Kochen, Klaviermusik und die Pooths
Im Landhaus Mönchenwerth ist über dem Restaurant jetzt eine Musikschule – auch dank Verona.
DÜSSELDORF Ein Klavier, Kinder und Kulinarik – für einige Wochen stoppte das Coronavirus diese neue Gemeinschaft im Landhaus Mönchenwerth. Doch jetzt ist wieder Leben eingekehrt in dem renommierten Restaurant am Rhein und auf der Etage oben drüber. Kurz vor dem Ausbruch der Pandemie war die Musikschule von Kamelia Neumüller (46) in das altehrwürdigen Haus eingezogen. Seit vergangener Woche darf Neumüller wieder unterrichten. Und auch im Erdgeschoss darf Küchenchef Guy de Vries (54) nach der Zwangspause seine Gäste empfangen. Die Fortsetzung einer Geschichte, in der auch Verona Pooth eine kleine Rolle spielt.
Anfang März ist Neumüllers Musikschule von Niederkassel direkt an den Rhein gezogen. Am alten Standort – auf dem Gelände der Kirche St. Anna – entsteht ein Wohnkomplex. Der kleine Bungalow der Musikschule wird abgerissen. Ein Zufall brachte die Rettung: „Bei einer Tischreservierung im Restaurant erfuhr ich von Guy de Vries, dass er die Fläche in der ersten Etage abgibt und sie daher frei wird.“Die Musiklehrerin nahm Kontakt zu den Eigentümern des Hauses auf: Elke und Franjo Pooth senior – den Schwiegereltern von Verona Pooth.
In einer ihrer ganz frühen Werbungen flötete Verona Pooth „Hier werden Sie geholfen!“, und das Glück hat Kamelia Neumüller jetzt: „Verona kennt meine Musikschule und meine Kurse sehr gut, weil ihre Kinder lange Zeit an meinem Unterricht teilgenommen hatten.“Dank dieser Fürsprache ging alles ganz schnell. Familie Pooth sagte den neuen Mietvertrag zu, kümmerte sich um den Umbau. Wenig später zog Kamelia Neumüllers Flügel ein.
„Jetzt habe ich eine neue wunderschöne Musikschulfläche, direkt am Rheindeich mit Blick auf die Schiffe und auf die herrlichen Wiesen“, schwärmt die Lehrerin. Die Sache habe nur einen Haken, sagt sie schmunzelnd: „Ich muss aufpassen, dass ich das Geld, das ich oben verdiene, nicht direkt unten im Restaurant wieder ausgebe.“Auch Guy de Vries ist froh: „Ich komponiere auf dem Teller, Kamelia am Klavier.
Das passt doch hervorragend zusammen.“
Durch das Coronavirus arbeiten beide noch unter besonderen Bedingungen: So müssen unten im Restaurant alle Gäste eine Mund-Nasen-Maske tragen, bis sie am Tisch sitzen. In der Musikschule gibt es Einzelunterricht und einige Kleingruppen, bei denen die Kinder und ihre Lehrerin den vorgegebenen Abstand halten. „Auch wenn uns die strengen Auflagen noch stark einschränken – die Kinder wieder sehen zu können, bringt ein Gefühl von Normalität zurück und ist nach der langen Zwangspause eine Wohltat
für die Seele“, sagt Neumüller. Küchenchef de Vries ist froh, dass er trotz der Abstandsregeln dank viel Platz im Restaurant „fast das normale Geschäft machen kann“.
Dieses Jahr feiert er sein 20-jähriges Bestehen im Landhaus. Eine Kochschule, die er vorher im ersten Stock betrieb, hatte sich zuletzt nicht mehr rentiert. Seine Wohnung ist unterm Dach. In der Etage dazwischen hat er jetzt den charmanten Trubel der Musikschule, die eigentlich 340 Schüler hat und 16 Kurse für Kinder ab null Jahren anbietet. „Mein Team und ich hoffen, bald auch einige Familien der Musikschule
als Gäste bei uns zu sehen“, sagt Küchenchef de Vries. Seine Liebe zum Landhaus will er übrigens sogar zu Papier bringen: „Meine Lebensgefährtin und ich schreiben gemeinsam an einem Buch über das Landhaus.“Für dieses Projekt sucht er noch alte Fotografien und Geschichten über das denkmalgeschützte Haus (Baujahr 1694).
Bis zu seinem 60. möchte Guy de Vries auf jeden Fall dort noch leben und arbeiten. Wenn im ersten Stock die Fenster auf Kipp stehen, dann wird der Koch bis dahin bei seinen Vorbereitungen von Musik und Kinderstimmen begleitet.