Der Beutelteufel ist zurück
Bisher kam das vom Aussterben bedrohte Raubtier nur noch auf der australischen Insel Tasmanien vor. Erstmals nach 3000 Jahren lebt der Beutelteufel nun wieder auf dem Festland. Tierschützer haben ihn dort ausgesetzt.
SYDNEY Das Experiment ist überwacht, das weitläufige Gelände nördlich von Sydney eingezäunt. Doch der Schritt, den Beutelteufel, der auch als Tasmanischer Teufel bekannt ist, auf dem Festland erstmals wieder in die (kontrollierte) Wildnis zu entlassen, ist ein historisches Ereignis für den australischen Tierschutz.
Denn Beutelteufel, die ihren Namen wohl dem „schrecklichen“Geräusch verdanken, das sie machen, wenn sie an ihrer Beute zerren, kommen seit geschätzten 3000 Jahren nicht mehr auf dem australischen Festland vor. Forscher vermuten, dass der Dingo für ihre Ausrottung verantwortlich sein könnte. Heute leben die Tiere in freier Natur nur noch auf Tasmanien, Australiens größter Insel im Südosten des Landes.
Insgesamt hat die Naturschutzgruppe Aussie Ark 26 Beutelteufel in ein 1000 Hektar großes Areal in den Barrington Tops, rund dreieinhalb Autostunden nördlich von Sydney, entlassen. „Sie sind frei“, bestätigte Aussie-Ark-Präsident Tim Faulkner dem „National Geographic“. „Wir haben aber einige grundlegende Mittel, um sie im Auge zu behalten.“So wird Aussie Ark mit Ortungsgeräten und Kamerafallen arbeiten, um in den kommenden Monaten zu überwachen, wie es den Tieren in ihrer neuen Umgebung ergeht.
Denn in dem Areal sind die Tiere nun – anders als im Zoo – auf sich selbst gestellt und müssen sich Unterschlupf, Wasser und nach einer Entwöhnungsperiode Nahrung suchen. Ist das Experiment erfolgsollen reich, in den kommenden Jahren weitere 40 Tiere freigelassen werden. Bei dem Projekt soll zudem herausgefunden werden, welche Auswirkung die Freilassung der Beutelteufel auf die natürliche Umgebung hat. Tasmanische Teufel seien „natürliche Schädlingsbekämpfer“und könnten helfen, das Ökosystem auf dem Festland wieGleichgewicht der ins zu bringen, beschrieb Faulkner seine Hoffnung im Interview mit dem Guardian.
Projekte wie diese sind aber auch wichtig für das Überleben der Tiere. Beutelteufel sind inzwischen als gefährdet eingestuft, nachdem viele freilebende Tiere von einem hochinfektiösen Gesichtstumor befallen sind. Die DFTD genannte Erkran(Devil kung Facial Tumour Diseawird se) übertragen, wenn die Teufel sich vor allem im Kampf um Futter beißen. Sie trat erstim mals Jahr 1996 im Nordwesten Tasmaniens auf und hat den Bestand der Raubtiere laut der Univon versität Tasmanien, die auch an Behandlungsmethoden und Vorbeugung forscht, in etwa halbiert.
Aussie Ark geht sogar davon aus, dass die wildlebende Population um bis zu 90 Prozent abgenommen hat. Hoffnung geben aber Züchtungsprogramme in Zoos und ein Projekt
auf Maria Island, einer kleinen Insel vor Tasmanien, wo bereits 2012 gesunde Tiere ausgewildert wurden, die sich seitdem gut vermehren.
Der Tasmanische Teufel ist ein Raubtier mit kräftigen Zähnen. Bisher ging man davon aus, dass die Tiere hauptsächlich Aas fressen und eher seltener auf die Jagd gehen, doch Euan Ritchie, ein Ökologe an der australischen Deakin-Universität, hat herausgefunden, dass die Tiere wahrscheinlich auch viele Pflanzenfresser sowie wilde Schädlinge in Schach halten.
Ritchie, der im Gespräch mit dem Guardian zwar warnte, dass jede Wiedereinführung einer Art in ein Ökosystem mit Risiken verbunden sei, äußerte sich insgesamt positiv über die Aktion. Denn aufgrund von Australiens „entsetzlicher“Artenschutz-Bilanz sei es wichtig, dass das Land neue Ansätze zur Wiederherstellung von Ökosystemen und zur Rückführung von Beutelteufeln in einige Regionen in Betracht ziehe.
Seit der Besiedlung durch die Briten vor über 200 Jahren sind in Australien Hunderte von Arten ausgestorben, darunter mindestens 50 Vogel- und Säugetierarten, vier Frösche und mehr als 60 Pflanzenarten. Aktuell erlebt das Land ein erneutes Massensterben, für das Forscher vor allem die eingeschleppten Wildkatzen, die sich massiv ausgebreitet haben, verantwortlich machen. Auch die Buschfeuer haben etlichen Tierpopulationen einen schweren Schlag versetzt.