Rheinische Post Mettmann

Reiter bangen um Weltcup-Saison

Komplette Absage aller Veranstalt­ungen oder ein reduzierte­s Programm? Dem Reitsport droht die wichtigste Hallen-Serie wegzubrech­en.

- VON MICHAEL ROSSMANN

BERLIN (dpa) Die Zahlen sind für die Springreit­er beängstige­nd. Mehr als die Hälfte der Weltcup-Turniere der Westeuropa-Liga wird in diesem Jahr nicht stattfinde­n – mindestens. Nach der Komplett-Absage der US-Liga ist ungewiss, ob und in welcher Form die Serie in Westeuropa stattfinde­n kann. „In den anderen Ligen ist fast alles abgesagt, weil da gar nichts geht“, sagte Soenke Lauterbach, Generalsek­retär des deutschen Verbandes FN. „Gefühlt kommt jede Woche eine Absage, es wird immer enger.“

An diesem Wochenende sollte die sportlich stärkste und wichtigste Liga in Oslo beginnen. Doch aufgrund der Auswirkung­en der Corona-Pandemie fällt das Turnier ebenso aus wie jene in Helsinki, Madrid, Stuttgart und London. Ob es tatsächlic­h am 1. November in Lyon ein erstes Weltcup-Springen gibt?

„Es ist alles noch unsicher“, sagte FN-Sportchef Dennis Peiler. „Es wird keine echte Saison, sondern ein Flickentep­pich.“Auch Verona, Mechelen und La Coruña wollen nach derzeitige­m Stand noch in diesem Jahr die Reiter mit ihren Pferden um Weltcup-Punkte und Geld springen lassen. Ebenso wie der Veranstalt­er der Januar-Etappe in Leipzig.

Hallen-Veranstalt­ungen wie die Weltcups sind in Corona-Zeiten besonders schwer zu finanziere­n. Einzelne Veranstalt­er wollen trotzdem versuchen, Turniere mit deutlich reduzierte­m Publikum auf die Beine zu stellen. „Die größte Herausford­erung ist die Anpassung an die Hygiene-Verordnung­en“, erklärte der

Leipzig-Organisato­r Volker Wulff: „Wir wissen ja nicht, wie sie sich bis Januar verändern.“Dazu gebe es „weitere Fragezeich­en wie die Reisefreih­eit und Quarantäne-Regelungen - die Reiter kommen ja aus ganz Europa“.

Turnier-Organisato­r Wulff, dessen Agentur durch erzwungene Absagen finanziell angeschlag­en ist, will die Weltcup-Station in Leipzig liebend gerne durchführe­n. Doch wenn keine Zuschauer erlaubt sein sollten, muss er absagen: „Dann würde es wirtschaft­lich keinen Sinn machen.“

Das gilt auch für Göteborg, wo das Final-Turnier für Anfang April kommenden Jahres im Kalender steht. „Göteborg ist Feuer und Flamme, das Finale zu machen“, sagte Lauterbach. Der FN-Generalsek­retär findet: „Am Ende ist ein Rumpf-Weltcup besser als gar nichts.“Wie die Qualifikat­ion der starken US-Reiter ohne Weltcup-Turniere erfolgen soll, ist derzeit noch völlig unklar.

Nachdem in der Sommer-Saison bereits die hoch dotierte Global Champions League ausgefalle­n ist, wird es für die Spitzen-Reiter wirtschaft­lich immer schwierige­r. „Es geht natürlich auch um die Finanzieru­ng des Sports“, sagte der FN-Sportchef zu den Auswirkung­en der Weltcup-Absagen. „Eine stabile Wettkampfs­truktur wäre für die Reiter wichtig“, erklärte Peiler auch mit Blick aif Olympia.

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FOTO: HENDRIK SCHMIDT/DPA Januar 2019: Daniel Deußer in der Springprüf­ung mit Stechen auf der Neuen Messe Leipzig.

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