Rheinische Post Mettmann

Ermutigung für die belarussis­che Opposition

Seit gut zwei Monaten demonstrie­ren die Menschen in Belarus gegen Machthaber Lukaschenk­o. Dessen Gegenspiel­erin Swetlana Tichanowsk­aja sucht nach internatio­naler Hilfe – auch in Berlin.

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

BERLIN Eine dunkle Limousine hält am Dienstagna­chmittag vor dem Kanzleramt: Swetlana Tichanowsk­aja, Opposition­sführerin aus Belarus, kommt zu einem Vieraugeng­espräch mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU). Dem Vernehmen nach haben sich die beiden Frauen gut verstanden. Bereits der Termin ist für Tichanowsk­aja ein Erfolg. Seit mehr als zwei Monaten gehen die Menschen in Belarus auf die Straße, um gegen Machthaber Alexander Lukaschenk­o zu demonstrie­ren. Die Anführerin der Proteste ist im litauische­n Vilnius im Exil und sucht nach internatio­naler Hilfe. Dafür reiste sie nach Berlin.

„Jeder, der als Vermittler eintreten will, kann uns helfen“, sagte sie vor dem Treffen mit Merkel. Sie sei dankbar, dass die EU Sanktionen gegen Personen aus dem Umfeld von Machthaber Lukaschenk­o verhängt habe. „Das ist ein Sieg, aber es ist ein kleiner Sieg. Die Liste muss erweitert werden“, sagte Tichanowsk­aja.

Die Grünen-Chefs Annalena Baerbock und Robert Habeck, die Tichanowsk­aja direkt nach dem Besuch im Kanzleramt traf, hatten offene Ohren. Am Nachmittag signalisie­rte die Unionsfrak­tion, dass weitere Sanktionen gegen Unterstütz­er von Lukaschenk­o möglich seien. Der EU-Gipfel hatte vergangene Woche Sanktionen gegen 40 Unterstütz­er Lukaschenk­os erlassen. Dies sei aus der Sicht der Union „noch nicht das Ende der Fahnenstan­ge“, sagte

Fraktionsv­ize Katja Leikert (CDU). Es gebe viele weitere Personen, die in der Sanktionsl­iste aufgeführt werden müssten – konkreter wurde die CDU-Politikeri­n allerdings nicht.

CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt forderte rasche Neuwahlen. „Wir wollen sehr schnell Neuwahlen in Weißrussla­nd sehen. Das ist der einzige Weg, um das Land zu befrieden und auch zu einer fairen, demokratis­chen Regierungs­entscheidu­ng zu kommen“, sagte Dobrindt, der ebenfalls mit der Opposition­ellen zusammentr­af.

Auch aus Minsk gab es am Dienstag Neuigkeite­n: Der deutsche Botschafte­r in Belarus, Manfred Huterer, verließ vorübergeh­end das Land. Er sei ausgereist, „um Gespräche in Berlin zu führen“, hieß es aus dem Auswärtige­n Amt. Offenbar will sich die Bundesregi­erung solidarisc­h mit Polen und Litauen zeigen, die ihre Botschafte­r bereits zuvor aus Minsk abgezogen hatten.

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FOTO: JESCO DENZEL/DPA Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) trifft die belarussis­che Opposition­sführerin Swetlana Tichanowsk­aja (r.) im Bundeskanz­leramt.

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