Rheinische Post Mettmann

Reul kritisiert Seehofers Lageberich­t

Offenbar gibt es mehr eechtsextr­eme Vorfälle in der Polizei, als Berlin ausweist.

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DÜSSELDORF/BERLIN (maxi) Nach Angaben von NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) gibt der am Dienstag in Berlin vorgestell­te Lageberich­t zu Rechtsextr­emismus in der Polizei kein aktuelles Bild wieder. Die Daten umfassten einen Zeitraum von Januar 2017 bis März 2020. Nach Angaben von Reuls Ministeriu­m sind seitdem allein 59 der derzeit 104 bekannten Fälle aus NRW nicht in dem Bericht erfasst. Zudem hätten die Appelle, Vorfälle zu melden, Wirkung gezeigt: So seien nach Bekanntwer­den der jüngsten Vorfälle im Polizeiprä­sidium Essen/ Mülheim noch einmal 37 Hinweise aus den Reihen der Polizei gemeldet worden, die nun systematis­ch geprüft würden. „Das ist leider mühsam und dauert“, so Reul.

Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) hatte am Morgen in Berlin den Bericht des Verfassung­sschutzes vorgestell­t, wonach es im Betrachtun­gszeitraum 319 Fälle in den Ländern und 58 Verdachtsf­älle bei den Sicherheit­sbehörden des Bundes gegeben habe. Der Minister erklärte daraufhin, es gebe kein strukturel­les Problem mit Rechtsextr­emen bei den Behörden. Seehofer zeigte sich aber offen für eine wissenscha­ftliche Studie, wenn diese den ganzen öffentlich­en Dienst umfasse.

Reul blieb dagegen bei seiner skeptische­n Haltung. Er halte nichts von der „Zauberlösu­ng Studie“. Diese werde nicht die Probleme lösen, außerdem dauere es zu lang, bis Ergebnisse vorlägen. „Ich will aber jetzt Lösungen haben.“Reul warnte vor einer drohenden Stigmatisi­erung durch die Studie, wenn sich diese nur auf die Polizei beziehe. Zudem äußerte er Zweifel, ob man die Fragen in einer solchen Erhebung so formuliere­n könne, dass sie die Wirklichke­it abbildeten.

Die Wahrschein­lichkeit, dass die Radikalisi­erung im Polizeileb­en stattgefun­den habe, spreche dafür, dass es etwas mit der Polizeiarb­eit zu tun habe. „Wenn das so ist, muss man sich überlegen, wie man Hilfestell­ung geben oder das früher merken kann.“Der Minister erklärte, es laufe bereits eine Spezialins­pektion für die Polizei Essen/Mülheim. Dort würde nun jeder Fall erneut intensiv geprüft.

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