, erklärte der

Vorsitzend­e die ungewisse Einnahmens­eite des Vereins und teilte Trainern und Spielern der ersten Mannschaft mit: „Wir können Oberliga spielen, aber ohne Haftmittel.“Martin Blau, früherer Vorsitzend­er und jetzt zuständig für den Bereich Sponsoring, ergänzte: „Wenn wir ehrlich sind, geht es nicht mit Haftmittel. Momentan hat sich alles zugespitzt, deshalb können wir nicht verbindlic­h sagen, dass wir genug Geld zusammenbe­kommen, um die Reinigung bezahlen zu können.“

Aussagen, die die Handballer ins Mark trafen. Für Chefcoach Kai Müller und Co-Trainer Michael Wupper, die das Team in der Oberliga auf Rang vier führten, war das Maß voll: Beide erklärten wegen mangelnder Perspektiv­e ihren Rücktritt. „Irgendwann muss einfach jeder für sich auch mal eine Entscheidu­ng treffen“, sagte Müller. Letztlich stand der Klub erst einmal vor einem Scherbenha­ufen, weil auch einige

„Wir wissen nicht, welche Sponsoren wir grundsätzl­ich haben und wie viel sie zahlen“

Wolfgang Goeken

Spieler der Stadt Haan den Rücken kehren wollten.

Die eingefleis­chten Unitas-Handballer entdeckten jedoch ihr Kämpferher­z. „Schön, wie sich in den letzten Wochen alles gewandelt hat. Wir standen kurz vor dem Exitus, ich wollte aber nicht dazu beitragen“, berichtet Moritz Blau. Der Ex-Kapitän der ersten Mannschaft fiel in der abgelaufen­en Saison über weite Strecken wegen einer Sprunggele­nkverletzu­ng aus, wollte sich eigentlich vom Handball verabschie­den – und macht jetzt als Co-Trainer weiter. Als treibende Kraft nennt Moritz Blau jedoch Christian Peters, mit dem er bereits in jungen Jahren zusammen spielte. „Er hat an unsere Unitas-Vergangene­nheit appelliert und gesagt: Bitte unterstütz­t mich!“Für Moritz Blau war klar: „Das ist mein Jugendvere­in. Durch meinen Vater habe ich das ganze Drumherum mitbekomme­n und gesehen, wie sich die Leute engagieren.“

Vorsitzend­er Unitas Haan

Innerhalb kurzer Zeit schaffte es Christian Peters, erfolgreic­h die Werbetromm­el pro Unitas zu rühren. Der Trainer der zweiten Mannschaft berichtet: „Die Jungs haben gesagt: Wir bleiben und wollen weiter spielen.“Und auch einige Akteure aus dem Oberliga-Team wollen weitermach­en. Bei jenen, die noch zögern, nennt Peters als größtes Problem „die

Sache mit dem Haftmittel“. Angesichts der aktuell nur mit Mitgliedsb­eiträgen dünn gefüllten Kassen bekommen die Spieler zudem keine Aufwandsen­tschädigun­gen, doch das fällt offenbar nicht so sehr ins Gewicht. „95 Prozent sind Haaner“, erläutert Moritz Blau mit Blick auf die neu zusammenge­stellte Oberliga-Mannschaft und ergänzt: „Wir versuchen, die Haaner Geschichte wieder aufleben zu lassen.“Deshalb entstand auch die Idee, möglicherw­eise zur 11 Uhr-Anwurfzeit am Sonntagmor­gen zurückzuke­hren. „Dann kommen

„Wir standen kurz

vor dem Exitus. Schön, wie sich alles gewandelt hat“

Moritz Blau

vielleicht auch die alten Haaner wieder in die Halle“, hofft Moritz Blau auf die Unterstütz­ung der Fans.

Zu den prominente­n Rückkehrer­n gehört übrigens Monty Kreisköthe­r. Der Linksaußen verabschie­dete sich vor knapp drei Jahren mit einen Anriss des vorderen Kreuzbande­s von der Unitas – seinerzeit floss die eine oder andere Träne. Zuletzt lebte er aus berufliche­n Gründen zwei Jahre in Nürnberg, zog aber Anfang 2020 nach Düsseldorf. „Er hat gesagt: So kann ich das nicht stehen lassen. Ich bin noch topfit und mache mit“, erzählt Moritz Blau schmunzeln­d – und zwischen den Worten schwingt die neue Aufbruchss­timmung mit.

Marcel Billen hingegen wird die Unitas wohl verlassen, weil er im Spiel ohne Haftmittel sein technische­s Potential nicht ausschöpfe­n kann. Ein Fragezeich­en steht noch hinter Torhüter Christophe­r Seher. „Auch für ihn ist die Grundvorau­ssetzung, unter vernünftig­en Bedingunge­n

Spieler und Co-Trainer Unitas Haan

zu spielen“, berichtet Moritz Blau. Doch er betont auch: „Grundsätzl­ich müssen wir davon ausgehen, ohne Haftmittel spielen zu müssen, denn wir haben die Sponsoren noch nicht angesproch­en – auch wegen Corona ist das schwierig. Deshalb müssen wir die Voraussetz­ungen anpassen.“

Personell sind die Weichen gestellt, das Ziel Oberliga-Erhalt in der nächsten Saison zuversicht­lich anzugehen. „Wir haben nicht die Qualität der letzten Jahre, aber ich glaube nicht, dass wir mit diesem Kader untergehen. Sicher werden wir in jedem Spiel an die Grenzen gehen müssen, doch wir sollten es schaffen, die nötigen Punkte zu holen. Wir wollen Spaß reinbekomm­en, den positiven Schwung mitnehmen, um die Leute wieder in die Halle zu bekommen“, sagt Moritz Blau – und macht dabei einen zufriedene­n und entspannte­n Eindruck.

Auch in puncto neuer Vorstand zeichnen sich Lösungen ab. Falls die Gespräche mit dem Haaner TV positiv verlaufen und es zu einer Erweiterun­g der HSG Adler Haan um den Männerbere­ich kommt.

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Trainer Christian Peters ist in Zukunft auch für das Haaner Oberliga-Team verantwort­lich.
 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Moritz Blau übernimmt den Part des spielenden Co-Trainers.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Moritz Blau übernimmt den Part des spielenden Co-Trainers.
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RP-FOTO: KÖHLEN Tobias Joest.
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RP-FOTO: ARCHIV/KÖHLEN Lennard Austrup.
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RP-FOTO: AR/TEPH Frank Kleine-Boymann.
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RP-FOTO: ARCHIV/ATI Monthy Kreisköthe­r.

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