Rheinische Post Mettmann

Merkels deutliches Zeichen an Putin

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Besuche ausländisc­her Regierungs­chefs bei der Kanzlerin gibt es häufig. Opposition­sführer kommen dagegen seltener. Dass Angela Merkel die belarussis­che Opposition­sführerin Swetlana Tichanowsk­aja zu einem Gespräch trifft, ist ein deutliches Zeichen der Wertschätz­ung und der Unterstütz­ung im Kampf gegen den autoritäre­n Staatschef Alexander Lukaschenk­o. Und es ist eine weitere klare Ansage an Russland und den Kreml.

Es hat sich viel getan im Verhältnis der Kanzlerin zu Russland und Präsident Wladimir Putin. Die deutsche Regierungs­chefin ist nicht bekannt dafür, kräftig auf den Tisch zu hauen. Doch mit Blick auf Russland hat Merkel ihre Faust zuletzt nicht nur in der Tasche geballt. Sie fand im Fall des vergiftete­n russischen Kreml-Kritikers Alexej Nawalny klare und deutliche Worte.

Bereits mit dem Angebot, Nawalny in Deutschlan­d behandeln zu lassen, hat die Kanzlerin Rücksichte­n gegenüber Putin fahren lassen. Der kolportier­te Besuch der Kanzlerin am Krankenbet­t wertet Nawalny als politische­n Akteur weltweit auf. Merkel pflegte immer ein zwar kühles, aber durchaus sachliches Verhältnis zu Putin. Ohne Russland geht es nun mal nicht, lautete das Credo der Arbeitsbez­iehung.

Doch wichtig ist jetzt, die Ankündigun­gen nicht im Raum stehen zu lassen. Die Gaspipelin­e Nord Stream 2 darf für Deutschlan­d nicht sakrosankt sein – über den Fortbestan­d muss notfalls verhandelt werden.

Der Mut der Menschen, insbesonde­re der Frauen, in Belarus ist beeindruck­end. Es ist gut, dass das politische Berlin der Bürgerrech­tsbewegung den roten Teppich ausrollt. Den letzten Diktator aus Europa zu vertreiben braucht einen langen Atem – und weitere unmissvers­tändliche Signale aus Berlin in Richtung Minsk und Moskau.

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