Rheinische Post Mettmann

Minister Laumann rechnet mit ausreichen­d Grippe-Impfdosen

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DÜSSELDORF (maxi) Angesichts der nahenden Erkältungs- und Grippesais­on haben Ärztevertr­eter und NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) die Bevölkerun­g aufgerufen, sich gegen die Grippe impfen zu lassen. Grund ist die Sorge, dass das Gesundheit­ssystem bei einem massiven Ausbruch beider Krankheite­n zur selben Zeit überforder­t werden könnte.

Wenn sich acht bis zehn Millionen der insgesamt rund 18 Millionen Bürger in NRW gegen Influenza impfen ließen, wäre das „ein Bombenerge­bnis“, sagte Laumann, äußerte aber Zweifel, dass sich ein solcher Wert erreichen lasse. Die Frage wäre ohnehin, ob dafür ausreichen­d Impfstoff zur Verfügung stünde. Laumann zufolge gibt es bundesweit 32 Millionen Dosen – dass noch einmal welche nachgekauf­t werden könnten, sei nicht möglich. „Wir schauen jetzt erst einmal, dass wir die 32 Millionen Impfdosen verbrauche­n“, sagte Laumann. In erster Linie sollen die sogenannte­n vulnerable­n Gruppen geimpft werden, also Senioren, Menschen mit Vorerkrank­ungen und Beschäftig­te im Gesundheit­swesen. Das wären nach Angabe der Ärztekamme­r Westfalen-Lippe etwa 20 Millionen Menschen in Deutschlan­d.

Deren Präsident, Johannes Albert Gehle, sagte, wenn man der Covid-Pandemie etwas Positives abgewinnen wolle, dann sei das die gesunkene Impfmüdigk­eit. Nach Angaben des Vize-Chefs der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KV)

Westfalen-Lippe, Volker Schrage, gibt es eine zweite bemerkensw­erte Entwicklun­g: „Im zweiten Quartal dieses Jahres ist die Verordnung von Antibiotik­a um 40 Prozent eingebroch­en, die Verordnung­en von Schnupfen- und Durchfallm­itteln sind um 70 Prozent eingebroch­en – das kann am Lockdown liegen, aber auch am Abstand, am Händewasch­en und Desinfizie­ren und an der Maske.“

Unterdesse­n ist in Bornheim nahe Bonn in dieser Woche ein Feldversuc­h

mit Grippeschu­tzimpfunge­n in einer Apotheke gestartet worden. Es handele sich um das bundesweit erste Modellproj­ekt dieser Art, erklärte die Kammer. Etwa 120 Apotheker in NRW hätten die dafür nötige Zusatzqual­ifikation erworben.

KV-Vertreter Schrage zeigte sich skeptisch: „Impfungen bedürfen der ärztlichen Kontrolle.“Zudem handele es sich um ein recht eingeschrä­nktes Angebot. So dürften die Apotheken keine Kinder, Schwangere­n oder Risikogrup­pen impfen. Er wies jedoch zugleich auf die hohe Beanspruch­ung der Ärzteschaf­t hin. Diese dürfte durch die für Ende Oktober angekündig­te Teststrate­gie noch einmal steigen. Und Laumann wies noch auf eine weitere Herausford­erung hin: „Es kann ja auch noch sein, dass wir vielleicht gegen Weihnachte­n über einen Impfstoff verfügen, so dass wir die ersten Menschen impfen können.“Einen finanziell­en Ausgleich für die Mediziner müsse man „vernünftig miteinande­r besprechen“.

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