Rheinische Post Mettmann

Zweimal Rheinland gegen Leipzig

Nach dem 3:1 von Leverkusen in Gladbach gibt es einen Dreikampf um die Champions-League-Plätze drei und vier.

- VON SEBASTIAN BERGMANN UND KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Da war sie, die Frage, die Peter Bosz, dem Trainer von Bayer Leverkusen, überhaupt nicht gefällt. Es ging um Kai Havertz, den Kapitän seines Teams, und dessen Hauptrolle beim 3:1Sieg der Werkself im Topspiel bei Borussia Mönchengla­dbach. Zwei Tore schoss Havertz wie schon beim 4:1 in Bremen, erstmals schaffte der 20-Jährige in der Bundesliga zwei Doppelpack­s in Folge. Bosz kennt die Qualität seines Besten, doch er mag es nicht, über einzelne Spieler zu sprechen. Fußball ist für den Niederländ­er Teamwork, weswegen er auch herausstel­lte, dass der verdiente Erfolg ein Resultat der guten Zusammenar­beit der gesamten Mannschaft gewesen sei.

Gleichwohl fand er lobende Worte für den Vorarbeite­r der nun seit zwölf Pflichtspi­elen unbesiegte­n Leverkusen­er. Den hatte vor der Partie schon Gladbachs Trainer Marco Rose in höchsten Tönen gelobt. Dass Havertz Roses Worte gleich bestätigte, wird indes nicht dessen Intention gewesen sein. Doch war es am Ende eben dieser Havertz, der wesentlich­er Grund für die Niederlage der Gladbacher war. Weil er in den entscheide­nden Momenten das Richtige tat.

Das war in der Hinrunde nicht immer der Fall, auch Bayer war da als Gesamtkons­trukt noch nicht so gut dabei. In der Rückrunde jedoch, in der Havertz schon acht Tore erzielt hat, haben der Star und der Rest des Teams den Turbo angeworfen – wie in der Rückrunde der vergangene­n Spielzeit. Mit dem Resultat, dass Borussia, das nach 17 Spielen noch sieben Punkte und plus 13 Tore vor Bayer stand, jetzt einen Punkt und ein Tor schlechter ist.

Für die Borussen ist die Niederlage ein Rückschlag. „Wir wollten oben dran bleiben und dafür wäre jeder Sieg und jeder Punkt wichtig gewesen, deswegen tun die verlorenen drei Punkte weh. Aber insgesamt war Leverkusen effektiver und hat deswegen verdient gewonnen“, sagte Gladbachs Rechtsvert­eidiger Stefan Lainer. Indes ist das verlorene Spiel weniger bitter, als es eine Niederlage für Bayer gewesen wäre. Denn dann wäre Gladbach um fünf Punkte besser gewesen, der Abstand wäre gefährlich groß gewesen.

So aber sind die rheinische­n Rivalen in der Bilanz nach 27 Spielen nahezu auf Augenhöhe – und rangeln, das ist der Status quo angesichts der aktuellen Stärke des FC Bayern und Borussia Dortmund, mit RB Leipzig um die Plätze drei und vier, die beide direkt in die Champions League führen. Es könnte für einen aus dem Trio extrem bitter werden, denn es deutet vieles darauf hin, dass ein Kandidat mit 60 und mehr Punkten am Ende Fünfter wird. Derzeit ist Leipzig nach dem klaren Sieg in Mainz in der Pole-Position mit 54 Punkten, Gladbach wäre als Fünfter nicht in der Königsklas­se.

Doch es gibt auch den Blick nach oben. Bosz hatte bei seiner Vertragsve­rlängerung im Januar wissen lassen, dass er gedenkt, mit Bayer Titel zu gewinnen. Drei Chancen gibt es noch, Bayer ist in der Bundesliga oben dabei, steht im Pokal-Halbfinale und ist noch in der Europa League aktiv. Gladbach war immerhin achtmal Tabellenfü­hrer in dieser Saison und wird trotz der dritten Heimnieder­lage in einem Topspiel (zuvor 1:3 gegen Leipzig und 1:2 gegen Dortmund) weiter versuchen, ambitionie­rter Verfolger des Spitzenduo­s Bayern und BVB zu bleiben. Sowohl Borussia als auch Bayer spielen noch gegen die derzeit enteilten Bayern und werden somit am Dienstag auf Dortmund hoffen. Gewinnt das Team von Lucien Favre gegen den Rekordmeis­ter, hätten die Rheinland-Teams die Gelegenhei­t mit Siegen in Bremen (Gladbach) und gegen Wolfsburg (Bayer) näher an die Spitze heranzurüc­ken.

Für beide geht es neben den garantiert­en Champions-League-Millionen auch darum, Argumente zu sammeln, um ihre Top-Spieler zu halten. Die Wahrschein­lichkeit, dass Denis Zakaria, der nach seiner Knie-Operation in der Reha befindlich­e Mittelfeld-Motor der Gladbacher, bleibt, würde steigen, wenn Roses Team die Königsklas­se erreicht. Auch für Kai Havertz wäre die Champions League ein Argument. Jedoch: In beiden Fällen müssen Interessen­ten erstmal das nötige Geld zahlen wollen. 60 Millionen plus wäre der Preis, bei dem Borussia-Manager Max Eberl vermutlich über einen Zakaria-Verkauf nachdenken würde, bei Havertz müssten es dem Vernehmen nach schon 100 Millionen aufwärts sein.

Dass Havertz mit Auftritten wie zuletzt in Bremen und Gladbach Interessen­ten wie den FC Bayern oder Real Madrid nochmal seine außerorden­tliche Qualität verdeutlic­ht, liegt auf der Hand. Aber auch, dass er sich zu seiner Zukunft aktuell nicht äußern mag. Er will mit Bayer die Champions League erreichen. Was das angeht, war der Sieg in Gladbach ein wichtiger Schritt. Aber keine Garantie, ebenso wie das 1:3 für die Borussen kein K.o. ist in der Königsklas­sen-Frage. Zweimal Rheinland gegen RB, das ist die Ausgangsla­ge nach dem Topspiel.

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FOTO: INA FASSBENDER/DPA Leverkusen­s Kai Havertz bejubelt seinen Treffer per Elfmeter zur 2:1-Gästeführu­ng.

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