Rheinische Post Mettmann

Der Beutelteuf­el ist zurück

Bisher kam das vom Aussterben bedrohte Raubtier nur noch auf der australisc­hen Insel Tasmanien vor. Erstmals nach 3000 Jahren lebt der Beutelteuf­el nun wieder auf dem Festland. Tierschütz­er haben ihn dort ausgesetzt.

- VON BARBARA BARKHAUSEN

SYDNEY Das Experiment ist überwacht, das weitläufig­e Gelände nördlich von Sydney eingezäunt. Doch der Schritt, den Beutelteuf­el, der auch als Tasmanisch­er Teufel bekannt ist, auf dem Festland erstmals wieder in die (kontrollie­rte) Wildnis zu entlassen, ist ein historisch­es Ereignis für den australisc­hen Tierschutz.

Denn Beutelteuf­el, die ihren Namen wohl dem „schrecklic­hen“Geräusch verdanken, das sie machen, wenn sie an ihrer Beute zerren, kommen seit geschätzte­n 3000 Jahren nicht mehr auf dem australisc­hen Festland vor. Forscher vermuten, dass der Dingo für ihre Ausrottung verantwort­lich sein könnte. Heute leben die Tiere in freier Natur nur noch auf Tasmanien, Australien­s größter Insel im Südosten des Landes.

Insgesamt hat die Naturschut­zgruppe Aussie Ark 26 Beutelteuf­el in ein 1000 Hektar großes Areal in den Barrington Tops, rund dreieinhal­b Autostunde­n nördlich von Sydney, entlassen. „Sie sind frei“, bestätigte Aussie-Ark-Präsident Tim Faulkner dem „National Geographic“. „Wir haben aber einige grundlegen­de Mittel, um sie im Auge zu behalten.“So wird Aussie Ark mit Ortungsger­äten und Kamerafall­en arbeiten, um in den kommenden Monaten zu überwachen, wie es den Tieren in ihrer neuen Umgebung ergeht.

Denn in dem Areal sind die Tiere nun – anders als im Zoo – auf sich selbst gestellt und müssen sich Unterschlu­pf, Wasser und nach einer Entwöhnung­speriode Nahrung suchen. Ist das Experiment erfolgsoll­en reich, in den kommenden Jahren weitere 40 Tiere freigelass­en werden. Bei dem Projekt soll zudem herausgefu­nden werden, welche Auswirkung die Freilassun­g der Beutelteuf­el auf die natürliche Umgebung hat. Tasmanisch­e Teufel seien „natürliche Schädlings­bekämpfer“und könnten helfen, das Ökosystem auf dem Festland wieGleichg­ewicht der ins zu bringen, beschrieb Faulkner seine Hoffnung im Interview mit dem Guardian.

Projekte wie diese sind aber auch wichtig für das Überleben der Tiere. Beutelteuf­el sind inzwischen als gefährdet eingestuft, nachdem viele freilebend­e Tiere von einem hochinfekt­iösen Gesichtstu­mor befallen sind. Die DFTD genannte Erkran(Devil kung Facial Tumour Diseawird se) übertragen, wenn die Teufel sich vor allem im Kampf um Futter beißen. Sie trat erstim mals Jahr 1996 im Nordwesten Tasmaniens auf und hat den Bestand der Raubtiere laut der Univon versität Tasmanien, die auch an Behandlung­smethoden und Vorbeugung forscht, in etwa halbiert.

Aussie Ark geht sogar davon aus, dass die wildlebend­e Population um bis zu 90 Prozent abgenommen hat. Hoffnung geben aber Züchtungsp­rogramme in Zoos und ein Projekt

auf Maria Island, einer kleinen Insel vor Tasmanien, wo bereits 2012 gesunde Tiere ausgewilde­rt wurden, die sich seitdem gut vermehren.

Der Tasmanisch­e Teufel ist ein Raubtier mit kräftigen Zähnen. Bisher ging man davon aus, dass die Tiere hauptsächl­ich Aas fressen und eher seltener auf die Jagd gehen, doch Euan Ritchie, ein Ökologe an der australisc­hen Deakin-Universitä­t, hat herausgefu­nden, dass die Tiere wahrschein­lich auch viele Pflanzenfr­esser sowie wilde Schädlinge in Schach halten.

Ritchie, der im Gespräch mit dem Guardian zwar warnte, dass jede Wiedereinf­ührung einer Art in ein Ökosystem mit Risiken verbunden sei, äußerte sich insgesamt positiv über die Aktion. Denn aufgrund von Australien­s „entsetzlic­her“Artenschut­z-Bilanz sei es wichtig, dass das Land neue Ansätze zur Wiederhers­tellung von Ökosysteme­n und zur Rückführun­g von Beutelteuf­eln in einige Regionen in Betracht ziehe.

Seit der Besiedlung durch die Briten vor über 200 Jahren sind in Australien Hunderte von Arten ausgestorb­en, darunter mindestens 50 Vogel- und Säugetiera­rten, vier Frösche und mehr als 60 Pflanzenar­ten. Aktuell erlebt das Land ein erneutes Massenster­ben, für das Forscher vor allem die eingeschle­ppten Wildkatzen, die sich massiv ausgebreit­et haben, verantwort­lich machen. Auch die Buschfeuer haben etlichen Tierpopula­tionen einen schweren Schlag versetzt.

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FOTO: DPA/GERRY PEARCE

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