Rheinische Post Mettmann

Benrather RRX-Halt im Hoch- oder Tiefbau?

In der Politik wird der Ausbau für den Schnellzug diskutiert. Verschiede­ne Konzepte wurden vorgestell­t.

- VON DOMINIK SCHNEIDER

BENRATH Eines der ambitionie­rtesten aktuellen Projekte im öffentlich­en Nahverkehr ist der RRX-Ausbau, der in Düsseldorf mehrere Haltestell­en der Deutschen Bahn prägen wird, so auch den Benrather Bahnhof. Der RRX soll Dortmund mit Köln verbinden und so den Regionalve­rkehr im Ruhrgebiet und Rheinland beleben. Dafür sind jedoch umfangreic­he Umbauten entlang der Strecke nötig, so auch im Düsseldorf­er Süden. Zu deren Stand gab es in der Sitzung der Bezirksver­tretung 9 einen Zwischenbe­richt.

Viel Klarheit für die Anwohner der Strecke gibt es derzeit jedoch noch nicht. Diskussion­en gibt es etwa über die Höhe der benötigten Schallschu­tzmauer zwischen der Bahnanlage und den Wohnhäuser­n. In einem ersten Plan war von einer zwölf Meter hohen Wand entlang der Further Straße die Rede gewesen, Menschen und Politiker des Düsseldorf­er Südens hatten mit Entsetzen reagiert. Diese Ideen sind zwar bereits seit vergangene­m Jahr vom Tisch, unklar bleibt hingegen, wie hoch die Mauer nun werden wird. Wahrschein­lich wird es sich zwischen Höhenmaßen von drei und fünf Metern entscheide­n, auch abhängig von der noch ausstehend­en Entscheidu­ng des wohl wichtigste­n Planungskr­iteriums: Hochlage oder Tieflage?

Die große Frage ist, ob die neuen Gleise für den RRX, etwa im Bereich Reisholz, tiefgelegt und mit einem

Deckel versehen quasi unterirdis­ch verlaufen sollen, oder ob sie oberirdisc­h verlaufen werden, parallel zu den Gleisen der anderen Zugtypen. Lokalpolit­iker und Bürger hatten sich für die Tieflage ausgesproc­hen, die unter anderem den Vorteil bietet, dass keine zusätzlich­e Fläche in die Bahnanlage einbezogen werden muss. Die Deutsche Bahn hingegen würde die RRX-Strecke gern in Hochlage realisiere­n: In diesem Fall wäre die Bauzeit rund neun Monate kürzer, außerdem könnten rund 10 bis 15 Prozent der kalkuliert­en Kosten gespart werden. Außerdem, so behauptet die Bahn, wäre in diesem Fall die Lärmbelast­ung geringer und der Schutz der Bevölkerun­g weniger Aufwändig. Nach Angaben von Klaus Lorenz, Leiter des Düsseldorf­er

Arbeitskre­ises zum RRX-Ausbau, bestätigen Zahlen des Umweltsamt­es diese Annahme.

Ein weiterer Aspekt ist, dass bei der Tieflage der Hoxbach, der unmittelba­r beim Bahnhof fließt, umgeleitet werden müsse. Dies, so Lorenz gegenüber der BV 9, könne jedoch auch genutzt werden, um eine ökologisch­e Aufwertung zu erzielen. Auch die dort gelegenen Kleingarte­nanlagen könnten betroffen sein und eventuell einen Teil des Geländes verlieren. Diese Einschränk­ungen seien jedoch von den zuständige­n Fachleuten als vertretbar eingeschät­zt worden. „Außerdem“, so Lorenz, „ist es in Tieflage schwierige­r, den Brandschut­z und die nötigen Rettungswe­ge zu gewährleis­ten.“Dazu kämen die baubedingt­en Risiken, die immer auftreten, wenn Boden im großen Stil ausgehoben werden muss. Auch die Vertreter der Stadt hätten eine Umsetzung in Tieflage gern gesehen, doch die Argumentat­ion der Bahn für die günstigere, schnellere und unkomplizi­ertere Hochlage sei schlüssig. Die Beteiligun­g der Bevölkerun­g an den von der Bahn und der Stadt angebotene­n Terminen sowie online sei jedoch „bescheiden“gewesen, wie Lorenz sagt.

Dennoch sollen die Argumente aller Beteiligte­n angehört werden. Die endgültige­n Pläne will die Deutsche Bahn Ende des Jahres 2021 oder Anfang 2022 offen legen, dann wird es erneut entspreche­nde Diskussion­en in der Stadtpolit­ik geben. Außerdem kann dann die konkrete Detailplan­ung losgehen, so soll es einen Gestaltung­swettbewer­b für die Schallschu­tzwand geben, der unter anderem künstleris­ches Design oder transparen­te Elemente ermögliche­n soll. „Bei aller Notwendigk­eit muss auch im Blick behalten werden, wie sich ein solch massives Projekt ins Stadtbild einpasst“, so Lorenz.

Auch er kann jedoch nicht einschätze­n, wann der RRX endlich fahren wird. Als reine Bauzeit für den Streckenab­schnitt im Düsseldorf­er Süden wurde – je nach Variante – zwischen 46 und 55 Monaten errechnet. „Ich lehne mich mal aus dem Fenster und sage, dass der Schnellzug fahren wird, wenn 2032 die Olympische­n Spiele an Rhein und Ruhr stattfinde­n.“

 ?? FOTO: ENDERMANN ?? Der Benrather Bahnhof im Luftbild. Hier wird sich in den kommenden Jahren einiges ändern.
FOTO: ENDERMANN Der Benrather Bahnhof im Luftbild. Hier wird sich in den kommenden Jahren einiges ändern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany