Rheinische Post Mettmann

Lokschuppe­n kommt aus Lockdown

- VON THOMAS PETER

Ein weiterer Güterwaggo­n hätte nach Wunsch der Ehrenamtle­r vor der Tür die Gäste begeistern sollen. Aber auch wenn die Auflagen der Corona-Krise manchen Plan vereiteln, freuen sich alle über die – probeweise – Wiedereröf­fnung.

ERKRATH Das Verein „Eisenbahnu­nd Heimatmuse­um Erkrath-Hochdahl“(EHEH) hat im Zuge der schrittwei­sen Lockerung der Corona-Beschränku­ngen gestern erstmals wieder geöffnet – zunächst probeweise. „Wir sind froh, dass das jetzt möglich ist“, sagt Vorsitzend­er Ralf Fellenberg, „es macht ja auch Spaß“. Regeln waren zu beachten, die das Museums-Erlebnis kaum beeinträch­tigen konnten. Im Gegenteil.

Ein- und Ausgang sind getrennt, so dass Besucher erst nach ihrem Besuch durch den „Fahrkarten­schalter“mussten. Das scheint eine gute Lösung für die Zukunft zu sein, weil man dort unter den frischen Eindrücken noch Souvenirs wie Bücher kaufen kann. In der großen Halle waren die Ausstellun­gswagen um 90 Grad gedreht, um die Gäste entlang eines ausgewiese­nen Pfades zu führen. Neben den Pfeilen kleben nun die bekannten „Abstand halten!“-Sticker auf dem Boden. „Mäander-Weg“nennt Ralf Fellenberg den Zickzack-Pfad, was nicht zufällig so ähnlich wie „Neander (-Weg)“klingt.

„Wir haben Herrn Messenich von der Stadtverwa­ltung ein schriftlic­hes Konzept zur Einhaltung der Corona-Regeln vorgelegt, das so genehmigt wurde“, berichtet er. „Wir haben uns gedacht, versuchen wir’s mal und nutzen die Chance“. Denn mit dem Lockdown im März war fast das gesamte Vereinsleb­en zum Erliegen gekommen. Der für Ende März terminiert­e „Ladies‘ Markt“musste ebenso abgesagt werden wie der reguläre Saisonstar­t fürs Museum im April. Den Verein trifft das hart, nicht nur weil die Mitglieder mit Herzblut bei der ehrenamtli­chen Arbeit sind, sondern weil der Verein sich über die Gast-Veranstalt­ungen im Lokschuppe­n finanziert. Ob in diesem Jahr noch Einnahmen reinkommen, hängt von den Entscheidu­ngen der Landesregi­erung ab. „Wir wollten eigentlich auch einen weiteren Güterwaggo­n herrichten und auf dem Gleis draußen präsentier­en, aber wir konnten nichts tun“, erzählt Fellenberg. Die aktiven Mitglieder seien alle im „corona-kritischen Alter“, deshalb konnte die Idee nicht umgesetzt werden. Anders als Arbeit am Schreibtis­ch: Mitglied Armin Gärtner hat ein Buch mit dem Titel „Reisebüros­onderzüge – Urlaub von Anfang an“geschriebe­n.

Bis es Ende Oktober auf den Markt kommen soll, können die Besucher einen Teaser-Blick auf das Quellmater­ial werfen: Urlaubskat­aloge für Bahnreisen ab 1948 wurden gesammelt und liegen im Museum aus. „Früher gab es kaum Individual­tourismus, da ist man im Liegewagen

nach Österreich, Italien oder Jugoslawie­n gefahren“, erzählt der Vorsitzend­e.

An diese Zeiten kann sich auch die Familie Pauler aus Leverkusen kaum erinnern. Die fünf hatten zufällig vom Lokschuppe­n erfahren und genossen das Glück, dass nun wieder geöffnet ist. „Seit die Kinder da sind, suche mein Mann auf jeder Reise nach irgendwas mit Eisenbahn – und die Familie muss mit“, lacht Mutter Iris.

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ACHIM ?? Jonathan und Johanna Pauler mit Vater Claudio legen einen Hebel der Hebelbank um. Mit dabei ist Lokschuppe­n-Mitarbeite­r Ralf Fellenberg (re). Foto:
BLAZY ACHIM Jonathan und Johanna Pauler mit Vater Claudio legen einen Hebel der Hebelbank um. Mit dabei ist Lokschuppe­n-Mitarbeite­r Ralf Fellenberg (re). Foto:

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