Falsch entschieden
Zu „Länder für Bundesliga-Start am 15. Mai“(RP vom 6. Mai): Für mein Verständnis eine absolut falsche Entscheidung. Während zehn Millionen Menschen Kurzarbeitergeld beantragt haben, während sich ganze Berufsgruppen am Existenzminimum bewegen, während Schüler von der Bildung ferngehalten werden, wird es dieser speziellen Berufsgruppe wieder einmal erlaubt, eine Sonderrolle in unserer Gesellschaft einzunehmen. Mit welchem Recht? Mit dem Recht einer extrem starken Lobby? Mit dem Recht des Kapitals? Um was geht es der DFL denn eigentlich? Doch nur um die Bewahrung ihrer Privilegien und Vermehrung ihres Kapitals. Was ist mit den unverhältnismäßig hohen Summen, die im Fußball gezahlt und mit denen Spieler gehandelt werden? Wo bleibt der Aufschrei in der Gesellschaft angesichts der unverhältnismäßig hohen Gehälter der Fußball-Profis? Es wäre jetzt die einmalige Gelegenheit gewesen, dies alles einmal von Seiten der Politik und Gesellschaft und vor allem der Medien kritisch zu hinterfragen. Und vor allem gerade in dieser Ausnahmesituation gibt es so viel wichtigere gesellschaftliche Themen und Probleme, die jetzt angepackt werden müssen. Aber nein, es verbeugt sich wieder mal alles vor dem Fußball.
Ausgerechnet die Fußballbundesliga soll eine Sonderrolle zugesprochen bekommen. Nahezu bei allen Sportvereinen im Amateurbereich ist ein aktiver Spiel- und Sportbetrieb verboten. Nur die schamlos überzogene und überteuerte Bundesliga soll, um Liquiditätsengpässe zu vermeiden, die restlichen Spiele als Geisterspiele durchführen dürfen. Die Generalprobe ist doch beim Spiel Mönchengladbach–Köln grandios gescheitert. Tausende vermeintliche Fans versammeln sich vorm Stadion
und feiern dann auch noch mit ihrer Mannschaft. Die zirka 30.000 Tests sind in anderen Ländern, auch in Europa dringlicher einsetzbar. Wenn ein Herr Tönnies seine Labore für diese Tests bereitstellen will, warum bietet er diese Kapazitäten nicht auch Bedürftigeren an? So geht Imagepflege. – Wenn alle Proficlubs in der Corona-Zeit mal keine Gehälter an die Spieler und Funktionäre zahlen, bräuchten wir die Geisterspiele nicht. In dieser spielfreien Zeit hätten dann alle mal Zeit über Maß und Mitte nachzudenken. Auch so geht Imagepflege.
DFL versucht, zur „Normalität“zurückzukehren. Natürlich kann man den wirtschaftlichen Aspekt – wie bei anderen Unternehmen auch – durchaus nachvollziehen. Aus meiner Sicht stellt sich die Bundesliga in mehrerlei Hinsicht dennoch ein absolutes Armutszeugnis aus. Es werden viele Millionen für Spieler locker gemacht, damit man jetzt in der Krise ein Liquiditätsproblem feststellt und auf TV Gelder wartet? Warum sind keinerlei Rücklagen vorhanden? Und warum lässt man die unterklassigen Ligen seitens des DFB komplett im Regen stehen, wo man doch sonst mal schnell irgendwelche Millionen locker macht? Das Schlimmste ist jedoch, dass man etwa 20.000 Tests beansprucht, die an anderer Stelle fehlen. Die Labore werden von den Vereinen bezahlt. Können diese dann unabhängig sein? Was sind das für Regeln? Und wo bleibt zu guter Letzt eigentlich die Fürsorgepflicht für die Spieler in Bezug auf die Abstandsregeln? Ich halte einen Neustart unter diesen Umständen nicht für gerechtfertigt.
im Freien, Tennis, Golf, Reiten und andere, welche mit geringen Auflagen risikoarm erfolgen können. Der häufig genannte Grund aus Solidarität zum Massensport bleibe alles verboten, ist geradezu grotesk. Zusätzlich werden die Beiträge weiterhin schamlos eingetrieben. Zumindest sollten die Vereine Spendenbescheinigungen zur steuerlichen Absetzung ausstellen dürfen! Wenn die Politik weiterhin stur an den unsinnigen Einschränkungen des Lebens festhält, wird die Politikverdrossenheit weiter zunehmen.
Zu „Der dunkelste aller Tage“(RP vom 5. Mai): Wie kann am Ende aller Verhandlungen der Satz gesagt werden: „Aus unserer Sicht ist die Katastrophe aufgeklärt“? Was wurde in den letzten Jahren gerichtlich geklärt, was bearbeitet? Es ist für mich unbegreiflich – für alle betroffenen Familien ist dieses nicht zu verkraften. Ihnen wünsche ich viel Kraft für die Zukunft!