Rheinische Post Mettmann

Andreas-Quartier-Chef Uwe Schmitz will keine Almosen

- VON BRIGITTE PAVETIC

ALTSTADT In Zeiten der Corona-Krise zählt auch die Gastronomi­e zu den arg gebeutelte­n Branchen. Jetzt meldet sich Uwe Schmitz, Chef der Frankonia Eurobau AG und damit Hausherr im Andreas-Quartier (AQ) in der Altstadt, zu Wort. Bei ihm stößt der Umgang mit den Gastronome­n auf großes Unverständ­nis. Ein großer Dorn im Auge ist für Schmitz beispielsw­eise der Mehrwertst­euernachla­ss auf Speisen. „Jeder, der sich in der Gastronomi­e auskennt, weiß, dass das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist. Wir machen den größten Umsatz doch mit den Getränken, ein Mehrwertst­euernachla­ss darauf statt auf Speisen wäre also sinnvoll.“Außerdem: Was habe ein Gastronom von diesen Ersparniss­en, wenn er keinen Umsatz mache? Auch die Diskussion um Nachlässe bei den Terrasseng­ebühren erachtet Schmitz nicht als besonders sinnvoll. „Das macht in der Gesamtsumm­e wirklich keinen großen Unterschie­d. Ich empfinde das als Abspeisen, diese Diskussion­en sind lächerlich.“Gut 1,5 Millionen Arbeitsplä­tze in Deutschlan­d würden aufs „Konto“der Gastronomi­e gehen, sagt Schmitz. „Das ist also eine wichtige Branche. Gut behandelt werden wir aber nicht.“

Wenn der Staat sich nicht etwas einfallen lasse, dann sehe es schlecht aus für die Gastronomi­e.

Der Bauunterne­hmer und Gastronom rechnet vor: „Pro Betrieb gab es ja als Soforthilf­e maximal 25.000 Euro. 50 Mitarbeite­r sind im AQ beschäftig­t. Da reden wir über allein 120.000 Euro Personalko­sten im Monat und von einem Tagesumsat­z von rund 15.000 Euro. Vor diesem Hintergrun­d habe ich diese Soforthilf­e gar nicht erst beantragt. Ich wollte dieses Almosen vom Staat nicht.“Allein die Kurzarbeit­sregelung hätte ihm wirklich geholfen. Schmitz ist in der günstigen Position, dass er die Haupteinna­hmen mit der Frankonia Eurobau AG generiert, „wir werden also die Krise gut überstehen. Wir haben liquide Mittel, aber es geht eben ums Prinzip.“Er fordert eine adäquate Einmalzahl­ung an Gastronome­n, um erst einmal deren Überleben zu sichern. Rückendeck­ung erhält er vom

Deutschen

Hotel- und Gaststätte­nverband (Dehoga). Er befürchtet, dass mindestens 30 Prozent der gastronomi­schen Betriebe Pleite gehen könnten. Die Situation sei weiterhin verheerend, sagt ein Sprecher. Erste Lösungsans­ätze nach dessen Einschätzu­ng: „Direkte Hilfen auf Basis bisheriger Umsätze von Bund und Land, ein gesetzlich­er Minderungs­anspruch an Pachten, denn die sind ein gewaltiger Posten bei den Gastronome­n.“

Positiv bewertet Dehoga-Sprecher Thorsten Hellwig den reduzierte­n Mehrwertst­euersatz auf

Speisen von 19 auf 7 Prozent, der von 1. Juli an greifen soll. Derweil bringt Schmitz seine Gastronomi­en im AQ wieder an den Start. Das Bistro Sommelier hat bereits eröffnet, die ins AQ integriert­e spanische Restobar 20 Grad, das „Wohnzimmer“im Bereich des Haupteinga­nges des AQs, und das Mutter-Ey-Café ebenfalls. In der kommenden Woche ist das Frank’s Restaurant an der Ratinger Straße wieder für Gäste offen. „Ich denke, dass wir erst einmal zwei bis drei Tage die Woche auf haben werden und schauen, wie das Ganze anläuft.“In der Woche nach Pfingsten soll das Steakhaus Mash wieder an den Start gehen.

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RP-FOTO: A. BRETZ

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