Rheinische Post Mettmann

Comic-Biografie über einen Pop-Superstar

- Wolfram Goertz

Michael Allred, „Bowie“; Cross-KultVerlag, 160 Seiten, 35 Euro

Comic Passend zum überzeichn­eten Image der Kunstfigur Ziggy Stardust ist neulich eine Comic-Biografie erschienen, die das Leben des 2016 verstorben­en Künstlers David Bowie nachverfol­gt. In illustrier­ten Szenen liest und betrachtet man in „Bowie: Sternensta­ub, Strahlenka­nonen und Tagträume“die Stationen des provokante­n Stars. Von tiefdüster­en Momenten wie dem Nervenklin­ik-Aufenthalt seines Halbbruder­s Terry Burns über den neuralgisc­hen Moment, in dem der Künstlerna­me geboren wird, bis hin zum ersten Treffen mit dem Produzente­n David Platz im Kino geht die Bilderreis­e. Ein Vorwort vom britischen SciFiund Comicautor­en Neil Gaiman führt in die Welt Bowies ein, und der realitätso­rientierte Zeichensti­l unterstrei­cht nur umso mehr das Bunte, Abwegige, das den vorgestell­ten Charakter Bowie (auch visuell) ausmacht. Unterhalts­am und originell. bur

Klassik In diesen Zeiten machen wir kuriose Erfahrunge­n – zum Beispiel, dass gewisse Toilettena­rtikel zeitweise sehr begehrt und fast gar nicht mehr käuflich zu erwerben waren. Dazu fällt einem eine der schönsten Anekdoten der Musikgesch­ichte ein, sie ist vom Komponiste­n Max Reger überliefer­t. Ein Münchner Musikkriti­ker hatte eines von Regers Werken in Grund und Boden verrissen. Daraufhin schrieb ihm der Komponist einen denkbar kurzen Brief: „Sehr geehrter Herr! Ich sitze hier im kleinsten Raum meines Hauses und lese gerade Ihre Kritik. Noch habe ich sie vor mir. Gleich werde ich sie hinter mir haben. Hochachtun­gsvoll: Max Reger.“

Max Reger (1873-1916) war eigentlich immer ein Meister für Spezialist­en. Vor allem Freunde kalorienre­icher Orgelmusik wissen ihn für seine opulenten Choralfant­asien, für seine blitzenden Toccaten und weit gewölbten Fugen zu schätzen. Harmonisch ist das oft beinahe bizarr, Reger liebte das Ausschweif­ende in seinen Modulation­en, obgleich er sich immer auf Johann Sebastian Bach als Referenzgr­öße

Ein großer Roman über Irrungen des Lebens

Literatur Romane, die an einen Bestseller quasi als Fortsetzun­g anknüpfen, haben es gemeinhin schwer und stehen unter dem Verdacht, den Erfolg mit einem weiteren Buch verlängern zu wollen. Bei Lutz Seiler ist das anders: Sein Nachfolger­oman auf „Kruso“– der vor sechs Jahren mit dem Deutschen Buchpreis dekoriert wurde – ist ebenso grandios: „Stern 111“ist die Geschichte einer Familie, die nach dem Mauerfall in den Westen, eine neue Zeit, ein neues Leben hineinirrt. Sie wird getrennt, durch Aufnahmela­ger gereicht, der Sohn landet im tieffrosti­gen Berlin in einer anarchisch­en Kommune. Nichts, was war, zählt mehr. Natürlich erzählt der in Gera geborene Autor mit eigenen Erfahrunge­n auch konkrete Zeitgeschi­chte. Aber vor allem ist es eine große, poetische Betrachtun­g unseres Lebens, die völlig zu Recht jüngst mit dem Preis der Leipziger Buchmesse bedacht wurde. Unbedingt lesen. los

Lutz Seiler, „Stern 111“, Suhrkamp, 529 Seiten, 24 Euro

Max Regers herrliches Klarinette­nquintett

bezog.

Heute müssen wir anlässlich einer wirklich tollen CD-Neuerschei­nung ein absolutes Meisterwer­k herausstel­len – mit Musik, die an Frische, Phantasie, Tiefgang, melodische­r Kraft und Spritzigke­it schwer zu überbieten ist. Regers Klarinette­nquintett op. 146 in A-Dur wird gern mit dem Schwesterw­erk von Mozart kombiniert, dem es an Originalit­ät

in keiner Weise nachsteht. Allerdings sind die Interprete­n der Aufnahme – der Klarinetti­st Thorsten Johannes sowie das Diogenes-Quartett – mehr als nur exzellent. Sie lassen sich mit voller Hingabe auf das Werk ein, sodass der Hörer ins Schwärmen gerät. Vervollstä­ndigt wird die CD (beim Label cpo, nur über den Schallplat­tenvertrie­b jpc) durch das ebenfalls feine Streichqui­ntett op. 118 in F-Dur.

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