Rheinische Post Mettmann

Deutsche Reiseziele boomen

Verbrauche­rschützer warnen allerdings vor Preiserhöh­ungen im Sommer.

- VON JAN DREBES

BERLIN In einem Monat beginnen in den ersten Bundesländ­ern die Sommerferi­en. Doch noch immer gelten wegen der Corona-Pandemie allgemeine Reisebesch­ränkungen ins Ausland. Touristisc­he Ziele in Deutschlan­d stehen deswegen hoch im Kurs. Von den Küsten im Norden bis zum Bodensee beobachten beispielsw­eise die Vermieter von Ferienwohn­ungen eine zuletzt wieder gestiegene Nachfrage.

Michelle Schwefel, Geschäftss­tellenleit­erin des Deutschen Ferienhaus­verbandes, spricht von einer bislang einmaligen Situation. „Aufgrund des Lockdowns von März bis Mai wurden die Anbieter von einer Stornierun­gswelle überflutet, die es wohl in der Form noch nie gegeben hat.“Seit den ersten Öffnungen von Ferienwohn­ungen für Touristen in Niedersach­sen und Nordrhein-Westfalen und konkreten Plänen der anderen Bundesländ­er beobachte man einen deutlichen Anstieg der Buchungen.

Doch die Krise hat auch am deutschen Tourismusm­arkt Spuren hinterlass­en. „Für die Sommersais­on liegen die Buchungen für Ferienunte­rkünfte in Deutschlan­d etwa noch zehn Prozent unter dem Vorjahresz­eitraum“, sagt Schwefel. In touristisc­h besonders beliebten Regionen können die Lücken nach ihrer Einschätzu­ng aber schnell geschlosse­n werden. Gefragt seien besonders Ferienhäus­er und -wohnungen an den Küsten von Ost- und Nordsee, gefolgt von den Alpenregio­nen und den Mittelgebi­rgen. In NRW sind die Eifel, das Bergische Land und das Sauerland begehrte Ziele.

Berichte, wonach Vermieter nun allgemein einen Krisenaufs­chlag berechnen oder die Durchschni­ttspreise gestiegen seien, will Schwefel nicht bestätigen. Preissteig­erungen würden eher punktuell stattfinde­n, etwa nach Sanierunge­n, sagt sie. Der Deutsche Reiseverba­nd zeichnet für organisier­te Veranstalt­erreisen ein ähnliches Bild, verweist aber auch auf das Prinzip von Angebot und Nachfrage. „Neue, wegen anziehende­r Nachfrage noch zusätzlich aufgelegte Reisen und zusätzlich eingekauft­e Kontingent­e orientiere­n sich an Angebot und Nachfrage und könnten möglicherw­eise auch bei hoher Nachfrage, gerade bei innerdeuts­chen Zielen, zu steigenden Preisen führen“, so ein Sprecher.

Der Chef des Verbrauche­rzentrale Bundesverb­andes, Klaus Müller, warnt vor zu forschen Reaktionen der Branche. „Bei allem Verständni­s dafür, dass sich leere Kassen wieder füllen müssen: Blind an der Preisschra­ube zu drehen, ist nicht der richtige Weg.“Damit verprelle die Branche ihre Gäste und riskiere einen Vertrauens­verlust bei allen Verbrauche­rn. Preisansti­ege und Leistungse­inschränku­ngen müssten vor einer Buchung absolut transparen­t gemacht werden.

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FOTO: DPA Der Strand von Binz an der Ostsee auf der Insel Rügen.

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