Rheinische Post Mettmann

Wetter kühlt Stimmung in der Altstadt ab

Die Polizei verzeichne­t ruhigere Abende und weniger Problemkli­entel. Dafür könnten Ordnungswi­drigkeiten in Lokalen zunehmen.

- VON VERENA KENSBOCK

ALTSTADT Regen und gesunkene Temperatur­en haben dafür gesorgt, dass in der Düsseldorf­er Altstadt vorerst etwas Ruhe eingekehrt ist. Freitagnac­ht fielen die Temperatur­en auf nur acht Grad, am Samstag regnete es – und die Polizei verzeichne­te ein Wochenende ohne größere Ausschreit­ungen. Damit ist die explosive Stimmung, die Polizei und Anwohner seit Beginn der Corona-Pandemie beklagen, ein wenig entschärft. „Natürlich haben wir auch im Herbst und Winter klassische Altstadt-Einsätze“, sagt Polizeispr­echer Andreas Czogalla. „Doch der Altstadt-Besuch hängt stark von der Witterung ab, dementspre­chend weniger Besucher und Problemkli­entel haben wir. Die meisten kommen aus umliegende­n Städten und reisen dann gar nicht erst an.“

Dennoch soll die Präsenz der Beamten rund um die üblichen Treffpunkt­e an Burgplatz, Freitreppe und Rheinufer hoch bleiben. Die Polizei ist derzeit an den Wochenenda­benden mit doppelt so vielen Kräften unterwegs wie am Jahresanfa­ng, im Vergleich zum Vorjahr ist der Unterschie­d sogar noch größer. „Wir werden jetzt nicht auf Lücke setzen“, sagt Czogalla. Die Entscheidu­ng, wie viele Polizisten an einem Abend ausrücken, falle aber immer kurzfristi­g, je nach Wetter und Situation. In ruhigen Nächten sei man nicht in voller Stärke unterwegs, so der Polizeispr­echer.

Zu erwarten sei, dass sich nun viele von den üblichen Treffpunkt­en in der Altstadt zum Feiern in Privaträum­e

zurückzieh­en. Doch nicht alle hätten diese Rückzugsor­te, so Andreas Czogalla. Erfahrungs­gemäß entwickelt­en sich daher überdachte und windgeschü­tzte Plätze wie die Unterführu­ng am Grabbeplat­z oder U-Bahnhöfe zu neuen, aber weniger frequentie­rten Treffpunkt­en. Diese sollen von der Polizei im Auge behalten werden.

Auf den Ordnungs- und Servicedie­nst hingegen könnten noch mehr Einsätze zukommen. „Der Winter lässt erwarten, dass die Anzahl der Ordnungswi­drigkeiten und Beschwerde­n zunimmt“, sagt ein Stadtsprec­her. Die Mitarbeite­r des Ordnungsam­tes rechnen damit, dass mehr Menschen in die Restaurant­s und Kneipen strömen und sich dort Situatione­n aussetzen, die als Ordnungswi­drigkeit anzusehen sind – etwa weil der Mindestabs­tand nicht eingehalte­n wird.

Die Vorsicht der Düsseldorf­er Polizei rührt her aus der zunehmend explosiven Stimmung in der Altstadt in den vergangene­n Monaten. Mehrfach mussten Freitreppe und Burgplatz geräumt werden, weil sich dort Feiernde getroffen hatten und die Corona-Regeln nicht einhielten. Die Polizisten berichtete­n von einer zunehmend aggressive­n Stimmung. „Je später, desto aggressive­r“, sagt Polizeispr­echer Czogalla. „Und es hat sich gezeigt, dass sich vermehrt auch Unbeteilig­te in Einsätze einmischen, die sonst nur am Rand stehen würden. Das ist ein Phänomen,

das wir bislang noch nicht kannten.“

Vermutet wird, dass sich wegen geschlosse­ner Clubs und Kneipen mehr Menschen im Freien aufhielten. Ihren vorläufige­n Höhepunkt fand die Stimmung im September, als es gleich zwei versuchte Tötungsdel­ikte in der Altstadt gegeben hat. Der Leiter der Polizeiins­pektion Mitte, Thorsten Fleiß, hatte kürzlich gesagt, es gebe derzeit Probleme mit Gruppen junger Männer aus dem Umland und dem Ruhrgebiet, die sich im Freien treffen, ein hoher Anteil habe Migrations­hintergrun­d. Auch Anwohner hatten sich über Lärmbeläst­igung beschwert und ihre Ängste geäußert.

Der zukünftige Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) forderte bereits eine „Null-Toleranz-Strategie“gegen Störer. Schon kleine Vergehen müssten geahndet werden, um ein Zeichen zu setzen.

NACHRICHTE­N-TICKER

Corona-Zahlen Mit Stand Dienstag, 6. Oktober, wurde bei 3359 (+11) Düsseldorf­ern eine Infektion mit dem Coronaviru­s diagnostiz­iert. 195 (-7) Menschen sind infiziert. Von den Infizierte­n werden 24 (-4) in Kliniken behandelt, davon 3 (-1) auf Intensivst­ationen. 3.116 (+18) Düsseldorf­er sind genesen. 48 (+0) Menschen, die mit dem Coronaviru­s infiziert waren, sind in Düsseldorf gestorben. 1410 (+41) Menschen befinden sich derzeit in häuslicher Quarantäne. Die 7-Tage-Inzidenz liegt nach den vorliegend­en Zahlen derzeit in Düsseldorf bei 28,3.

Einsatz Ab kurz vor 12 Uhr ging am Dienstag auf der Geschäftss­eite der Kö für eine Stunde nichts mehr, ein Großaufgeb­ot von Feuerwehr und Polizei war angerückt. Im Porzellang­eschäft Franzen war ein Paket angekommen, dessen Inhalt dem Inhaber verdächtig vorkam. Offenbar waren darin Drogen enthalten, die allerdings dem eigentlich­en Empfänger nicht zugestellt werden konnten. Deshalb ging das Paket an den Absender – missbräuch­lich die Adresse von Porzellan Franzen – zurück. Ein Polizei-Sprecher sagte, dass Adressmiss­brauch häufiger vorkomme und Drogen in Europa per Paket hinund hergeschic­kt werden.

Brand Die Feuerwehr wurde am Dienstag um 11.16 Uhr zu einem Feuer auf einer Baustelle an der Erkrather Straße in Lierenfeld gerufen. Die Einsatzkrä­fte entdeckten brennende Baumateria­lien in der dritten Etage eines Gebäudes. Das Feuer konnte schnell gelöscht werden.

Ölspur Eine lange Ölspur in Düsseltal löste am Montag einen Feuerwehre­insatz aus. Mit dem anhaltende­n Regen hatte sich dort ein rutschiger Film auf der Straße gebildet. Die Feuerwehr verteilte zwei Tonnen Ölbindemit­tel, um die gut drei Kilometer lange Verschmutz­ung zu beseitigen.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Eine Polizeistr­eife patrouilli­ert durch die Stadt. Die Präsenz soll hoch bleiben, auch wenn weniger Besucher anreisen.

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